Ja, gut, zugegeben. Ich habe mich auf Ich bin so wild auf deinen Erdbeerpudding eigentlich nur ungern eingelassen, weil ich für meine Doktorarbeit zur Mutterfigur in der Gegenwartsliteratur mal so ein richtiges Mama-Buch lesen wollte. Kitschig, angeberisch, spießig – irgendwie. Immerhin sind Titel und Titelbild auch nicht wirklich die pfiffigsten. Aber: In dem Sinne war das Buch vom Knaus-Verlag mit den 240 Seiten dann wohl ein Fehlgriff.
Margie Kinsky ist sechsfache Mutter von Jung in den unterschiedlichsten Altern. Bekommen hat sie alle nacheinander aber immer mit demselben Mann, dem Schauspieler Bill Mockridge. Nun erzählt sie von ihrem Leben in Rom als Tochter einer deutschen Adligen und eines italienischen Journalisten, ihrer Studienzeit in Deutschland und ihrem Zusammentreffen mit dem Kanadier Bill. Und wer jetzt doch hadert, das klinge spießig, dem sei getrost gesagt: Nö, nicht die Bohne.
Mit Frechheit und Selbstbewusstsein, dem Herz auf der Zunge, geht Margie weiter zu Kinderzeit ihrer wilden Meute, zu den Eskapaden und Hürden. Immer mit einem Augenzwinkern und genialen Sprüchen, die selbst meinen Mann nach nur wenigen Passagen, die ich vorgelesen habe, klar stellen ließ: Das Buch ist geil. Der Stil: Unterhaltsam, amüsant, locker und erfrischend. Die Geschichten: witzig, ehrlich, lebensnah und trotzdem (oder gerade deswegen) spannend.
Ich muss aber auch gestehen, dass das Buch mit den Seiten an Fahr verliert. Umwerfend finde ich nach wie vor die erste Hälfte, die Geschichten über die Jungs und ihren Alltag. Weniger gut sind meiner Meinung nach die Berichte zu den Freundinnen, die später kommen. Auch die Passage zum Einkaufswahn von Margie ist zwar witzig, aber nicht so nach meinem Geschmack.
Für Eltern, ob jung oder alt, ist das Buch dennoch ein leichtes Vergnügen. Immer mal wieder mit Listen oder nicht ganz ernst gemeinten Bastelanleitungen gespickt. Ohne zu belehren (davon haben wir echt die Nase voll), sondern eher im Mitfühlen, Mitleiden, Mitlachen liegen die Stärken von Ich bin so wild nach deinem Erdbeerpudding. Kein kitschiges Mama-Buch. Ganz und gar nicht.