Mit Meerjungfrauen und griechischen Mythen lockte mich Valea Summers Der Zauber des Meeres, 220 Seiten, elektronisch bei BookRix, gedruckt bei BoD.
Aquana und ihre Schwestern sind Meerjungfrauen, singende Geschöpfe des Wassers, die Seeleute zu sich locken und ertränken, um ihre Heimat zu schützen: Das sagenumwobene Atlantis. Doch eines Tages kommt ein Schiff in ihre Gewässer, dessen Mannschaft immun gegen die Reize der Meerjungfrauenstimmen ist. Neugierig beobachten die drei Schwestern die Männer und sind prompt selbst angezogen von den unterschiedlichen Charakteren. Als das Schiff beschädigt wird, ankert die Mannschaft an einer Insel, die bisher nur den Schwestern gehört hat und die Meerjungfrauen gehen an Land.
Mich hat es sehr gereizt, von Meerjungfrauen zu lesen. Als dann aber noch Gestaltwandler und Vampire dazu kamen, fand ich die Vermischung der Mythen und Legenden doch etwas gezwungen. Auch, dass die Schwestern sich im Grunde in die Männer sofort verlieben, die ihren Stimmen widerstehen können, ist weniger geglückt und mutet zum Kitsch an. Immer wieder werden kleinere Regeln des Romans missachtet. So lässt Poseidon seine Töchter ohne große Strafe ziehen, obwohl die Erzählerin selbst das für unmöglich hält.
Das Manko der Handlung wird auch vom Stil nicht ausgebügelt. Allzu kitschig, wie in einem romantischen Heftchen ist die Sprache. Die Figuren sind einfach gestrickt, ohne viel Tiefe, Archetypen zwar, aber keine Charaktere mit denen sich ein Leser wirklich identifizieren kann. Eine irritierende Distanz bleibt, denn gerade durch die Ich-Erzählerin Aquana wird Nähe impliziert.
Dass die Geschichte, die eigentlich zeitlich sehr nahe erzählt wird, am Schluss eine Art Schwanz bekommt und unvermittelt eine längere Zeit überbrückt wird, ist auch nicht so gut gelöst, denn gerade dieses Erlebnis prägt die Schwestern und auch ihre Liebhaber entscheidend, so dass dadurch erst das Ende möglich ist. Der grobe Überblick über diese Zeitspanne rückt sie aber aus dem Fokus und die Entwicklung der Figuren wird gehemmt und spielt sich eher im Verborgenen ab.
Die Grundidee von Der Zauber des Meeres ist gelungen und die Ansätze wirklich gut. Leider hat mir der Stil überhaupt nicht zugesagt und die Makel in Aufbau und Handlung haben zusätzlich dafür gesorgt, dass der fantastische Roman in meinen Augen einfach nicht gelungen ist.