Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat – Gavin Extence

 

Für den Limes Verlag durfte ich Das unterhörte Leben des Alex Woods lesen, was mit 472 Seiten auch mein Einmal durchs Regal Konto füttert.

Da das Buch wirklich neu auf dem Markt ist, hier der Hinweis, das der folgende Absatz den Inhalt zusammenfasst!

Alex Woods ist einmalig. Tatsächlich ist er sichtbar einmalig, denn nachdem ihm ein Meteorit auf den Kopf gefallen ist, hat er eine Glatze und eine riesige Narbe, mit gerade mal zehn. Nicht die beste Optik um beschwerdefrei durch die Schule zu kommen. Seine skurrile Mutter und Alex Liebe zu seiner Katze tun ihr Übriges. Folglich ist er eher ein Einzelgänger, denkt viel und liest. Eher unfreiwillig macht er die Bekanntschaft von Isaac Peterson, einem alten, zurückgezogenen Witwer. Noch unfreiwilliger besucht er den Mann fortan jedes Wochenende. Bald wird aus der vermeintlichen Strafe Vergnügen. In Mr. Peterson findet Alex einen Lehrer, einen Freund und einen Mitstreiter. Mr. Peterson füttert Alex Geist mit Lesestoff, mit Philosophie und einer ganz eigenen Weltanschauung. Als sein Freund tödlich erkrankt, trifft Alex eine Entscheidung, die beider Leben verändert.

Eigentlich geht es in dem Buch nur zweitrangig um Alex‘ Geschichte. Sie bildet mehr den Rahmen für die Philosophie dahinter. Nicht umsonst verweist der Autor auf Kurt Vonnegut und dessen Texte. Die Frage, ob Sterbehilfe moralisch richtig ist oder nicht, dominiert und beschäftigt den Leser. Sie bleibt nicht unbeantwortet, und auch nicht wertfrei. Die Nähe zu Alex, die vorher aufgebaut wird, ist entscheidend, damit auch der Leser seine Entscheidung versteht und mittragen kann. Doch es geht auch um Freundschaft und darum, dass füreinander in jeder Lebenslage da zu sein kein einfacher Weg ist.

Alex ist ein intelligenter Junge. Er weiß viel, interessiert sich für Physik und Neurobiologie. Seine Entscheidung trifft er nicht emotional und übereilt, er denkt sie durch und wägt sie ab. Der Verweis zu Amnesty International macht klar, dass es um Menschenrechte geht, dass Sterbehilfe wie Freundschaft gleichermaßen zum Menschsein dazu gehören (sollten). Die Ratlosigkeit der Behörden, die dies eben nicht verstehen, macht die Kritik des Autors aus. Es geht nicht um schwarz und weiß, um richtig und um falsch, sondern um persönliche, moralische Entscheidungen. Weder der Autor, noch Alex als Erzähler sagen, dass sein Handeln der perfekte Weg ist, sondern allein, dass seine Entscheidung für ihn die richtige war. Der Leser wird darum nachdenklich zurück gelassen, mit der Möglichkeit (und vielleicht auch der Notwendigkeit) bisherige Anschauung zu überdenken und zu einer wirklich persönlichen Ansicht zu kommen.

Dabei ist das Buch großartig geschrieben. Der Stil ist locker und dennoch treffsicher, selbst in der deutschen Übersetzung. Die Vergleiche und intertextuellen Verweise zeugen von der Arbeit des Autors, der sein Buch von Grund auf durchdacht hat und eben nicht einfach nur eine Meinung hinschmeißt, die andere jetzt fressen sollen. Ganz langsam nähert er sich seinem Thema an und baut dabei Alex‘ Geschichte gekonnt auf, so dass sich das Buch wunderbar flüssig lesen lässt. Eine absolute Empfehlung meinerseits.

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