Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte – Romain Puértolas

Ein Buch über eine Reise wollte die Einmal durchs Regal Leitung im Ferienmonat August. Ich habe mich für Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte von Romain Puértolas entschieden, mit 304 Seiten, – und war enttäuscht.
Der Autor versucht offensichtlich auf der Welle von Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand zu reiten, was tausende Leser wohl mit Freude aufgenommen haben. Ich aber finde die Geschichte des Fakirs platt und trotz der vielen Wendungen (oder gerade deswegen) langweilig.
Ayarajmushee Dikku Pradash heißt der Inder, der alle Welt betrügt und nun ein Nagelbett bei Ikea in Paris erwerben möchte – mit einem schlecht gefälschtem Euro-Schein. Prompt trifft er dort Marie, die sich spontan in ihn verliebt (er sich in sie schließlich auch, es ist ihm nur nicht wirklich klar). Weil er auf sein Nagelbett, dass zudem teurer geworden ist, als im Angebot angekündigt eine Nacht warten muss, will er im Möbelhaus nächtigen. Von Überwachungskameras hat er offensichtlich noch nie etwas gehört. Von Möbelhäusern, die mitten in der Nacht bereits aufgestellte Schränke verpacken und verschicken habe ich aber auch noch nichts gehört. Genau das passiert Ayarajmushee, der sich nun auf einer Reise mit afrikanischen Flüchtlingen nach London wiederfindet, dann auf der Abschiebung nach Barcelona, in einem Koffer nach Rom, einem Heißluftballon über dem Meer und einem Schlepper Richtung Afrika. Verfolgt wird er dabei mehr oder weniger zufällig von einem Roma, den er in Paris um das Taxigeld beschummelt hat. Vor allem jener Zufall ist es, der das Buch zwar rasant, aber auch langweilig macht. Überall trifft der weltfremde Inder Menschen, die er eben erst kennengelernt hat, wird von einer Schauspielerin gefördert und bekommt aus dem Stand einen Autorenvertrag, von dem unser eins nur träumt. Als er schließlich wieder in Paris landet und Marie wiedertrifft, ist er dem Lesen so fremd, wie zuvor auch.
Mir ist der Inder während seiner kleinen Odyssee kein bisschen näher gekommen. Ein Halunke, der plötzlich gut sein will, ein Einfältiger, der sich schlau wähnt. Er war mir einfach durch und durch unsympathisch und die Hoffnung, dass sich das ändert, wurde zerschlagen. Zudem spielt der Roman nicht nur mit dem Klischee des weltfremden Inders, der in der „Zivilisation“ heranreift, er bedient sich auch an Vorurteilen gegenüber Roma, illegalen Einwanderern, Flüchtlingen, etc. Mit etwas Ironie zwar, aber dennoch so, dass ein saurer Lesegeschmack zurück bleibt.
Vielleicht lag es auch an der Übersetzung, aber der Stil war zwar leicht zu lesen, aber nicht sonderlich interessant oder fesselnd. Seicht. Den Inder dann auch noch zum Autor seiner eigenen Geschichte zu machen, die allen alles erklären kann, war weder ein genialer Kunstgriff, noch eine Rettung des Buches. Es ist dadurch in keiner Weise glaubwürdiger oder besser geworden, eher das Gegenteil ist der Fall. Mein Fall war es nicht und ich wüsste auch nicht, wem ich das Buch empfehlen könnte. Ein Reinfall – leider.

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