Die Zeitreisen haben es mir wohl angetan, denn in Jake Djones und die Hüter der Zeit, erschienen bei Penhaligon, geht es um Familiengeheimnisse, mysteriöse Geheimbünde und unterschiedliche Zeiten. 352 Seiten hat der erste Teil der Reihe, den ich gerade verschlungen habe.
Als Jake vom Schulweg entführt wird, ahnt er nicht, dass er sich auf der Reise in das wohl größte Abenteuer seines Lebens macht, denn seine Entführer gehören einem Geheimbund an, den Geschichshütern, und sie haben Jake weniger entführt, als in Obhut genommen, denn seine Eltern sind verschollen – in einer anderen Zeit. Während Jake den Umstand, dass seine Eltern verloren scheinen, sein todgeglaubter Bruder noch leben könnte und er selbst außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, kaum verarbeitet hat, macht sich eine Gruppe von Geschichtshütern auf den Weg, seine Eltern zu finden. Jake gelingt es, sich an Bord ihres Schiffes zu schleichen und schon ist er mitten auf der Suche nach seinen Eltern und in der Rettung der gesamten Geschichte. Dabei schließt er nicht nur Freundschaft mit Nathan und Charlie, sondern verliebt sich auch noch in Topaz, allesamt Geschichtshüter und voller Geheimnisse.
Ich fand es sehr erholsam, mal wieder einen männlichen Protagonisten zu erleben. Immerhin hat der Jugend-Fantasy-Wahn mit Harry Potter begonnen, nicht mit einer kleinen Hexe, die nur Augen für den mysteriösen Typen an ihrer Schule hatte. Doch mit Hexen und Narben hat Jake Djones glücklicherweise wenig zu tun. Kein Abklatsch, keine Wiederaufnahme eines alten Themas. Jakes Fähigkeiten wurden ihm von seinen Eltern aus gutem Grund verheimlicht. Aus gutem Grund auch ist sein jugendlicher Charakter schnell bereit, sich in ein Abenteuer zu stürzen. Die Suche nach den Eltern finde ich einen ausgesprochen guten Antrieb. Die Schwärmerei für Topaz ist beinahe schon etwas viel, zu schnell, zu oberflächlich ist ihre Beziehung, wenn man sie so nennen kann. Dennoch sind gerade Jakes Gefühle für sie wichtig für den Folgeband.
Gut fand ich auch, dass Jake keineswegs als Held ausstaffiert wird. Er ist begabt, soll aber eigentlich am Auftrag nicht teilnehmen, denn die drei anderen Agenten sind genauso begabt. Jake ist damit gleichzeitig etwas Besonderes gegenüber den normalen Menschen und etwas alltägliches für die Geschichtshüter, keinesfalls aber ein Auserwählter oder vorbestimmter Held. Damit avanciert seine Geschichte zum Aufstieg eines Helden, nicht zur Entdeckung, was ich persönlich viel lieber mag, als jemanden, der nur den vorherbestimmten Weg geht.
Die Handlung ist geladen und sehr aktionsreich, bietet aber gerade Jake genug Raum für innere Vorgänge und Überlegungen. Auch erste Geheimnisse aus den Leben seiner Mitstreiter und neuen Freunde werden gelüftet, deren Charaktere gut gezeichnet und abwechslungsreich sind, allerdings auch etwas überzeichnet, was für Jugendromane aber durchaus die Regel darstellt.
Wirklich gelungen war die Parallelhandlung bei den „Erwachsenen“, die Aufdeckung des Spions, die sich anbahnende Romanze zwischen Jakes Tante Rose und dem Mann, der Jake in das Reich der Zeitreise eingeführt hat. Dass auch hier eine eigene Geschichte gesponnen wird, kommt mir als „erwachsene“ Leserin gerade Recht und bietet innerhalb der Handlung neuen Raum für Geheimnisse und Fragen, die es in den nächsten Bändern aufzudecken gilt. Außerdem werden die Handlungen verknüpft und so zu einem, für die Protagonisten zumindest zunächst uneinsichtigem Paket verschnürt, das lediglich der Leser erahnt. Dieser Vorteil gegenüber den Figuren löst aber auch den Wunsch aus, weiterzulesen, den uns ist klar, dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist, auch wenn es den Figuren nicht ist, zumindest nicht allen.
Den Stil fand ich persönlich sehr angenehm. Viele Wendungen und neue Figuren treiben die Handlung voran, bieten aber auch immer wieder die Möglichkeit für neue Einwürfe und Sichtweisen. Dabei ist Jake keineswegs innerhalb der ersten Seiten zum mutigen Helden geworden, sondern muss sich entwickeln und ist auch am Ende des ersten Bandes noch nicht fertig damit. Ein guter Grund weiterzulesen und ein guter Grund, den ersten Band in die Hand zu nehmen, denn die Geschichte ist fesselnd und einfallsreich. Den sogenannten ‚Cliffhanger‘ am Ende finde ich etwas übertrieben, ein runder Abschluss hätte das Buch in sich geschlossen, den zweiten Band möglich, aber weniger notwendig (für den Leser) gemacht. Dennoch bin ich positiv gestimmt und freue mich aufs Weiterlesen.