Die Bild-Zeitung wird 60. Kein Grund zum Feiern, finde ich. Keine Zeitung, die ich freiwillig lesen würde, selbst wenn meine beste Freundin für sie schreibt. Und wenn, dann eben höchstens ihren Teil. Als ich im vergangenen Jahr während eines Praktikums täglich die Bild-online durchforsten musste, um Klatsch und Tratsch verbal verbreitbar zu machen, fühlte ich mich schmutzig und schlecht. Es gibt eben Prinzipien. Ich lese keine Bild – prinzipiell!
Aber die Bild wird 60 und plötzlich dürfen wir uns keine Meinung mehr bilden, wie sie es immer werbetechnisch prophezeit, jetzt sollen wir geBILDet werden, mit einem kostenlosen Exemplar pro Haushalt – zur Feier des Tages, versteht sich. Und auch wenn mein Vater immer sagt: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, rieche ich die faulen Zähne schon jetzt. Und nicht nur ich. Die Online-Organisation Campact und momentan über 140000 weitere Menschen wehren sich gegen den BILDZwang. Wir wollen keine Bildzeitung im Briefkasten, bitte nicht. Geburtstag hin oder her. Ich lese das Teil nicht, ich schmeiß es weg, geradewegs in den Sondermüll. Schade um die Bäume, die Truckertinte, die Arbeit für die Austräger, das Porto, die armen Redakteure, die sich für diese Ausgabe mit Sicherheit den Kopf dämlich denken müssen.
Ich seh es nicht ein, ich will keine Bild, auch nicht – erst recht nicht – geschenkt. Mir ist es gleich, wie sie es sehen, denn ihre Meinung lass ich ihnen gerne. Lassen sie sich das Exemplar zuschicken, lesen sie es, schmeißen sie es weg, oder tragen auch sie sich bei Campact ein, um kein Exemplar zu bekommen. Denn Meinung ist, wie Gernhardt es an Dorlamm zeigt, absolut individuell.
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