#buchpassion – oder, warum ich Bücher liebe

Never travel without a book (Foto: condesign / pixabay.de)
Never travel without a book (Foto: condesign / pixabay.de)

Die fabelhafte kapriziös hat zu #buchpassion aufgerufen. Eine Idee, die ich einfach nur genial finde. Denn Bücher sind meine Passion und ich lieb es, Menschen zu treffen, denen es genauso geht. Ich liebe es darüber zu lesen, warum sie in die Bücherwelt eingetaucht sind und was sie darin sehen. Mein Herz schlägt höher, wenn mein Kleinster ein Buch in die Hand nimmt und mir etwas in seiner eigenen Sprache erzählt und ich lächle, wenn im Zug jemand sein Buch auspackt.

Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich am Geräusch umblätternder Seiten, an Zitaten, die nur wir verstehen und einem Fundus an Geschichten erkennt. Heute habe ich mir in Köln am Hauptbahnhof einen Kaffee gegönnt und die Bedienung erzählte gerade ihrem Kollegen, dass sie ihre Haltestelle neulich verfehlt hat, weil sei in ein Buch vertieft war. „Es war ein gutes Buch“, bringt sie es auf den Punkt und erkennt einen Moment später, dass auch ich ein Buch im Arm halte. „Auch ein Buch“, lächelt sie. „Immer!“, antworte ich und sie nickt. „Never travel without a book.“ Das sind wir. Leser, Bibliophile, Buchpassionisten.

Aller Anfang …

Es gibt nicht zu viele Bücher (Foto: Domas / pixabay.de)
Es gibt nicht zu viele Bücher (Foto: Domas / pixabay.de)

Ich kann euch heute gar nicht erzählen, warum ich Bücher liebe. Das entzieht sich meiner Erinnerung. Ich bin bereits mit Büchern um mich aufgewachsen, denn auch meine Mutter liebt sie. Mein liebstes Buch als kleines Kind war wohl eine Pup-up-Rotkäppchenausgabe, die heute ihr Dasein sicher verwahrt in einem Schrank fristet und an die meine Kinder nur in meinem Beisein kommen. Ich kannte das Buch als Dreijährige auswendig.

Als ich das erste Mal bei einer Freundin übernachten durfte, wollte ich Rotkäppchen hören. Aber nicht irgendein Rotkäppchen. Mein Rotkäppchen. „Du liest das ja ganz falsch“, soll ich gesagt haben. Eine Erfahrung, die auch meine Mutter machen musste, wenn sie denn immer gleichen Text beim immer gleichen Vorlesen variieren wollte. Heute spinne ich gerne selbst an den Vorlesebüchern herum – vor allem, wenn ich sie zum dritten Mal an dem Tag vorlese. Irgendwo zwischen Rotkäppchen und heute muss also viel passiert sein. Etwas mehr als 25 Jahre wahrscheinlich.

Die Stadt- und die Landmaus

Mit Rotkäppchen fing alles an (cocoparisienne / pixabay.de)
Mit Rotkäppchen fing alles an (cocoparisienne / pixabay.de)

Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Das liest sich aus meinem Lebenslauf und ich erzähle es, wenn ich danach gefragt werde. Aber in Wahrheit bin ich in dieser Kleinstadt zur Schule gegangen, davor in den Kindergarten, habe Verwandte und Freunde besucht. Gewachsen bin ich zwischen den Zeilen. Ich war Stammkunde in der Bücherei und im Buchladen um die Ecke. Das Bücherregal meiner Mutter – mit allen nicht unbedingt immer kindgerechten Büchern – war schon lange mein Revier. Meine Großmutter hat heute noch ein riesiges Bücherregal im Wohnzimmer, in dem ich Eichendorff, Goethe, Shakespeare gelesen habe, 1001 Nächte wach war.  

Als Kind bekam ich jedes Jahr Bücher geschenkt, zum Geburtstag, zu Weihnachten, wenn ich krank war. Als mein Onkel irgendwann aufhörte, mir Bücher zu schenken, weil ich eben kein „Kind“ mehr war, sondern irgendwas zwischen Kind und Erwachsener, war ich schlicht enttäuscht. Ich bekam stattdessen Geld, konnte mir also neuen Lesestoff nun selbst besorgen – aber das war nicht die Überraschung einer Geschichte, die mir jemand in die Hand gelegt hatte.  Im Wirrwarr der elterlichen Scheidung und der Phase des Erwachsenwerdens begann ich schließlich, selbst zu schreiben.

Die Seelen in meiner Brust

Kurz: Ich liebe Bücher (Foto: MariaGodfrieda / pixaba.de)
Kurz: Ich liebe Bücher (Foto: MariaGodfrieda / pixaba.de)

Dass ich schließlich in der Literaturwissenschaft gelandet bin, ist nach dieser Jugend eigentlich wenig verwunderlich. Doch der Weg dahin war kurvig. Und ausgerechnet während des Studiums – das kennen viele Studenten – las ich weniger. An der Uni ging es um Kanon-Literatur, nicht um Passion. Und mein Mann liest eher weniger. Doch auch in dieser Phase der – nennen wir es Abnabelung – ließ ich nicht ganz ab von den Büchern, schrieb weiter, spürte tief in mir, dass es mir fehlte und kehrte schließlich reumütig zurück. Heute vergeht keine Woche, in der mein Mann sagt, ich lese zu viel oder mein Großer meckert, ich würde immer nur lesen. Meine Tochter hat einmal meine Bücher unter dem Sofa versteckt. Der Kleine hebt mir die Hand vors Gesicht, wenn ihn das Buch stört.

Leidenschaft, die Leiden schafft? Vielleicht manchmal auch das. Aber öfter, als er es zugibt, interessiert meinen Mann, was ich da lese. Mein Großer schaut in meine Bücher, wie ich früher in die meiner Mutter, wenn er nicht selbst mit einem Buch auf dem Sofa liegt. Oder er lauscht mir, wenn ich Kapitelweise aus meinen Neuanschaffungen vorlese. Auch meine Tochter liest ihrem jüngeren Bruder ab und zu vor – erfindet dabei Geschichten oder plappert einfach nur, wie er es manchmal auch tut. Passion ist etwas Erfüllendes, etwas Wegweißendes und Ansteckendes. Wie oft wurde die Welt schon beeinflusst von Menschen mit Leidenschaft. Und wenn meine Leidenschaft für Bücher meine Kinder dazu bringt, auch zu lesen, dann ist sie die schlaflosen Nächte, die ächzenden Bücherregale und die viele Zeit gleich dreifach wert.

Krank?

Sind wir nicht alle etwas buchverrückt? (Foto: ninocare / pixabay.de)
Sind wir nicht alle etwas buchverrückt? (Foto: ninocare / pixabay.de)

Als der Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden wurde und die ersten richtigen Romane erschienen, war das Lesen dieser Texte ebenso verpönt wie heute Fernsehen und Videospiele. Ironischer Weise waren es gerade die Punkte, die wir heute noch daran schätzen, die kritisiert wurden. Realitätsflucht, Emotionalität, das Eintauchen in geschriebene Welten. Als Dean sich in Rory verliebt, sieht er sie lesen, alles um sich herum vergessen. Dann verschwindet das Ich und das Bewusstsein erlebt die Geschichte – idealerweise. Das ist faszinierend und nicht erst sexy, seit es gutaussehende Männer machen. Dass Bücher auch Empathie lehren, den Horizont erweitern, Gemeinschaft schaffen, lehren und nicht zuletzt Zeitgeschichte auf vielfältige Weise festhalten wissen wir heute aber auch. Meine Buchpassion ist eine tiefe Überzeugung, dass Bücher die Welt wirklich besser machen. Und ich will um alles in der Welt Teil dieser Welt sein.

Und jetzt entschuldigt mich, ich muss weiterlesen 😉

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16 Kommentare

  1. Hihi,

    was für ein schönes Startment für die Leidenschaft „Lesen und Bücher“ !!!

    Ich glaube, dass spricht jedem Leser oder Leserin aus der Seele.

    Viel schöne Lesezeit….LG..Karin..

    1. Vielen lieben Dank. Den Wunsch kann ich nur zurück geben.

    2. Vielen lieben Dank. Den Wunsch kann ich nur zurück geben!

  2. […] von Buechertatzen Eva-Maria von Schreibtrieb (Beitrag „#buchpassion – oder, warum ich Bücher liebe“) Diana von Lilienlicht Lea von Lea Hanappel Verena von textkritzeleien-blog Katja von Katja´s […]

  3. Liebe Eva-Maria,

    danke für den Einblick in deine Buchpassion. 😉
    Rotkäppchen war für mich als kleines Mädchen eines meiner Lieblingsmärchen. Den großen bösen Wolf mochte ich irgendwie. ^^

    Viele Grüße,
    Janine

    1. Ja, der fasziniert mich immer noch. Mein Lieblingsspruch als Kind war “ Happs, in den Bauch hinein „, weil meine Mutter das immer sagte, wenn der Wolf Rotkäppchen oder die Großmutter frisst.

  4. Ja, Bücher sind eine Passion. Nach dem literarischen Fernkurs bin ich bei den japanischen Autorinnen hängengeblieben. Aber auch bei der „Bücherstube“ der Bücherfreunde kann ich nicht ohne einen Stapel verlassen.

    1. Lesefreude ist eben ansteckend:-) schön, wenn Bücher verbinden und eine aus meiner Sicht sinnvollere Kaufsucht als bei anderen Dingen.

      Lg

  5. Ein schöner Beitrag. Ich finde, jedes Kind sollte mit Märchen aufwachsen, sind sie doch lehrreich und enden meistens gut. Mein Lieblingsmärchen war Aschenputtel. Meine große Tochter liebt auch Märchen. Ihr habe ich schon unzählige Male Hänsel und Gretel vorgelesen. Manche Stellen sprechen wir abwechselnd. Das ist toll!

    1. Märchen gehören auch bei uns zu den ersten Geschichten. Dem kleinen Knopf erzähle ich, wenn e nicht einschlafen kann immer verschiedene Märchen. Und die zwei größeren haben auch schon ihre Lieblingsmärchen. Keule mochte immer den Froschkönig am liebsten und die Nudel steht wie ich damals auf Rotkäppchen.

  6. Interessant, dass sich so viele an die Bücher ihrer Kindheit erinnern und jetzt dank #buchpassion davon berichten. Mir wurde zwar auch vorgelesen und dann habe ich selbst gelesen, aber ich könnte nicht ein Buch aus der Zeit nennen.

    Beim Lesen deines Beitrages merkt man richtig die Leidenschaft. Ein sehr schöner Text, der ein angenehmes Gefühl hinterlässt. 🙂

    LG Lexa

    1. Prägende Kindheit eben. Und bei mir liegt es auch daran, dass ich mit meinen eigenen Kindern vieles lese und die Erinnerung dann wieder kommt. LG

  7. Der Beitrag spricht mir aus der Seele!
    Da ist es wieder, dieses Gefühl, dass einen durchströmt, wenn man ein Buch aufschlägt und ahnt, dass es eines von den Guten, vielleicht sogar von den Besonderen ist. Dieses Gefühl von Vorfreude und Erwartung. Dieses Kribbeln, dass sich vom Bauch bis in die Fingerspitzen fortsetzt, weil man gleich diesen besonderen Schritt wagt – hinein in eine andere Welt, ein anderes Leben. Unvergleichbar – und man kann niemals genug davon bekommen …
    Das habe ich vor kurzem notiert, als ich ein neues Buch anfangen wollte. Dieser wunderbare Beitrag hat mich daran erinnert, danke dafür! Schön zu wissen dass es anderen genauso geht.

    1. Liebe Martina,
      Schön jemanden zu treffen, der mich versteht. Lg

  8. Liebe Eva-Maria,
    mein Sohn meckert inzwischen auch oft, dass ich doch nicht immer nur lesen könne. Leider ist er bisher selbst kein großer Leser, sondern eher ein Mathe-Fan, aber so ist das anscheinend einfach. Hauptsache, er findet seinen eigenen Weg.
    Ganz liebe Grüße,
    Frauke

    1. Liebe Frauke,
      ganz genau! Und irgendwann wird dein Sohn irgendetwas haben, von dem er nicht mehr lassen kann. Dann lächelst du und denkst daran.
      LG
      Eva

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