Zweistein oder das Brummen der Welt von Franziska Wolffheim

Als echter Katzenfreund war ich mächtig gespannt auf Franziska Wolffheims Zweistein, erschienen bei Knaus im März letzten Jahres.
Zweistein ist eigentlich ein ganz normaler, grauer Kater, der gerne isst und durch die Gegend streunt. Aber Zweistein ist auch besonders, denn er denkt nach und beobachtet, überlegt und zieht Schlüsse, ist verliebt und verwundert. Er hört das Brummen der Welt und fragt sich, wie der Katzenplanet klingt und ob die Katzen dort das Brummen der Erde hören können. Mit neuen Augen betrachtet er, was uns längst alltäglich geworden ist und verblüfft nicht nur sich selbst, sondern auch den Leser immer wieder aufs Neue.
Etwas einfach kommt er daher, in knappen Kapiteln, die eher Überlegungen gleichen. Zweistein macht sich Gedanken über dies oder das, macht Kopfstand und hat Angst vor Sylvester. Kätzisch eben. Und doch ist er so anders, als sein Freund Gauß, der natürlich mit Zahlen jongliert, der junge Kater aus der Nachbarschaft oder die Katzen, die ihn und die er beobachtet. Seine Welt ist gleichzeitig vertraut und doch immer wieder neu. Wer sich in ihr einmal zurecht gefunden hat, erkennt die Wahrheit im Stil, der auf den ersten Blick eben auch einfach ist und auf den zweiten neue Welten offenbart.
Mir hat das Buch immer besser gefallen. Irgendwie so schonungslos ehrlich und ehrlich naiv. Dieser erfrischende Blickwinkel, der uns im Alltag zu oft fehlt und dann im Lesen dieses Buches wieder aufkeimt, beruhigt, aufregt und verzaubert. Wer weiß denn schon, was in so einem Katzenhirn so alles vor sich geht oder vor sich gehen kann. Und wer weiß, was in unseren Köpfen passieren würde, wären wir nicht so beschränkt durch unsere Umwelt und unsere Erziehung.
Ja, etwas philosophischer hatte ich mir Zweistein gewünscht, dabei ist er im Grunde nichts anderes als ein Philosoph, so ein kleiner, reiner Philosoph der ersten Stunde, der noch nicht über „Was ist Wahrheit“ nachdenkt, sondern viel mehr über „Was ist“. Der keine Computer mag, keine Hunde und keine komischen Katzenbilder. Sympathisch auch deshalb, weil er so ohne Vorurteil an die Welt geht und an die Lebewesen in ihr. Er verurteilt nicht, nein, Zweistein lebt und beobachtet nur. Und vielleicht – hoffentlich – schaffe ich es manchmal etwas mehr wie Zweistein zu sein, irgendwie einfach.

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