Die maskierte Stadt – Genevieve Cogman

Über netgallery bin ich auf Die maskierte Stadt von Genevieve Cogman aufmerksam geworden und war sofort fasziniert von der Geschichte. 464 Seiten hat das Buch in der Übersetzung von Arno Hoven, erschienen frisch im August bei Bastei Lübbe.

Irene Winters ist Bibliothekarin. Sie lebt für Bücher. In ihrer Welt heißt das aber, in verschiedene Parallelwelten zu reisen, um seltene Ausgaben zu besorgen und zu bewahren. Nun aber wurde Irene in eine Welt versetzt, in der sie in einem viktorianischen London lebt. Dort bildet sie Kai aus, Drachenprinz. Doch als die beiden verfolgt werden erkennt Irene zu spät, dass es nicht um das seltene Buch geht, das sie gerade erworben haben, sondern um Kai. Er wird entführt und Irene macht sich auf die Suche, durch die Welten, bis zum Chaos der Elfen.

Bereits nach den ersten Seiten war ich fasziniert. Meine Mutter hat mich ja immer gewarnt, ich würde als Bibliothekarin enden. Nun wäre es ein Traum einmal in Irenes unsichtbare Bibliothek zu gelangen. Bibliothekare sind dort keine verstaubten Figuren, sondern Agenten. Sie tarnen sich, verbünden sich mit dem Feind, falls es nötig ist, kennen Privatdetektive. Vor allem aber beherrschen sie die Sprache. Eine Macht, die die Wirklichkeit kurzzeitig verändern kann. Nur durch Worte. Genial. Der Traum eines jeden Bibliophilen und Schriftstellers. Alle meine Leidenschaften.

Die Handlung ist verdammt gut aufgebaut. Kleine Details werden wichtig, eine ausgeklügelte Kriminalgeschichte, die keines Falls die Frage stellt, warum und wer – das ist schnell beantwortet. Vielmehr geht es hier um das Wie. Wie um alles in der Welt soll Irene Kai retten. Eine richtige Agentengeschichte bahnt sich an. Und ich habe sie verschlungen. Dass ich den ersten Band bisher nicht gelesen habe war dabei nicht wichtig. Es werden nur wenige Elemente aus dem ersten Teil erwähnt, die für die Handlung in Die maskierte Stadt aber kaum eine Rolle spielen. Das Buch ist also auch ohne Vorkenntnisse schlicht großartig.

Die Schauplätze sind wirklich gut beschrieben, die verschiedenen Atmosphären prallen aufeinander und passen irgendwie doch zusammen. Viktorianisches London, Venedig zum Maskenball, Stadt um Stadt eine neue Welt. Irene stolpert dabei schon mal durch die Welten und Kulturschocks sind nicht zu vermeiden. Die Welten unterscheiden sich dabei nicht nur dadurch, wie chaotisch oder geordnet sie sind, sondern auch dadurch, wie viel Magie und Technik in ihnen zu finden ist.

Die Idee der Parallelwelten ist wirklich ausgeklügelt und hier durch die Bibliothek als Übergang aus meiner Sicht noch einen Ticken besser gemacht, als sonst oft. Denn was sind Bücher für uns Leser, wenn nicht kleine Parallelwelten, in die wir abtauchen können.

Der Stil ist fesselnd. Spannend, aber nicht bedrängend. Dass es zwischen Irene und Kai leicht knistert ist eine Randerscheinung, die im Großen unwichtig ist, im Kleinen aber die Figuren klarer zeichnet. So erfahren die Figuren viel Tiefe, trotz der dichten Handlung. Das ist sehr gelungen und schafft Raum, auch Nebenfiguren wirken zu lassen. Von denen gibt es reichlich, was auch an den verschiedenen Schauplätzen liegt, nicht zuletzt aber gerade die Begegnung mit der chaotischen Welt von Kais Entführern Stil und Handlung zumindest leicht verwebt. Sehr gut.

Mir hat Die maskierte Stadt erstaunlich gut gefallen, besser als ich anfangs gedacht hatte. Aus meiner Sicht ist es für alle, die Bücher lieben eine klare Empfehlung. Ein bisschen Krimi, Fantasy, Agentengeschichte. Ein großer Topf und ein leckeres Ergebnis für meinen Lesegeschmack. Mehr davon bitte.

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