Geruch des Grauens
Ein bitterer Geruch lag in der Luft, überdeckte jeden anderen Duft.
Beißend fuhr er in die Nase, reizte die Schleimhäute.
„Puh“, sagte die Frau, sammelte Luft in der Lunge, um sich zu wappnen. Interessiert beobachtete er, wie ihre Brust sich hob, ihre Backen runder wurden.
Dann entfernte sie das, was den Geruch bis jetzt geschwächt hatte, woraufhin tausender aggressiver Molekülchen von der Quelle in die Umgebung wanderten. Gestank entwickelte sich.
Konzentriert und eilig begann die Frau jene Quelle zu beseitigen.
Seine Mutter sah von der Windel auf, blickte ihn an.
„Da hast du aber einen ordentlichen Stinker fabriziert, mein Kleiner.“
Geräusch der Nacht
Die stockdunkle Nacht hatte die Welt in Besitz ergriffen. Nichts regte sich.Verräterisch war die Stille.
Plötzlich wurde die Dunkelheit von einem Schrei durchbrochen, markerschütternd. Schrill und laut fuhr er in Mark und Bein, weckte das ganze Haus.
In Sekundenschnelle waren alle auf den Beinen, hektisch, hystersich beinahe wurde nach dem Lichtschalter gesucht, ohne gewohnte Zielsicherheit in dem halbwachen Zustand derer, die aus dem Schlaf gerissen wurden.
Endlich ging das Licht an, die Augen wurden schmerzhaft wieder zusammengerissen, ehe man sich auf den Weg machen konnte, dieses grauenhafte Geräusch zu beenden.
„Scht“, sagte die Mutter und hob das weinende Baby hoch.
©Eva-Maria Obermann