Der Stachelbär – Helga Höfle

Weil’s so schön war, diesmal wieder ein Kinderbuch. Eine Entdeckung meiner Großmutter, die jahrelang in ihrem Schrank Staub ansetzte und nun an meinen Sohn vererbt wurde. Der Stachelbär von Helga Höfle mit Bildern von Rosemarie Detzner erschien bereits ein Jahr vor meiner eigenen Geburt, 1986 im Ellermann Verlag. Durch die Widmung der Illustratorin ist unser Exemplar noch ein bisschen besonderer, doch die Geschichte allein mit den wunderschönen Bildern hat es schon in sich.

Im Zoo kommt ein kleiner Bär auf die Welt, der ganz anders ist, als alle anderen Bären. Er hat Stacheln auf dem Rücken. Seine Geschwister hänseln ihn, seine Mutter kann ihn nicht so oft in den Arm nehmen, weil er sie sticht. Kurz, der arme kleine Bär ist ein pieksiges hässliches Entlein. Er rennt davon und sucht seinen Platz auf der Welt.
Doch das ist gar nicht so leicht, erst recht nicht für einen Bären mit Stacheln. Ein Frisör schneidet ihm die Piekser ab, doch sie wachsen nach, der Zahnarzt will gar nicht erst versuchen, dem kleinen Bären zu helfen. Da entdeckt er eine Igelfamilie und erkennt, dass er gar nicht so alleine ist, wie er dachte. Nur: die Äußerlichkeit reicht ihm nicht. Mit Hilfe der Igelmutter erkennt er, dass seine eigen Mutter ihn auch mit Stacheln liebt. Das hässliche Entlein wird kein Schwan, sondern kehrt zurück zum Ententeich und kann auch dort glücklich werden. Der Stachelbär findet seinen Weg, zurück in den Zoo, wo seine Mutter auf ihn wartet. Und auch wenn er immer noch Stacheln hat, immer noch anders ist, immer noch kein Mitglied einer großen Gruppe – oder gerade deswegen – freut sich der einzigartige Stachelbär seines Lebens.

Ich finde besonders schön, dass die Geschichte nicht behauptet, am Ende wäre alles anders, der Stachelbär könnte sein Heim bei anderen Stachelbären finden, oder sonst wie glücklich werden. Er erkennt viel mehr, dass er auch als Individuum an einer Gruppe teilhaben kann und glücklich zwischen denen wird, die anders sind als er. Ist diese Botschaft nicht Gold wert? Ändere dich nicht, dein Platz ist bei denen, die dich lieben. Und Äußerlichkeiten sind egal. Mein Sohn jedenfalls mag das Buch sehr und freut sich immer, wenn der kleine Stachelbär von seiner Mama am Ende auf die Nase geküsst wird.

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