Zum Ferienanfang hab ich es irgendwie geschafft Betwixt – Zwischen zwei Welten von Tara Bray Smith zu lesen, 542 Seiten bei cbt, das ich beim Welttag des Buches bei den fabelhaften Booknerds gewonnen hatte.
Die zwei Mädchen Morgan und Ondine aus Portland haben eine merkwürdige Freundschaft, die von heimlicher Konkurrenz und Macht geprägt ist. Auf einer Party kommen sich Ondine und der heimatlose Nix näher, auf eine zutiefst intime und absolut entsexualisierte Art. Auf jener Party treffen die drei auch auf Moth, der geheimnisvoll ist und eine Anziehung auf alle drei auswirkt. Er weiß, was sie noch nicht wissen. Dass sie Feenwesen sind und ihnen nicht nur ihre Ausbildung, sondern auch ein Kampf um Leben und Tot bevorsteht.
Die ersten Kapitel des Romans fand ich ganz gut. Der Einstieg geht tief, die Charaktere werden in ihrem Alltag gezeichnet, so dass der Leser ihnen nahe ist, ohne dass eine absolute Identifikation notwendig wäre. Die unterschiedlichen Hintergrundgeschichten werden ausgebreitet und schnell fühlte ich mich Nix, Ondine und Morgan trotz ihrer verschiedenen Persönlichkeiten verbunden.
Dafür wird es später nur umso verwirrender. Verschiedene Figuren werden nach erstmaliger Nennung vernachlässigt, um dann später personal vom Erzähler betrachtet zu werden. Die Blickwinkel sollen auf das Finale hindeuten, bauschen aber meiner Meinung nach zu sehr auf und lenken die Aufmerksamkeit ab von den entscheidenden Protagonisten. Zumal die Einwürfe knapp gehalten sind, schnell wechseln und mehr verwirren als Perspektivenvielfalt gewähren.
Daneben fand ich es störend, dass eine Droge leitmotivisch verwendet wird, noch dazu mit dem vernebelnden Begriff Dust. Ihre Bedeutung in einem Jugendroman ist meinem Geschmack nach einfach zu groß, ihre Notwendigkeit für die Feenwesen hat sich mir nicht wirklich erschlossen, es bleibt eher dabei, dass sie vernebeln soll, wie Drogen es eben tun. Daneben hat die dargestellte Gesellschaft der Feenwesen viel mehr den Eindruck einer Sekte, als einer tatsächlichen Gemeinschaft, was aber auch eine Abwechslung zur Romantisierung der mystischen Welten darstellt. Zumal es Faktoren gibt, die aus meiner Sicht unlogisch bleiben, auch innerhalb des Kosmos des Romans.
Interessant ist, dass das Phantastische hier auch als das Bedrohliche dargestellt wird, gleichzeitig aber scheint es unumgänglich. Etwas Würze bekommt die Geschichte dann durch die Bedeutung von Ondine. Das große Finale selbst, besser gesagt, dessen Auflösung, ist dann wieder so aus den Haaren herbei gezogen, dass es kaum zur vorangegangenen Handlung passen will und nach dem Ende mir zumindest der fade Beigeschmack eines unvollständigen Werkes bleibt, nicht wegen des offenen Endes, sondern wegen der Unstimmigkeiten innerhalb der Geschichte.
Zutiefst ambivalent also war diese Leseerfahrung, wer es gern verworren mag, findet hier, was er sucht. Ich zumindest bleibe mit gemischten Gefühlen zurück.