Es freut mich besonders, heute Karin Kratt im weihnachtlichen Interview zu begrüßen. Die liebe Karin ist nicht nur meine Autorenkollegin beim Schwarzer Drachen Verlag, sondern hat diese Jahr bereits zwei Bücher beim Carlsen Imprint Dark Diamonds veröffentlicht. Gejagte der Schatten und Verborgen in der Nacht sind zwei Bände zur Seday Academy Reihe. Bei mir plaudert diese tolle Autorin über ihre Lebkuchensucht und welche drei Dinge sie 2016 ganz besonders gefreut haben.
Schreibtrieb: Im November gab es den ersten Schnee, die ersten Plätzchen Ende August. Das Weihnachtsfieber grassiert. Bist du angesteckt?
Karin: Auf jeden Fall 🙂 Und ich gestehe – ich bin lebkuchensüchtig. Die gibt es bei mir tatsächlich bereits seit September … Die Plätzchen werden dafür ganz traditionell mit der gesamten Familie am ersten Advent gebacken, gekauft werden dürfen die nicht!
Schreibtrieb: Ahh, ich backe auch selbst und probiere ja jedes Jahr neue Rezepte aus. Letztes Jahr stand ich auf Kardamom im Schokoladenguss, dieses Jahr hab ich eher Lust auf Zitronentaler. Bei welcher weihnachtlichen Nascherei kannst du nicht widerstehen? Oder gibt es etwas, was du gar nicht magst? Ich beispielsweise kann Marzipan nicht ausstehen und mache einen weiten Bogen um Christstollen.
Karin: Marzipan mag ich ebenfalls nicht, mit Dominosteinen kannst mich also nicht locken J Und Kümmelplätzchen finde ich persönlich furchtbar. Was bei uns nie fehlen darf, ist ein selbst gebackenes & gebautes Lebkuchenhaus, dick mit Puderzucker eingeschneit, mit Schokolinsen verziert und kleinen Gummibären-Wichteln, die darin wohnen oder zwischen weißen Puderzucker-Tannen umherspazieren … Fällt uns immer ausgesprochen schwer, diese Kunststücke auch tatsächlich irgendwann zu essen 😀
Schreibtrieb: Bei drei Kindern bekomme ich jedes Jahr wieder bekannte und neue Weihnachtsgedichte zu hören. Welches Gedicht versetzt dich so richtig in Weihnachtsstimmung? Oder ist es eher ein Lied/ ein Film? Und bei welchem weihnachtlichen Kulturgut möchtest du am liebsten davon laufen?
Karin: Ich liebe Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte! Das Buch lese ich in jeder Adventszeit bestimmt ein dutzend Mal und auch der Film muss mindestens einmal sein. Mein liebstes Gedicht ist Knecht Ruprecht von Theodor Storm, das musste ich in der Grundschule auswendig lernen und ich kann es noch heute aufsagen, im Gegensatz zu so vielen anderen, die ich längst wieder verdrängt habe 😀 Für mich gibt es kein Kulturgut, bei dem ich am liebsten schreiend flüchte – aber mein Mann hat so etwas: „Last Christmas“ von Wham. Tut mir leid für ihn, für mich gehört es allerdings zu Weihnachten dazu und so drehe ich völlig ungeniert bei gemeinsamen Autofahrten die Musik auf und gröle mit. So etwas müssen Göttergatten dann eben einfach aushalten 😀
Schreibtrieb: Dieses Jahr wird es in unserem Wohnzimmer richtig voll. Drei Kinder, vier Großeltern nebst Partnern (mein Mann und ich sind beides Scheidungskinder), Onkle, Patenonkel und unsere Katze. Wirst du an Weihnachten zum Familienmensch oder flüchtest du lieber in eine einsame Berghütte? Wie sieht dein perfekter Weihnachtsabend aus?
Karin: Ich gehöre in die Kategorie „Familienmensch“, wobei mir bei all den hektischen Planungen, wer jetzt wann bei wem eingeladen ist – Großeltern, Schwager mit Familie, Paten, Freunde der Kinder und Erwachsenen … –, die einsame Berghütte für zumindest ein paar Stunden gar nicht unsympathisch wäre 😉 Aber eben nur, wenn man sich dann auch wieder rasch in den Kreis der Liebsten zurückbeamen könnte, irgendwie klappt es ja doch immer mit der Organisation.
Der perfekte Weihnachstabend? Schnee am Heilig Abend fände ich mal wieder toll, aber darauf haben wir ja leider keinen Einfluss 😀 Wir schauen uns gerne in unserer kleinen Dorfkirche das Krippenspiel an und anschließend essen wir alle zusammen, meist Raclette oder Fondue. Und wenn dann bei der Bescherung alle Augen strahlen, nicht nur die der Kinder, dann entspricht das sehr gut meiner Vorstellung von „perfekt“. 🙂
Schreibtrieb: Keule hat dieses Jahr seinen Wunschzettel ganz alleine gemacht und hat ziemlich hohe Ansprüche ans Christkind. Was wünschst du dir dieses Jahr, materiell und ideell?
Karin: Materiell? Ich wünsche mir natürlich Bücher, am Liebsten eine gesamte Bibliothek 😀 Anstatt kostspieliger Geschenke (und da gehört eine Bibliothek leider dazu, *seufz* 😉 ), verteilen wir Erwachsenen unter uns allerdings viel lieber aufmerksame Kleinigkeiten – eine besondere Blume, ein von Hand geschriebener Brief, mit den Kindern gemalte oder gebastelte Unikate, ein Gutschein für ein bisschen Freizeit vom Alltagsstress – all so etwas beeindruckt mich sehr.
Und ideell? Ich würde mich freuen, wenn wir alle es schaffen würden, die Gefühle, das bessere Miteinander, die Nähe, die wir um Weihnachten herum entwickeln auch über diese Zeit hinauszutragen. Sollte möglich sein, wenn wir uns alle ein wenig anstrengen …
Schreibtrieb: 2016 war in vielerlei Hinsicht bewegend – und nicht immer im positiven Sinne. Weihnachten ist auch die Zeit der Besinnung, Nächstenliebe und des Rückblicks auf das vergangene Jahr. Wo hattest du in dem ganzen Trubel, den Wahlergebnissen und Schicksalsschlägen, die die Welt für uns bereit hatte, denn deine Lichtblicke? Und was hat dich besonders bewegt?
Karin: Für mich persönlich sehr bewegend war, mit welcher Begeisterung und Unterstützung meine Familie, Freunde und Kollegen auf meine erste Debüt-Veröffentlichung reagiert haben. Das habe ich nämlich sehr lange geheim gehalten, immer voller Zweifel, ob sich mein langgehegter Traum tatsächlich erfüllen sollte. Und eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass meine Schreiberei zumindest von einigen als „nettes Hobby und weiter nichts“ belächelt wird, doch weit gefehlt – und all die positive Resonanz hat mich unheimlich darin bestärkt, das zu tun, was ich nun einmal liebe: Geschichten zu erfinden.
Hinsichtlich der großen Welt gab es dieses Jahr tatsächlich sehr viele negative Schlagzeilen. Umso mehr haben mich kleine Dinge gefreut: zum Beispiel, dass „Happy Birthday“ nun als Allgemeingut zählt, man dank Emma Watson Bücher in der Londoner U-Bahn finden kann oder dass ein College-Student, dem ein Schoko-Riegel aus dem Auto gestohlen wurde (sonst nichts!) vom Hersteller 6500 Ersatzriegel erhalten hat. Ein Lied, ein Buch und Schokolade – einige glückliche Momente haben uns diese drei Dinge 2016 durchaus beschert!
Schreibtrieb: Hand aufs Herz. Deine Bücher sind toll und gehören natürlich unter den Baum. Aber welches Buch/welche Bücher eines anderen Autors wird dieses Jahr bei deinen Weihnachtseinkäufen nicht fehlen?
Karin: Ich lese mich gerade durch die Serie Midnight Breed von Lara Adrian – da brauche ich bald den nächsten Band! Das gleiche gilt für die Black Dagger-Reihe von J. R. Ward. Und von Nalini Singh habe ich die Gestaltwandler begonnen – wie du siehst, ich liebe Serien und es gibt jede Menge Nachschubbedarf 😉
Schreibtrieb: Dein letztes Buch „Seday Academy – Verborgen in der Nacht (Band 2)“ ist quasi noch druckfrisch. Hat das Weihnachtsfest dich denn auch schon mal inspiriert, etwas zu schreiben?
Karin: Weihnachtsromane oder –kurzgeschichten zu schreiben ist nicht so meins 😀 Aber tatsächlich hilft mir die Weihnachtszeit, weil man sehr viele Menschen trifft, auch solche, die man länger nicht mehr gesehen hat. Und natürlich gibt es dann jede Menge Geschichten zu erzählen, aus dem realen Leben genauso wie Erwähnungen von Büchern oder Filmen, die gefallen bzw. nicht gefallen haben. Und dieser Austausch bietet jede Menge Inspirationen für mich 🙂
Schreibtrieb: Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Weihnachten sich doch am Ende literarisch äußert. Apropos Literatur. Auf welches Werk von dir dürfen wir uns denn für 2017 schon heute freuen?
Karin: Im Januar 2017 erscheint mein Fantasy-Roman „Saycia – Flucht aus Kaledron“. Darin vermischen sich zwei völlig unterschiedliche Welten: Die 19-jährige Saycia wächst in der technologisierten Megastadt Kaledron auf und mit all ihren Neuroimplantaten ist sie selbst ein halber Computer. Weil sie gegen die Ungerechtigkeit und Unterdrückung der kaledronischen Obrigkeit kämpft, wird sie immer wieder grausam bestraft, eines Tages sogar beinahe getötet. Doch Saycia kann fliehen und findet sich in einem sehr viel weniger fortschrittlichen Land wieder. Dort trifft sie auf den attraktiven und geheimnisvollen Ajun, der ihr eröffnet, dass sie eine Lijeh ist – eine Magierin. Viel Zeit, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, bleibt Saycia allerdings nicht, denn die Kaledronier haben sie und ihren Widerstand noch lange nicht vergessen …
Schreibtrieb: Liebe Karin, danke für deine Zeit! Ich freue mich auf deine Bücher und in dir eine tolle Autorenkollegin gefunden zu haben.
Ihr könnt jetzt fleißig kommentieren und für den Wochengewinn in den Lostopf hüpfen. Es gelten die Teilnahmebedingungen des Adventskalenders.
Bei so viel Fantasy schwirrt mir schon der Kopf! Die Titel sind ja oftmals gar nicht so leicht zu merken. Das neue Buch, das sie beschreibt, klingt spannend. Bei solchen Covern bin ich mir aber nie sicher, ob das Buch auch Erotik enthält, was ja in Büchern so gar nicht meins ist. Dann in ich froh, wenn es schon Rezis gibt, die mir etwas den Weg weisen…
Kümmelplätzchen? So etwas gibt es? Sind die regional irgendwo der Hit? Bei uns jedenfalls nicht. Hab tatsächlich noch nie was davon gehört. Ich bleibe bei den Zimtkipferl… 😉
Gute Nacht und liebe Grüße,
monerl
„Hinsichtlich der großen Welt gab es dieses Jahr tatsächlich sehr viele negative Schlagzeilen.“
Vor dem Hintergrund des gestrigen Anschlags in Berlin bekommt dieser Satz von Karin Kratt eine ganz besondere Bedeutung. Es ist wirklich wichtig, sich an den schönen Dingen zu erfreuen und trotzdem die Augen nicht vor allem anderen zu verschließen.
[…] 20.12.2016: Karin Kratt im weihnachtlichen Interview […]