Weil BloggdeinBuch nun auch englische Bücher im Angebot hat, wollte ich das tolle Angebot gleich nutzen. Wedding Night von Sophie Kinsella, erschienen bei Black Swarm (Random House) ist zwar kein Roman, den ich mir aus der Buchhandlung holen würde, doch die Aussicht auf ein englischsprachiges Buch, die 460 Seiten für Einmal durchs Regal und die Möglichkeit, mal wieder etwas Neues kennenzulernen, haben mich dann doch überzeugt.
Lottie und Fliss sind Schwester und beide ziemlich verkorkst. Fliss kommt nicht über die Scheidung von ihrem Ehemann hinweg und Lottie fällt in ein tiefes Loch, als ihr Freund ihr nicht, wie sie glaubt, einen Antrag macht. Stattdessen trifft sie ihre Jugendliebe Ben wieder, der sie spontan um ihre Hand bittet. Lottie geht darauf ein und Fliss ist entsetzt. Sie versucht mit aller Kraft, die Hochzeit zu verhindern, doch das verliebte Paar heiratet doch spontan und macht sich auf nach Griechenland, wo sie sich einst kennengelernt hatte. Kurzerhand fliegt Fliss hinterher, mit ihrem Sohn, und trifft dabei auf Bens Freund und Lotties Ex. Während Fliss erkennt, dass sie das Leben ihrer Schwester nicht bestimmen kann, erkennt Lottie nicht nur, dass sie Ben gar nicht wirklich kennt, sondern auch dass er sie wegen einer Episode ihrer Romanze liebt, an die sie sich gar nicht erinnern kann.
Es ist ziemlich schnell klar, worauf der Roman hinaus will. Dass Ben und Lottie nicht glücklich verheiratet bleiben, ist jedem Leser schnell bewusst, vor allem weil Lottie ein psychisches Wrack ist und Ben ist auch nicht besser dran. Dass Lottie ihre Kontrollsucht überwinden muss ist genauso klar und dass sie und Bens Freund wenn keine Romanze so doch eine andere Art von Beziehung anlaufen ist unausweichlich. Kurz: Es ist vorhersehbar, wie der Roman endet. Und auch die Zwischenschritte sind wenig verwunderlich.
Die Hauptfiguren sind, wie schon gesagt, absolut verkorkst. Ich konnte kein Mitleid mit ihnen haben, wenn überhaupt dann war es Schadenfreude und Kopfschütteln, dass mit erreicht hat. Etwa wie ein RTL-Pseudo-Doku-Format, bei der die Zuschauer absolut gebeutelte und unfähige Figuren vorgesetzt bekommen, um sich selbst besser zu fühlen. Lottie springt von Mann zu Mann, von Selbstlüge zu Selbstlüge und belügt auch noch alle anderen. Die einzige, die sie durchschaut ist Fliss, die selbst keine Lüge scheut, um ihren Willen durch zu setzten. Dass ihr Sohn geradezu zwanghaft Lügen erzählt, um interessant zu sein, ist da kein Wunder. Doch zumindest Fliss macht eine Entwicklung durch und kann am Ende ihren Kummer loslassen und sich befreien. Lottie dagegen springt von Ben zu ihrem Freund zurück und alles scheint Eitel Sonnenschein.
Der Plot war also nicht so mein Fall, die Figuren fand ich ganz amüsant, menschlich und glaubwürdig, wenn auch nicht liebenswert. Toll aber war der Stil, der ironisch und direkt war. Die Idee, wie das Hotel die Hochzeitsnach der Frischvermählten verhindern will, weil Fliss die Möglichkeit einer Annullierung für Lottie offenhalten will ist genial und wirklich witzig. Es war flüssig und leicht zu lesen, genau das Richtige zum Abschalten. Ein Liebhaber solcher Bücher werde ich zwar nicht, aber eine gewisse Qualität muss ich dem Roman zugestehen. Und wer den flippigen Stil und die verdrehten Charaktere mag, die romantische Geschichte ohnehin liebt und das Chaos sowieso, der ist hier genau richtig bedient.