Nachdem mir Muttergefühle so gut gefallen hat, war für mich klar, auch dem Roman der Autorin Rike Drust, Familiensafari, eine Chance zu geben. Erschienen ist das Buch mit 272 Seiten 2014 bei Carl’s books.
Nachdem Mutter Jutta einen kleinen Nervenzusammenbruch hat, beschließt sie kurzerhand, dass ihre Familie dringend einen gemeinsamen Urlaub braucht. Da gerade das Abitreffen ihres Mannes, ein Vorsprechen ihrer Tochter und ein Skateboard-Wettbewerb ihrer Tochter ansteht, will sie einfach alles verknüpfen und verpflichtet die Familie zum Mitmachen. Damit es nicht zu schnarchig wird, lädt Töchterlein Anna noch die Hippie-Oma Rose ein, dann kann die Familiensafari mit Selbstfindungscharakter starten.
Klingt etwas kitschig. Etwas kitschig ist es auch. Die Hippie-Oma war mir eins zu viel. Die anderen Figuren sind schon wieder so realistisch, dass sie sich super zusammenfügen. Da Oma Rose zeitweilig eher ein Steinchen im Getriebe ist, passt also auch ihr Dasein als übertriebenes Element. Aber noch ein paar Momente, in denen Rose wichtig ist, waren mir zu aufgesetzt und haben die sonst so lustige, leichte und auch fesselnde Geschichte etwas gestört.
Der Stil aber ist genial. Eine packende Mischung aus frech, lustig, ernst und klar, die mich sofort für sich gewonnen hat. Dass die Geschichte dann für jeden Topf sein Deckelchen hat und die verschiedenen Figuren in den unterschiedlichen Stationen jeweils ihre Wow-Momente haben, war klar strukturiert. Große Überraschungen blieben aber aus.
Das stört den fließenden Verlauf der Geschichte aber keineswegs. Denn zwar erwartete ich zumindest die jeweiligen Erfahrungsmomente der Figuren, aber auch nicht zwangsläufig so, wie sie dann kamen. Erwartungshaltung und tatsächliche Überraschung haben sich also nicht 1:1 überschnitten, sondern durchaus für Unterhaltung und Spannung gesorgt.
Toll fand ich auch, wie die Geschichte zwischen den Figuren hin und her gereicht wird. Jeder steht mal im Mittelpunkt. Der Erzähler gibt sich dabei immer wieder personell, wird aber immer wieder als auktorial enttarnt, etwa wenn er zwischen den Figuren springt oder eben auch deren Gedanken und Gefühle kennt. Mitunter eine seltene Wahl, die hier aber gut angewandt wird und der Fokus während der Geschichte von der Mutter Jutta schnell zur Tochter Anna wandert, die für den letzten großen Spannungsmoment sorgt.
Familiensafari erzählt dabei nicht nur die Geschichte einer Reise und den unterschiedlichen Wegen zu sich selbst und dem persönlichen Glück, sondern auch von Erwachsenwerden. Denn diesen Punkt haben alle Figuren überein: Sie sind auf die ein oder andere Art in ihrer Kindheit gefangen und schaffen es hier endlich dies zu überwinden. Dabei profitiert der Roman von den differenten Blickwinkeln, die manche Situationen auf die unterschiedlichsten Arten beleuchten.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es war locker und leicht zu lesen, ließ mich schmunzeln und brachte etwas Entspannung. Eine gemütliche Lektüre für Zwischendurch.