Schattenmelodie ist der zweite Teil der Zauber der Elemente Reihe von der Indie-Autorin Daphne Unruh, das meine Hauptaufgabe für diesen Monat geworden ist. 365 Seiten hat die phantastische Geschichte, die zwar an Kiras Erlebnisse aus dem ersten Band anschließt, aber aus unterschiedlichen Gründen auch wunderbar für sich stehen kann.
Hauptfigur von Schattenmelodie ist Neve, Kiras Freundin mit Äther-Begabung, die sich gerne als Engel sieht. Bereits in Himmelstiefe haben wir erfahren, dass Neve in der wirklichen Welt in Berlin auf einen Künstler gestoßen ist, der in ihr ungeahnte Gefühle geweckt hat. Tatsächlich hat Tom(aso) mit seiner Komposition das eingeschlafene Herz des „Engels“ berührt. Er steckt in einer Schaffenskrise und nicht ganz uneigennützig will Neve ihm helfen (und Grete, die kurz davor steht, ihre Begabung zu entdecken, sie ist im Übrigen Protagonistin im dritten Band, der bereits auf mich wartet). Um Tom nahe zu sein, zieht Neve in sein Haus, arbeitet in seiner Bar und beginnt nach und nach immer mehr menschliche Eigenschaften wieder zu entdecken, wie Temperaturempfinden, Hunger und Schlafbedürfnis. Mit Schuld daran ist aber auch Janus, in dessen antiquarischer Buchhandlung sie aushilft. Daneben schlägt sich die magische Welt mit einer neuen Blase rum, die droht, die magische Blase von Berlin zu verdrängen.
Da sich die Erzählstränge von Himmelstiefe und Schattenmelodie teilweise überschneiden, gibt es hier und da Leerstellen, die vom jeweils anderen Band ausgefüllt werden. So kann jedes Buch für sich stehen, ein absolutes Bild erhält der Leser aber erst, wenn er beide Bücher (wahrscheinlich auch erst die anderen Bände) gelesen hat. Das hat den Vorteil, dass der Leser immer wieder neues Entdeckt in Geschichten, die er schon zu kennen glaubt. Aber auch, dass es durchaus Passagen gibt, die verdoppelt sind und nicht zwangsläufig Neues bieten. Das ein oder andere Mal hätten mich Neves Gedanken und Gefühle doch interessiert. Gerade dass sie Kiras besonderen Status, der in Himmelstiefe doch auch für andere sehr wichtig war, so leicht hinnimmt, hat mich erstaunt.
Neve ist zwischen der „ersten Liebe“, also ziemlich neuen und „jugendlichen“ Gefühlen und ihrer doch sehr erwachsenen Art gefangen. Sie ist wesentlich weniger impulsiv als Kira, was mir persönlich besser gefällt, aber dabei ist sie auch sehr naiv und leicht zu „überrumpeln“, was nicht zwangsläufig zusammen passt.
Neve ist eine Figur, deren Vergangenheit eine große Rolle für ihre gegenwärtige Verhaltensweisen spielt. Dass der Leser diese aber nur Häppchenweise vorgesetzt bekommt, sorgt einerseits dafür, dass es immer wieder Leerstellen gibt, die gefüllt werden wollen, aber auch dafür, dass sich manche Episoden sehr ziehen. Zusätzlich ist ähnlich wie in Himmelstiefe zur „Abrundung“ der Geschichte noch ein Abschluss der Nebenhandlung(en) gegeben, allerdings nach dem Ende der Haupthandlung. Das hat mich im ersten Band schon sehr verwirrt, da der Großteil der Spannung bereits verflogen ist, lange bevor die letzte Seite erreicht sein kann. Dieses Mal ist es etwas besser gelöst, doch ein leichtes Ziehen hinsichtlich der Handlung am Ende bleibt.
Fazit: Schattenmelodie hat mir persönlich besser gefallen als Himmelstiefe. Einige Schwächen sind hier bereits ausgebügelt, oder zumindest ansatzweise behoben. Auch finde ich Neve als Protagonistin gelungener, als die wankelmütige (und etwas nervige) Kira. Nun bin ich umso gespannter auf den dritten Teil.