Am Montag gestartet ist die etwas andere Blogtour zu Alexandra Götzes Ich liebe meinen Job – dachte ich jedenfalls …, das frisch im November auf den Markt gekommen ist. Meine Rezension dazu kommt noch, denn heute gastiert erst einmal die Blogtour auf Schreibtrieb. Die ist wirklich mal etwas Anderes. Bis zum 25 November verraten euch Buchblogger, was sie an ihrem Job lieben und was auch nicht. Wieso, weshalb, warum. Organisiert wird die Tour von Mainwunder und ich finde wirklich toll, dass es hier um Buch und Blogger geht, um Lesen und Leben.
Viele Berufe – eine Berufung
Darum habe ich auch lange nachgedacht, welchen meiner Berufe ich euch denn heute vorstelle. Ich bin aktuell Doktorandin, das heißt, ich promoviere, schreibe also eine Doktorarbeit – in meinem Fall im Bereich Literaturwissenschaften. Dafür bekomme ich per se erst mal kein Geld, habe aber Glück und Erfolg gehabt. Meine Promotion wird durch ein Stipendium gefördert, was mir den Alltag enorm erleichtert. Darum habe ich auch keinen 40-Stunden-Beruf. Stattdessen schreibe ich neben der Promotion journalistisch, für das Schifferstadter Tagblatt und das online Magazin Face2Face. Ich habe auch schon Beiträge für Stillmania und das dm Glückskindmagazin geschrieben und erste wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Das ist aber gerade im Moment eher etwas, was ich selten und nur nebenbei mache. Für meine Arbeit bei Face2Face – dort leite ich die Kolumne, schreibe regelmäßig und lektoriere – bekomme ich beispielsweise auch kein Geld. Die Autoren dort schreiben ehrenamtlich, bzw. für den eigenen Spaß und die Erfahrung. Außerdem – ich hoffe, das ist nichts Neues für euch – bin ich Autorin. Gerade ist das Lektorat zu meinem neuen Fantasyroman, der 2017 veröffentlicht wird, abgeschlossen. Aber auch das ist nicht mein „Vollzeitjob“. Ich liebe es, zu schreiben und würde mir wünschen, damit irgendwann mein Leben finanzieren zu können, aber so weit bin ich noch lange nicht. Ihr merkt aber, alles, was ich mache rankt sich irgendwie um ein Thema, in das auch dieser Blog fällt: Bücher, Literatur.
Die schöne Wissenschaft
Das, was wohl am Ehesten meinem „Beruf“ entspricht, ist meine Arbeit an der Universität. Dort habe ich eine kleine Stelle und unterrichte gerade einen Einführungskurs. Der besteht im Prinzip aus zwei Teilen, die sich über zwei Semester erstrecken. Dieses Semester besteht meine Arbeit darin, in einem Tutorium begleitend zu einer Vorlesung die wichtigsten Grundlagen zu vermitteln. Angefangen bei den unterschiedlichen Textgattungen über die Literaturepochen bis hin zu konkreten Textbeispielen und ersten wissenschaftlichen Gehversuchen soll hier eine Basis geschaffen werden, auf die immer wieder zurückgegriffen wird – jedenfalls im Studium der Literaturwissenschaft. Ein bisschen was von den Inhalten habe ich auf Schreibtrieb bereits gezeigt.
Wer jetzt aber meint, das würde doch bereits in der Oberstufe durchgekaut, würde sich ganz schön wundern. Ja, manche Dinge sind natürlich sehr ähnlich, aber kein Oberstufenlehrer hat die Zeit, alle Epochen ausführlich genug zu behandeln. Problematisch wird es aber vor allem bei der aktiven Anwendung. In der Schule lernen viele, einfach das zu sagen, was der Lehrer hören will. In der Uni geht es aber um Argumentation, Begründung und eigner Herleitung. Schulwissen allein bringt da gar nichts.
Lernen und Lehre
Kurz gesagt: Ich liebe diese Arbeit. Ehrlich. Wenn ich mir meine Zukunft aussuchen könnte, würde ich einfach an der Uni bleiben, Seminare geben und daneben Bücher schreiben, die ihr hoffentlich alle lesen werdet. Goethe schon sprach von den zwei Seelen und auch wenn sich meine beide mit Literatur beschäftigen, brauche ich doch beide in meinem Leben. Die kreative, die schafft und Neues kreiert. Und daneben die analytische. Ich liebe es, Literatur auf Motive zu untersuchen und zu erkennen, wie wirkungsvoll Kleinigkeiten sein können. Manche Texte können auf so unterschiedliche Weise wahrgenommen werden, dass auf den ersten Blick niemand auf die Idee käme, beide Anschauungen meinten das gleiche Werk. Und dennoch lässt die Wissenschaft selbst den Raum, beide Möglichkeiten nebeneinander zu stellen.
Ja, die Wissenschaftler sind da schon wieder ein bisschen schwieriger, aber die Sache an und für sich ist einfach großartig tolerant. Und auch, wenn ich nie Lehrerin sein wollte und will (es reicht mir völlig, mit einem Lehrer verheiratet zu sein), finde ich es toll, wenn ich die Studenten erreiche. Da gibt es tatsächlich noch direkte, positive Reaktion. Eine meiner Studentinnen beispielsweise blüht gerade richtig auf. Am Anfang hat sie sich kaum gemeldet und mittlerweile ist sie zu einer treibenden Kraft im Seminar geworden. Und ich mag die Veränderungen. Viele von den Seminarteilnehmern werde ich nur noch fünf Mal in meinem Leben sehen, andere begegnen mir vielleicht nächstes Semester wieder. Immer wieder etwas Neues also.
Und morgen?
Wie gesagt, ist es aber mehr als fraglich, dass ich an der Universität ausharren kann. Feste Stellen gibt es da eigentlich nicht. Auch jetzt bin ich nur von Semester zu Semester angestellt. Spätestens wenn mein Doktorvater 2018 der Uni den Rücken zukehrt wird es wirklich schwierig. Eigentlich will ich dann auch bereits promoviert sein. Das macht die Sache aber nicht leichter, denn auch falls ich an der Uni „weitermache“ und habilitiere sehen meine Chancen eher dürftig aus. Dafür gibt es einfach zu wenige Stellen. Ich kenne viele qualifizierte Wissenschaftlerinnen, die auf der Strecke bleiben. Erst recht, wenn sie Kinder haben und räumlich nicht so flexibel sind. Ob ich es trotzdem versuche, weiß ich heute noch nicht. Ich liebe meinen Job. Das heißt nicht, dass ich einen anderen nicht auch lieben kann.
Morgen geht es bei Patricia weiter, alle Beiträge findet ihr in der Veranstaltung auf Facebook.