Ich freue mich jedes Jahr auf die Speyerer Basteltage im November. Es ist eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen. Und das eigentlich zu einer der traurigsten Zeiten meines Lebens. Eltern geschieden, Mutter alleinerziehend, Geld überall knapp. Meine Mutter, die Menschenmassen hasst packte mich und meinen Bruder und wir fuhren rüber, nach Speyer, in die Stadthalle. Wir bastelten eine Arche aus Holz und ein kleines Auto. Konzentriert und mit einfachen Anleitungen lenkten wir uns vom Alltag ab, versunken in Holzstückchen, Kleber und Glitzer. Es gab eigentlich schon immer Glitzer. Und unsere Mutter fing an, einen Adventskalender zu basteln, der uns von da an jedes Jahr erfreute und der heute im Durchgang zwischen Wohn- und Esszimmer meines Hauses hängt. Es war der kleine Beweis, dass die Welt sich weiterdreht und wir nicht aufgeben. Vielleicht war es das erste Mal, dass ich nicht aus „Zwang“ wie in Kindergarten und Schule bastelte, sondern, weil ich das Ergebnis so toll fand. Und weil diese Ergebnisse halt auch nicht nach „Kindergarten und Schule“ aussahen.
Wenn ich kann, besuche ich auch mit meinen Kinder die Basteltage in Speyer. Das geht nicht jedes Jahr. Manchmal war ich krank – oder das Kind. Oder mein jüngstes war so klein, dass ich es weder mitnehmen wollte in das Gewusel aus quengelnden Kindern und erschöpften Erwachsen, noch zu Hause lassen konnte, weil es auf mich und den Inhalt meiner Brüste angewiesen war. Meine geliebten einfachen Lesezeichen habe ich dort gefunden und sie nicht nur selbst, sondern auch mit Kindern aller Altersklassen nachgebastelt. Auch dieses Jahr habe ich etwas Tolles entdeckt. So toll, dass ich es euch direkt mitgebracht habe.
Dieses Jahr
Der Stand des Scrapbook Ladens auch Hockenheim ist mir schon lange einer der liebsten auf der Bastelmesse. Weil man dort tollen, nützliche Gegenstände für den Alltag herstellen kann, die genial aussehen, wiederverwendet werden können. Mehr als Deko, etwas Persönliches und auf jeden Fall ein Anreiz mehr zu machen. Für mich kinderleicht, inspirativ und begeisternd. Beim ersten Blick in diesem Jahr auf das Angebot des Ladens sind mir gleich mehrere Möglichkeiten aufgefallen. Langsam wurde die Zeit eng, mein Schwiegervater war dabei, die zwei Kleinen unruhig – und fünf Minuten später mit Apfelsaft übergossen. Hinsetzten und alles ausprobieren war also nicht. Ich entschied mich spontan für etwas, was ich wirklich brauche. Einen kleinen Tischkalender mit Block. Dort kann ich am Schreibtisch schnell notieren, welches Buch ich noch aus der Bibliothek brauche, ohne nach einem Stück Papier wühlen zu müssen und auch fix nach den Daten schauen. Ja, ich kann dafür das Handy nehmen, aber gerade wenn ich konzentriert arbeite, möchte ich nicht hin und her zwischen elektrischen Geräten springen, sondern einfach mal den guten alten Stift auf das gute alte Papier drücken.
Basteln wir los
Ich habe den Bastelsatz zu Hause erst geöffnet. Drei verschieden große Rechtecke sind dabei, eines ist bereits gefalzt (Knichrillen für das richtige Falten), außerdem zwei gestanzte Stücke (Ein Tintenfässchen und eine Feder) und zwei Blöcke (ein rechteckiger Kellnerblock und ein Kalender). Das einzige, was ihr zum Basteln noch braucht ist Kleber. Scrapbooking ist ein (oh Wunder) ein englischer Begriff, der andeutet, dass Schnipsel und Papierstücker als Erinnerungsstücker dienen und eingeklebt werden. Wir kennen das vielleicht mit Kinokarten, Eintrittkarten, Flugtickets, Rechnungen oder Ansichtskarten, Visitenkarten und so weiter. Beim Scrapbooking werden diese Stücke möglichst dekorativ und kunstvoll zusammen mit Fotos in Bücher geklebt oder anders arrangiert. ein gutes Bullet Journal ist manchmal nichts anderes, wobei Scrapbooks eher aufwendigen, individuellen Fotoalben ähneln.
Der erste Schritt besteht darin, das größte (14,5*24 cm) Rechteck aus Cardstock (dickeres Tonpapier, ähnlich wie Tonkarton) zu falten. Jeweils quer, einmal bei 6 und einmal bei 12 cm. Dadurch entsteht eine kleine Rampe. Auf dem Teil, den ihr eben gefaltet habt und der „nach oben“ schaut, geht es weiter. Srapbooking ist übrigens keine neumodische Nostalgieanwandlung, sondern war bereits bei Mark Twain sehr beliebt. Das Festhalten von Erinnerungen wurde vor allem mit selbstklebenden Fotoalben und gedruckten Fotobüchern zur schnellen Masse, statt dem aufwendigen Projekt des künstlerischen Gestaltens. (geben wir es ruhig zu: wir haben heute auch gar nicht mehr die Zeit, uns mehrere Abende, Wochen, Monate hinzusetzen, um alle Ereignisse so festzuhalten.)
Drauf klebt ihr das kleinere (14,5 * 12 cm) Rechteck aus Cardstock. Das heißt, nur der untere Teil des zweiten Rechtecks wird festgeklebt, die obere Hälfte steht über. Wenn eure Fläche unten noch nicht auf dem Rest des größeren, gefalteten Papier aufliegt, macht euch keine Sorgen, das wird schon noch, denn das Gewicht wird gleich zunehmen. Scrapbooks könnten generell schon mal schwerer sein, denn heute werden oft auch kleine Holzverzierungen oder Metalldeko aufgeklebt. Wer Streudeko für Tische oder Fotos sucht, ist gut beraten, auch mal bei Scrapbook-Materialien zu schauen. Es ist unglaublich, was es da alles gibt.
Klebeschritte
Auf die beiden zusammengeklebten Cardstock-Teile kommt nun das kleinste (13,5 * 11 cm) Reckteck aus Scrapbooking Papier. Das ist Papier, einfarbig oder mit Muster, ebenfalls etwas dicker, aber nicht ganz so fest wie Cardstock. Im Grunde soll es den Hintergrund für das bieten, das ihr später darauf klebt, hier den Kalender. Denkbar wären auch Fotos (Klassiker beim Scrapbooking) oder bestimmte Erinnerungsstücke. Das kleinste Rechteck klebt ihr möglichst mittig auf das mittlere. Natürlich könnt ihr diesen Schritt auch vorziehen und das fertige „Kalenderteil“ auf den gefalteten Abschnitt des großen Rechtecks kleben. Es ist allerdings einfacher, die Teile einzeln festzudrücken.
Im Grunde sind wir jetzt schon fast fertig. auf das Scrapbookingpapier gehört jetzt noch der Kalender und dazu die gestanzten Deko-Teile. Spätestens jetzt ist der obere Teil so schwer, dass der Rand unten aufliegt. Damit es nicht gleich zusammenklappt, schnell noch den Kellnerblock unten aufkleben. Ich empfehle dabei darauf zu achten, wie ihr später die einzelnen Blätter abreißen wollt. Ich bin Rechtshänderin und habe den Bund darum links aufgeklebt. So kann ich schnellstmöglich von rechts ein Papier greifen und nach links abziehen. Schön finde ich, dass der Kalender jährlich neu gefüllt werden kann. Ich am Ende einfach einen neuen Block aufkleben oder den Kalender oben gegen Bilder austauschen und nur den Block unten wieder befüllen – oder sogar ergänzen mit Post-It’s, die man bei der Promotion nötiger hat, als die tägliche Portion Kaffee.
Das Basteln ging wirklich kinderleicht und ich werde das ganze bestimmt das ein oder andere mal mit den Kleinen nachbasteln. Vielleicht etwas abgewandelt und mit unterschiedlichen Hintergründen und Stanzdeko. Während mit die Feder und das Fässchen wirklich ausgesprochen gut gefallen, ist das Hintergrundbild so lala. Auf der Rückseite ist ein gräuliches Blau, das wäre auf jeden Fall weniger bunt, aber ich wollte es euch mit der gemusterten Seite zeigen. Natürlich könnt ihr das Ganze mit normalen Tonkarton und Papier nachbasten. Wenn ihr ordentlich Faltet braucht ihr kein Falzbrett und wer ein Meister im Ausschneiden ist, wird auch ohne Stanzer glücklich. Aber …
Was ihr heute gewinnen könnt:
Ich habe auf der Speyerer Bastelmesser nicht nur ein Päkchen für mich mitgenommen, sondern auch an euch gedacht. Darum verlose ich jetzt zwei Sets mit allen Papier-Teilen, die ihr für den Tischkalender mit Kellnerblock braucht inklusive der Anleitung vom Scrapbookladen. Wen ihr gerne bastelt oder noch eine Kleinigkeit für jemanden braucht, der sowas mag, seid ihr jetzt goldrichtig. Da das Set wirklich einfach ist, eignet es sich auch, um mit Kindern zu basteln. Meine Frage ist auch ganz einfach: Was habt ihr als Kinder gebastelt (oder als Erwachsene)? Einfach hier kommentieren und mit etwas Glück schicke ich euch eines der Sets bald zu. Viel Spaß beim Basteln.
Teilnahme ab 18 oder mit Einverständnis eines Erziehungsberechtigten, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt werden. Leser meines Blogs, die mir folgen und teilnehmen, bekommen ein Los extra. Generell habt ihr bei jedem Türchen die gleiche Chance, zu gewinnen. Das Gewinnspiel für den Gewinn zum 12.12.17 beginnt mit diesem Post und endet am 14.12.2017, 23:59.
Hallo und guten Tag,
also als Kind war ich persönlich nicht so der Bastelfreund….irgendwie hat meine Mama da auch nie den Drang gehabt.
Aber durch meine Mutter-und KindGruppe, die ich geleitet habe und dann später auch im Kindergarten war basteln plötzlich ganz selbstverständlich und normal…..und gerade in der Weihnachts oder Osterzeit kommt an unsere Fenster immer noch die gebastelten Sachen meiner Kids und mir….
LG..Karin…
was für eine hübsche Idee! und sieht gut aus! 🙂
aber richtig beschäftigt habe ich mich mit deiner Frage, nach meinen Bastelerinnerungen als Kind …
Himmel… schwierig: der gleichzeitige Umgang mit Schere, Papier, Klebstoff und Händen … und der Bastelanleitung – Lol
Ich glaube am vorzeigbarsten waren die Fenstersterne aus Transparentpapier, aber da ich mich neuen Herausforderungen immer schon mutig entgegen gestellt habe: irgendwann bin ich dann zu Marionetten übergegangen – fragt mich nicht, wie DIE aussahen – hehehe
Oh, jetzt bin ich aber neugierig 😉
Liebe Eva,
ein total gelungener Beitrag! Ich bin voll der Bastelfreak! Aber irgendwann war keine Zeit mehr. Jetzt hoffe ich, dass wenn meine Kids noch ein kleines bisschen älter werden, meine Bastelphase 2.0 starten wird! hihi
Eine zeitlang habe ich so Window-Color Fensterbilder gemacht, Laternen fand ich immer super schön. Und auch riesige weihnachtliche Fensterbilder, die ich dann immer verschenkt habe.
Dieses Set finde ich sehr schön! So ein süßer Kalender im Büro würde mir täglich den Tag versüßen. hihi
GlG vom monerl
Der Kalender ist einfach toll geworden! 🙂
Ich habe schon als Kind gerne gebastelt und war sogar in einer Bastelgruppe, die sich einmal in der Woche getroffen hat. Ich erinnere mich daran, eine Laterne aus Zeitungspapier, Tapetenkleister und Transparentpapier gebastelt zu haben. Mit Salzteig und Fimo habe ich auch gerne gearbeitet. Heute arbeite ich mehr mit Papier — in erster Linie Karten für besondere Leute. Und dann gibt es noch ATCs (Artist Trading Cards). Google einfach mal! 🙂
Viele liebe Grüße,
Birgit