Irgendwie komme ich gerade zur Weihnachtszeit von den Büchern meiner Kindheit nicht weg. Immerhin ist der Advent auch eine besinnliche Zeit des Erinnerns. Wie schön war Weihnachten doch als Kind, und auch wenn Michael Endes Der satanarchälügenialkohöllische Wunschpunsch eigentlich eine Sylvestergeschichte ist, gehört sie für mich zur Weihnachtszeit dazu. Warum?
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (was ein Titel!) erzählt die Geschichte vom kratzigen Raben Jakob und dem verfressenen Kater Moritz. Die beiden sind Bedienstete bei dem bitterbösen Zauberer Belzebub Irrwitzer (Moritz) und dessen nicht minder bösartiger Tante, der Hexe Tyrannia (Jakob). Das heißt aber nicht, dass auch die Tiere eine Liebe zum Bösen verspüren. Tatsächlich sind sie Geheimagenten einer tierischen Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die beiden Finsterlinge am Gelingen ihrer Untaten zu hindern.
Das hat jeder der beiden auf seine Art auch ganz gut hinbekommen. Erstens, weil die fiesen Gestalten natürlich längst erkannt haben, wer da in ihren Diensten ist, und deswegen auf Heimlichkeit setzten, zweitens weil Jakob sich alle Mühe gibt, seinen Job so gut wie nur möglich zu erledigen und Moritz Belzebubs Energie darauf gelenkt hat, dem Kater ein möglichst bequemes Leben zu machen.
Nun ist es aber höchste Zeit, Sylvester steht an und die beiden bösen Magier haben ihren Soll noch nicht erfüllt. Falls sie bis Mitternacht am 31.12 nicht etwas wirklich Böses vollbringen werden sie gepfändet. Zum Glück kennen sie den Ausweg, den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch, der wirklich jeden Wunsch erfüllt, ob böse oder gut, aber nur, wenn man sich das Gegenteil wünscht. Da jeder nur die Hälfte des Rezeptes besitzt, müssen sie zusammenarbeiten. Genauso sehen sich Rabe und Kater gezwungen, Pfote in Flügel zu handeln, denn natürlich gibt es eine Möglichkeit, den Wunschpunsch so zu verändern, dass er doch genau das erfüllt, was sich gewünscht wurde.
Während Zauberer und Hexe also alles dran setzten, die Zutaten zusammenzutreiben, machen Jakob und Moritz sich auf, das Gegenmittel zu finden. So oder so, die Zeit drängt.
So 100% gut oder böse ist dabei in Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch eigentlich niemand. Immerhin haben Zauberer und Hexe die Tiere nicht einfach rausgeworfen oder verzaubert, Jakob ist ein bisschen verschroben und Moritz so faul und bequem, dass es schon nicht mehr schön ist. Erst die zu guter letzt verzauberten Bösewichter, die sich mit dem Wunschpunsch gegenseitig furchtbar lieb gewünscht haben und dabei natürlich genau das Gegenteil erreicht haben, was sie wollten, sind so lieb zueinander, dass es einem schon mal Angst machen kann.
Die Geschichte selbst ist vielleicht nicht sehr weihnachtlich, doch im Grunde geht es, um das Erinnern dessen, was man so das Jahr über getan hat und wie gesagt, bringt mich der Advent immer in sehr besinnliche Stimmung. Auch die Frage, wer denn nun gut oder böse ist (oder war) begleitet gerade Kinder vor allem in der Vorweihnachtszeit. Gut zu wissen, dass wer Böses will auch manchmal Gutes tut und das Gute ganz unterschiedliche Formen annehmen kann. Eine Botschaft, die nicht nur für Kinder immer wieder wichtig ist, zu hören.
Außerdem war Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch tatsächlich das erste Buch, das ich meinem Sohn vorgelesen habe, als er in seinem ersten Winter die typischen Baby-Einschlafprobleme bekam. Viel verstanden hat er damals vielleicht noch nicht, aber gewirkt hat das Vorlesen dennoch. Und Michael Ende ist zum Lesen immer ein guter Anfang.