Träume aus Feuer – Maja Winter

Bei Netgalley habe ich Maja Winters Träume aus Feuer entdeckt. Schon allein Bild und Titel haben mich neugierig gemacht, der Klappentext hatte mich endgültig gefangen. 560 Seiten hat der Roman, der fantastische Elemente trägt und bereits 2016 bei Bastei Lübbe erschienen ist. Danke für mein Rezensionsexemplar!

Ayanna, Prinzessin, Tochter eines Dichters ohne Inspiration und einer machtgierigen Frau, hat die Gabe. Sie träumt, hat Visionen. Doch diese Träume sind so schrecklich, dass sie weder haltbar noch deutbar sind für die 12jährige. Als der Knappe Karim mit dem Boten des Großkönigspaares am Hof eintrifft, ändert sich ihr Leben für immer. Doch auch Karim hat seine Geheimnisse. Er ist ein Wüstendämon und sein nächstes Ziel hat eine schrecklich persönliche Rache verdient.

Viele Anfänge

Träume aus Feuer ist der Auftakt zu einer Reihe. Vieles wird hier angefangen, was in folgenden Bänden verdient, zu Ende gebracht zu werden. Ayanna steht am Anfang des Romans an der Schwelle zwischen Kindsein und Erwachsenwerden. Sie spielt und denkt kindlich, ihre Visionen sind für sie lediglich Albträume und Gedanken an die Zukunft verschwendet sie nicht. Nach und nach ändert das sich, schon bevor sie auf Karim trifft. Dabei zeigt die junge Prinzessin sich erstaunlich klar, aber auch naiv.

Währen Ayanna die ersten Schritte Richtung Erwachsensein unternimmt, bahnt sich am Hof eine Intrige an. Geheimnisse, Betrug, Machtgier und Listen stacheln sich aus unterschiedlichen Richtungen auf. Und über allem schwebt die Gefahr, die Ayannas Träume, von denen niemand wissen darf, aussenden. Erstaunlich finde ich, dass der Erzähler hier durchaus ein auktorialer ist, was zunehmend seltener geworden ist. Er springt zwischen den Figuren und nimmt zeitweise die Stellung eines personalen Erzählers an, doch die Schnelligkeit des Fokuswechsels, sowie die Möglichkeit, Dinge vorauszusehen und in die Gedankenwelt aller Figuren zu tauchen, enttarnen ihn schnell. Das hat mich neugierig gemacht.

Die Schlüsselfigur

Karim nimmt eigentlich erst etwas später Raum ein. Er bleibt eine Nebenfigur, aber eine zutiefst interessante. Vieles zu seinen Beweggründen erfährt der Leser eigentlich über andere Figuren. Dieses Mysterium, das er dadurch auch für den Leser gewinnt, bringt Spannung, Neugierde und wird immer wieder mit kleinen Eindrücken belohnt. Dass gerade er aber für die Handlung, den Verlauf und Ayannas Schicksal eine Schlüsselrolle einnimmt, wird immer wieder klar.

Der Roman lebt durch die verschiedenen Perspektiven und Nebenstränge richtig auf. Ein komplexes Bild besteht, dessen genauer Verlauf hier noch nicht zu erkennen ist, aber zumindest zu erahnen. Außergewöhnlich finde ich, wie viel Mühe sich die Autorin mit der Tiefe der Figuren macht. Sie alle haben ihre Vorgeschichte, ihre Gründe und Entscheidungen, ihre Geheimnisse, Fehler und Stärken. Diese grandiose Mischung führt dazu, dass der Leser immer wieder zwischen den einzelnen Strängen hin und her geworfen wird und sich nicht entscheiden kann, wer jetzt gut oder böse, richtig oder falsch, heldenhaft oder niederträchtig ist.

Der packende Stil und die großartige Komposition der Handlung ist einfach lesenswert. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weitergeht, und erwarte die Fortsetzung sehnsüchtig.

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