Für Einmal durchs Regal soll ich mir im Juni ein Buch suchen, dass ein Tier auf dem Einband primär zeigt. Nach kurzem Blick in mein Regal habe ich mich für David Safiers Mieses Karma entschieden, das mit 288 Seiten schnell zu lesen und eine freche Ameise vorne drauf hat.
Kim ist Moderatorin, Mutter, Ehefrau, irgendwie unglücklich, verliebt in ihren Kollegen und ausgezeichnet mit dem deutschen Fernsehpreis. Da wird sie aus heiterem Himmel von einem herabstürzenden Weltraum-Waschbecken erschlagen und findet sich im Kreislauf der Reinkarnation wieder. Als Ameise trifft sie ausgerechnet Casanova, der schon eine ganze Weile Insekt spielt, und reist ihn mit sich, als sie durch gute Taten und etliche Tote ihrerseits aufsteigt und vom Meerschweinchen zur Katze wird. Schließlich wird sie auch wieder Mensch, und natürlich nicht etwa ein schlankes, berühmtes, brillantes Exemplar, sondern eine nicht mehr so junge, übergewichtige Putzfrau. Als diese versucht sie nun, ihrer Familie, allen voran ihrer Tochter wieder nahe zu kommen. Denn im Tod hat sie nur eins gelernt: Nichts liebt sie mehr als ihr Kind.
Lustig, ja, zugegeben, lustig ist das Buch. Zum Kringeln komisch, herrlich lebensbejahend und mit einem flotten Stil, dass die Seiten nur so vorüberziehen. Grund zur Kritik gibt es dennoch. Ausgerechnet Inhaltlich. Denn das verstaubte Frauenbild, dass Safier hier als Ideal vorsetzt ist ausgesprochen unmöglich. Kind vor Karriere, Figur als Eintrittskarte zur Welt der Reichen und Schönen und die Frau doch besser zu hause, als im Rampenlicht.
Wenigstens mit der Figur wird gehörig gespielt, denn als „Fette“ erreicht Kim, was sie „dünn“ nie geschafft hat, ihren Kollegen ins Bett zu bekommen. Das Mutterbild bleibt, bitter im Nachgeschmack und so amüsant angerichtet, dass ich fast darüber hinweg sehen will. Ich kann es dennoch nicht ganz.
Ja, Kim erkennt im Tod, was ihr wirklich wichtig ist, nicht etwa berühmt zu sein, sondern ihre Tochter. Und die Vernachlässigung des Nachwuchses ist wirklich nichts, was ich befürworten will. Arbeitende Mütter unter Druck zu setzten sehe ich aber (als arbeitende Mutter von 2 ½ Kindern) zunehmend kritisch. Wieso kann Kims Glück allein in Ehe und Mutterschaft liegen? Gibt es nichts dazwischen? Im locker-leichten Humor von Safier scheinbar nicht. Kim mutiert vom Fernseher-Zombie zur Supermama. Und so lustig ihre Geschichte auch ist, wieder-geboren ist Kim für mich am Ende nicht.