Leg dich nicht mit Mutti an – Eva Völler

Beim Buchwichteln 2012 habe ich mich sehr gefreut. Mit viel Mühe hatte mein Wichtel sogar hier auf Schreibtrieb geforscht, weil es scheinbar gar nicht so einfach ist, etwas für mich zu finden. Ein wunderschönes Lesezeichen rundete das Buchpaket ab. Geschickt bekam ich Leg dich nicht mit Mutti an von Eva Völler, irgendetwas zwischen Frauenroman und humoristischer Geschichte.

Die (noch) 44jährige Annabell will bei der Bank ihres Vertrauens einen Kredit, um ihr Haus vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Sie ist Witwe, was bei den ganzen geschiedenen Frauen in Frauenromanen ja schon mal etwas Abwechslung bietet. Auf der Bank aber wird sie prompt angeschossen und überlebt nur um Haaresbreite. Wie in der Seifenoper geht es weiter. Ihre unkonventionelle Mutter kommt an und vermittelt ihre Geschichte prompt an das Klatschblatt „das Blatt“, ihr frauenfeindlicher Chef versucht auch gleich etwas aus ihrer Situation zu schlagen, eine ehemalige Mitschülerin meldet sich wegen eines Klassentreffens und halst Annabell immer mehr auf. Zumindest der Kredit wird ihr nach der Schießerei bewilligt, die Handwerker fallen über das Haus her. Während ihr ältester Sohn plötzlich Angst hat, Vater zu werden, der Dachdecker mit dem Geld abhaut und auch noch die sehr konventionelle Schwiegermutter auftaucht, versucht ihre Mutter sie zu verkuppeln. Dabei schwankt Annabell ohnehin schon zwischen dem chicken Bankchef, dem netten Polizisten und Leonardo di Caprio, der ihre Träume zu beherrschein scheint. Doch der Frauenroman wäre kein Frauenroman, wenn am Ende nicht alles gut geht. Der Bankräuber wird geschnappt, Annabell findet einen Mann, das Dach wird doch noch gedeckt und sie wird auch noch befördert.

Ich bin ja kein Freund von Frauenromanen. Wenige können mir gefallen, meist finde ich den Plot doch sehr vorhersehbar und komme einfach nicht ins Lesevergnügen. So richtig habe ich mich auch bei Leg dich nicht mit Mutti an nicht zu Hause gefühlt. Annabell schlittert von einer Situation in die andere, von einem Moment in den nächsten. Sie kann weder ihrer Mutter das Speed-Dating abschlagen, noch bringt sie den Mut auf, den Bankräuber zu identifizieren, als sie endlich weiß, wer er ist. Dabei fordert sie von anderen Frauen durchaus eine gewisse Stärke. Von der Mutter der Kindergartenfreundin ihres Jüngsten beispielsweise, die von ihrem Freund geschlagen wird.
Auch der Plot ist zwar voll und in gewisser weise angenehm realistisch durcheinander, doch schnell wird er auch vorhersehbar. So ging es jedenfalls mir. Dass ein Klassentreffen in so einem Buch auch einen Sinn und Zusammenhang zum Hauptstrang hat, wird zumindest schnell wahrscheinlich. Das Liebes Hin-und-Her ist auch schnell durchschaut, und etwaige Stoplersteine scheinen einfach dazuzugehören.
Dafür ist das Buch aber wirklich gut und schnell zu lesen. Uneben wir das Leben selbst wird die Geschichte trotz Vorausdeutungen und Seifenoperneinflüssen teilweise realistisch. Auch wenn das Buch also einfach nicht mein Fall war, war es nicht schlecht. Nur eben nicht mein Lesegeschmack. Etwas Leichtes und Turbulentes, das Frauenromanfreunden mit Sicherheit gefallen wird.

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