Von Diane und Christyan Fox ist dieses Jahr in deutscherer Übersetzung von Alexandra Ernst ein Kinderbuch mit dem ellenlangen Titel Die Katze, der Hund, Rotkäppchen, die explodierenden Eier, der Wolf und Omas Kleiderschrank im Verlag freies Geistesleben erschienen. Für mich, die ich als Kleinkind mein Lieblingsmärchen Rotkäppchen auswendig kannte, sind die 32 Seiten ein Muss.
Die Katze liest Rotkäppchen und der Hund will zuhören. Doch dann stellt er mehr Fragen, als still zu sein und bringt die Katze und das Märchen immer wieder durcheinander. Dabei will die Katze nur eine tolle Geschichte erzählen, die eben nicht mit Superhelden zu tun hat. So ganz will der Hund das nicht verstehen und macht aus Rotkäppchen Kapuzen-Girl.
Die Zeichnungen sind minimalistisch. Die Protagonisten selbst kommen nur mit Konturen daher, allein das Buch ist, wie könnte es anders sein, rot. Hin und wieder tauchen die Figuren ins Märchen ein und ein paar Bäume oder ein alter Kleiderschrank kommen dazu. Das finde ich ganz gut, denn es gibt der Phantasie auf mehrfacher Ebene Raum. Zum einen innerhalb der Geschichte selbst, denn die Farben zeigen, was die Figuren sich vorstellen, zum anderen natürlich für Leser und Zuhörer. Außerdem richtet sich der Fokus so mehr auf die Geschichte, als auf die Farben und das ist wichtig.
Ich musste ab der ersten Seite grinsen. Als Viel-Lesern und Mama kenne ich die Situation der Katze sehr gut. Der eigene Wunsch, weiterzulesen und in die Geschichte einzutauchen – oder auch nur in ihr voranzukommen – wird gerne mal durch neugierige Fragen torpediert, bis die hoch gepriesene Geduld am Ende ist. Gleichzeitig verstehe ich den Hund. Er will aus der allbekannten Geschichte seine Geschichte machen, Rotkäppchen eine neue Färbung geben und interpretiert, dichtet dazu, fragt nach.
Hund und Katze sind dabei gar nicht so unterschiedlich, wie sie tun. Beide wollen die Geschichte erfahren, nur auf unterschiedliche Arten. Dass anhand einer einfachen Geschichte diese Unterschiede dargestellt werden, so mühelos und unterhaltsam, finde ich wirklich toll. Immerhin spricht der Hund aus, was manch Leser / Zuhörer bestimmt schon gedacht hat (vielleicht erst beim zehnten Lesen von Rotkäppchen, aber immerhin). Es sind Fragen zum Schmunzeln, zum Kichern, zum Nicken, und manchmal auch heftig diskutierte, wie die, ob das „blutige“ Märchen überhaupt für Kinder geeignet ist.
Mir hat das Buch darum sehr gut gefallen und auch wenn ich im Grunde für die Katze plädiere, verstehe ich den armen, naiven, neugierigen Hund. Was ich schwierig finde ist der Humor dahinter und die Perspektive, die mehr den erwachsenen Vorleser, als das Kind anspricht. Einige Witze sind für Kinder – gerade solche, die sich noch vorlesen lassen und Bücher mit vielen Illustrationen mögen – einfach nicht zu verstehen, schon allein, weil viel Ironie dazugehört. Außerdem wird der Hund als Vertreter des Kindes eingesetzt und dieses dadurch mit dem Prädikat „nervig“ versehen, denn so präsentiert sich der Vierbeiner gegenüber der Katze.
Ja, das Buch regt dazu an, nicht nur diese Geschichte MITeinander zu lesen, sondern auch bei anderen Mal vom vorgeschriebenen Weg abzuweichen, ist aber bestimmt nicht für jedes Kind geeignet. Es ist unterhaltsam und auf jeden Fall einzigartig, was mir sehr gut gefällt. Ob meine Kinder daran genauso große Freude haben, bezweifle ich allerdings leicht.