Geschlechtertrennung bei der Schokolade

Spannung, Spiel und Schokolade gibt es jetzt auch mit rosa Glitzer. In seiner neusten TV-Werbung  führt „Kinder Überraschung“ das Mädchen-Ü-Ei ein. Voller Feen und Prinzessinen und Einhörner. Für mich ein Grund, keine Überraschungseier mehr zu kaufen, egal ob mit oder ohne Glitzer.

Mit dieser Geschlechtertrennung bei der Schokolade macht Ferreror sich nicht beliebt – jedenfalls bei mir als Mutter. Tagtäglich kämpfe ich gegen vermeindliche Geschlechterstereotyopen, mit denen mein Kind konfrontiert wird: Jungen tragen kein Rosa, keinen Nagellack, keine langen Haare; Mädchen spielen in der Puppenwohnung, nicht auf dem Bauteppich, essen weniger, ziehen sich hübsch an. Ich halte dagegen, wenn der freche Blonde aus der KiTa-Gruppe meines Kindes sagt: „Das ist aber eine Mädchensache“, denn das ist es nicht, das wird es erst durch solche Sprüche und rosa Glitzer auf der Schokoladenpackung.

In meiner Kindheit, sagen wir vor gut 15 Jahren, als ich kleine 10 war, interessierten wir uns nicht dafür, ob ein Auto oder ein Pony im Überraschungsei war. Da war etwas drin und das zählte. Ich spielte mit meinem Bruder auf dem Auto-Teppich, baute mit Bausteinen und er spielte auch mal mit den „Mädchensachen“. Das Leben ist eben nicht nur schwarz und weiß, oder rosa und blau. Und wir Menschen auch nicht.

Unsere Kinder aber wachsen in einem erschreckend differenzierterem Geschlechterverständnis auf, dank Mädchen-Ü-Eier und Co. Selbst die Kindersendungen werden immer geschlechtsspezifischer gestaltet – ein Grund mehr das Kind nicht vor dem Fernseher zu parken. Die Kampagner Pinkstinks versucht deutschlandweit über solche neuen Ideen, die unsere Mädchen in rosa Glitzermonster verwandeln wollen (die Idee kommt aus dem Englischen, darum auch der Name). Sowas wäre doch auch für Jungs ganz praktisch, die genug haben, immer nur Autos, Bauarbeiter und Handwerker vorgesetzt zu bekommen. Und es wird immer schlimmer, wie aus Schokoladeneiern kommende Feen gerade zeigen. Statt Gleichstellung und Gleichberechtigung lernen unsere Kinder, dass sie von ihrem Geschlecht abhängen und sich daran zu orientieren haben. Gute Nacht, schöne Welt.

Auf an apple a day schreibt Anne Wizorek was sie von den Mädchen-Ü-Eiern hält. Besonders lachhaft: Ferreror kam auf die Idee, weil Mädchen laut Marktforschung vielfältig sind und mehr wollen, als Rosa und Glitzer. Die darum umgesetzte Maßnahme ist in der Hinsicht dann eher kontraproduktiv. Zum Glück.

In sozialen Medien und dem Netz gibt es bereits große Disskussionen. Auf Facebook richtet sich die Kritik direkt an Kinder-Riegel. Die Frankfurter Gemeine Zeitung dagegen amüsiert sich über die Werbung am Campus Bockenheim und dem Slogan der Mädchen-Ü-Eier, von dem mir nahezu schlecht wird : „Ei love rosa“. Und jgloscher schreibt auf Dr.Mutti wie sexistisch manche Figuren in diesen neuen Eiern so sind – perfekte Vorbilder also auch noch für die Frau von morgen.

Traurig und erschreckend finde ich diese Entwicklung und mein Frust wird mich davon abhalten, in Zukunft Überraschungseier zu kaufen, wahrscheinlich bleibe ich für einige Zeit allen Ferrero-Produkten fern – das wird eine Wohltat für mein Gewissen, meine Hüften und meine Muttergefühle. Daneben werde ich Annes Rat beherzigen: „Und wer gerne per Mail sagen möchte, wo Ferrero sich rosafarbene Ü-Eier hinstecken kann, darf an presse@ferrero.com schreiben und mitteilen, dass Pinkifizierung für Mädchen niemals Fortschritt bedeutet.“

Ich kann nur hoffen, dass die Mütter und Töchter der von Ferrero besetzten Welt zeigen, was sie von rosa glitzernden Ü-Eiern und ihren halb bekleideten Figuren halten, so dass wir diese Unart der Schokoladeneier nicht allzu lange in den Geschäften ertragen müssen. Es wäre doch mal schön, wenn sie ein Zeichen setzten und den Mist einfach nicht kaufen würden.

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3 Kommentare

    1. Hallo Robert, eine ganz ähnliche Interpretation zeigt die Frankfurter Gemeine Zeitung: http://kwassl.net/2012/07/24/neues-vom-campus-heute-uberraschung/ 🙂

      Lg, Eva

  1. Ich finde das auch einfach nur lächerlich. Das Problem hierbei ist einfach, dass die Konsumenten sich z.T. freuen, dass etwas extra auf das biologische Geschlecht eines Kindes abgestimmt wird. Es gibt ja auch Mädchen und Jungs-Wundertüten.
    Ein Albtraum!

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