Sharj und das Wasser des Lebens – Audrey Harings

Über Literaturtest wurde ich auf Sharj und das Wasser des Lebens von Audrey Harings aufmerksam, 244 Seiten. Veröffentlicht 2016 bei BoD. Die Idee fand ich interessant und war gespannt.

Sharj lebt bei Pflegeeltern, seit ihre Eltern bei einem Unfall gestorben sind. Dort fühlt sie sich geborgen, ahnt aber nichts von den wahren Gedanken ihrer Pflegeeltern. Während Sharj eines Tages bei einem Schulausflug mit ihrem besten Freund José in eine magische Welt reisen muss, um dort einem König das Leben zu retten, plant ihr Stiefvater, sie zu vergiften. Ahnungslos machen sich Sharj als Elfe und José als Drache auf die Suche nach dem Wasser des Lebens und müssen mehr als nur einen Feind besiegen.

Die Idee, die Geschichte auf zwei Ebenen verlaufen zu lassen, hat mir sehr gefallen. Die Illustrationen sind sehr farbenfroh und fantasievoll, kindgerecht und trotzdem spannend. Und auch der Handlungsstrang ist kindgerecht aufgebaut. Schön ist, dass auch einige Nebenfiguren etwas mehr Raum bekommen.

Es mag am Genre des Kinderbuchs liegen, aber mir waren die Figuren dennoch zu stereotypisch. Der böse Stiefvater ist hässlich und stinkt. Dass seine Frau dagegen wunderschön und eitel ist, mag vielleicht einem Kind noch plausibel erscheinen. Ein etwas älterer Leser wird bei so krassen Gegensätzen schon stutzig. Ähnlich ist es bei Sharjs Pflegeschwester und deren Freundin, die sowohl intellektuell, als auch vom Verständnis her einfach weit auseinander stehen.

Sharj selbst ist in Bezug auf ihre Stiefeltern verklärend naiv. Das wird unglaubwürdig, wenn sie als Elfe durchaus das Böse erkennt. Die magische Welt ist gut gezeichnet und die Idee, Sharj und José zu verwandeln, wirklich gut, da sie so viel stärker eintauchen können. Wichtiges Element in diesem Roman ist der Zufall, der sowohl Sharj und José hilft, als auch dafür sorgt, dass der Plan, Sharj zu vergiften, vereitelt wird. Manchmal wirkt das schon wie ein System und nicht jeder mag das. Der Stil ist simpel, aber nicht wirklich mitziehend. Das gewisse Etwas fehlte mir einfach.

Von kleineren Fehlern abgesehen (wie vertauschte Namen, sich wiederholende Beschreibungen) ist für mich ein großes Manko, dass manche Elemente unausgereift bleiben. Es sind aber drei Fortsetzungen geplant, sodass diese Lücken noch gefüllt werden könnten. Hier aber lassen die Leerstellen gerade jüngere Leser rätselnd zurück und wirken teilweise wie die sogenannten Cliffhanger.

Das Buch weist ein gutes Grundgerüst auf, das leider nicht immer genutzt wurde. Offene Handlungsstränge und ein etwas unausgereifter Stil haben dafür gesorgt, dass Sharj und das Wasser des Lebens mir weniger gut gefallen hat. Vielleicht können manche dieser Punkte in einem Kinderbuch noch nachgesehen werden. Aber ich finde, auch junge Leser sollten nicht mit unausgereiften Texten konfrontiert werden.

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