Sieben Tage noch und wir feiern einen Menschen, der wohl vor tausenden von Jahren gelebt hat. Unsere Vorstellungen über ihn gehen weit auseinander. Unsere Gedanken an ihn könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Mensch, an den wir uns erinnern, ohne ihn gekannt zu haben, ohne ihn kennen zu können. Und doch denken wir, wir wüssten, wer er war, wie er war.
Was hat er gedacht, dieser Mensch? Ging er den Weg eines Propheten, weil Gott es ihm sagte? Oder wollte er selbst der werden, der er für uns geworden ist? Hatte er Angst?
Wir feiern bald die Geburt eines Menschen, schenken und Belanglosigkeiten und träumen unter einem nadligen Überbleibsel heidnischer Rituale von Besinnlichkeit. Ist es nicht eine makabre Vorstellung, dass wir dem Konsum huldigen und dabei ein Kind feiern, das die ersten Lebenstage in einer Futterkrippe verbrachte? Ein Kind, das ein Mann wurde, dessen Tod wir wenige Monate später gedenken, wiederrum mit Geschenken.
Sieben Tage und wir stopfen uns voll mit unterschiedlichen Festtagsküchenwundern und genehmigen uns Glühwein, Grog oder zumindest ein Bauchwehwasserle nach der Völlerei. Statt Weihnachtslieder, Gedichten und Erzählungen schauen wir uns danach einen Film an, lassen eine CD laufen oder spielen mit den neusten Errungenschaften.
Noch sieben Tage und es werden wieder nicht die Kinder sein, denen noch niemand gesagt hat, das Weihnachten die Geburt Christi feiert, die den Sinn dieses Festes nicht verstehen. Es sind die, die es den Kindern nicht sagen, nicht erklären, weil sie es selbst nicht mehr in Worte fassen können.
Jesus predigte Nächstenliebe und unser Europa ist am Zerfallen, nationalsozialistischen Gedankengut flammt teuflisch auf, das Morgen liegt im Nebel. Das Kind in der Krippe, dem wir gedenken sollten, sollte der Welt die Erlösung bringen. Eine ungeheure Last auf den Schultern eines Neugeborenen. Er nannte alle Menschen gleich, sprach die Armen reich und die Kinder groß. Wir sollten ihm nicht nur gedenken, uns mit bezahlten Produkten etwas erkaufen wollen, essen und trinken und feiern, nur weil wir das gerne tun.
Wahrscheinlich ist der Jesus, den wir feiern nur eine überstilisierte Figur religiöser Einrichtungen, die Botschaft aber, dass wir mehr bewirken können, wenn wir die Welt mit den Augen eines Kindes sehen und den Nächsten mit den Augen eines Freundes, die Botschaft, dass die Menschen vielleicht nicht gut sind, aber deswegen noch lange nicht böse, die Botschaft, dass Hoffnung manchmal wichtiger ist, als sofortige Rettung, die dürfen wir nicht vergessen. Erinnern wir uns daran.