Obwohl ich ja eigentlich keine Liebesromanleserin bin hat mich Zwei für immer vom ersten Augenblick an interessiert. Nicht nur, wegen der plötzlichen Mutterrolle, sondern auch weil ich es durchaus interessant finde, das Spagat zwischen Konservativem (Kind und Heiraten, etc.) und Modernem zu wagen. Erschienen ist Zwei für immer bei rütten & loening (Aufbau Verlag) mit 432 Seiten Anfang 2016.
Fisher und Ivy sind gerade frisch zusammen, als sie merkt, dass sie schwanger ist. Die Beziehung überspringt damit die Phase des Kennenlernens und Auslotens und schon müssen die beiden lernen, eine Familie zu sein. Unter erschwerten Bedingungen, denn neben der Belastung der Schwangerschaft kämpft ihre Liebe mit einem gestrandeten Bruder, unausgesprochenen Verdachtsfällen und einem todkranken Freund. Und die größte Belastung wartet noch auf beide.
Ich finde das Buch wirklich großartig. Fischers Sichtweise ist gleichzeitig nüchtern und voller Emotion. Er liebt Ivy und seine größte Sorge ist, dass sie sich von ihm abwendet, dass er etwas falsch gemacht hat. Darum schweigt er, selbst wenn es Punkte gibt, die er gerne zur Sprache bringen würde, bis sie aus ihm herausbrechen. Das macht ihn unglaublich menschlich. Als Regisseur würde er gerne etwas Bedeutendes machen und scheitert in der Werbung an der Realität, für eine Familie sorgen zu müssen.
Sein Blick auf Ivy ist darum gleichzeitig realistisch wie verliebt verzerrt. Ihre Eigenheiten werden für ihn zum sakralen Erlebnis. Vater zu werden stürzt ihn dann auch nicht in eine tiefe Sinnkrise, sondern konfrontiert ihn im ersten Moment mit einem unerwarteten Zustand, den er erst in einem zweiten Schritt als wünschenswert erkennt. Die Überlegungen bieten dabei eine so glaubhafte Innensicht, dass es mir als Leserin leicht viel, mich mit ihm zu identifizieren. Und auch mit Ivy stehe ich beim Lesen durch Fischers Sichtweise in Verbindung, was ich grandios gemacht finde.
Die größte Prüfung der beiden nach der Geburt ging mir emotional nahe, weil ich die Geschehnisse so schockierend wie realistisch finde. Vielleicht ist hier der Zugang als Mutter ein anderer, aber bis dahin ist ohnehin die Identifizierung mit den Figuren so weit fortgeschritten, dass auch Nicht-Eltern die Tragweite der Handlung begreifen werden.
Sehr schön finde ich, dass der Stil keineswegs verkitscht ist, sondern mit viel Komik und Ironie daherkommt, tragische wie romantische Momente kennt und damit zu einer wunderbaren, lesenswerten Komposition wird. Darum würde ich dem Buch fast lieber das Siegel Lebensroman geben, als Liebesroman. Hier ist die Liebe so glaubwürdig und realistisch in das Leben der Figuren eingewoben, dass der Roman weder eindrucksvoll am Leser vorüberziehen kann, noch unglaubwürdig romantisiert ist.