Wie Monde so silbern – Marissa Meyer

Jüngst habe ich mich auf NetGallery angemeldet und bin jetzt schon ziemlich begeistert. Der erste Titel, den ich dort bekommen habe, ist der erste Band der Luna-Chroniken, Wie Monde so silbern von Marissa Meyer, 384 Seiten in der elektronischen Ausgabe bei Carlsen und bereits im Dezember 2013 erschienen. Eine tolle Umsetzung des Aschenputtel-Stoffs in einen Science-Fiction Jugendroman.

Marissa Meyer: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbernCinder ist die beste Mechanikerin in Neu-Peking. Aber Cinder ist auch eine Weise und ein Cyborg. Damit steht sie auf der untersten Stufe der Gesellschaft. Von ihrer Adoptivmutter wird sie wie eine Sklavin behandelt. Ihre einzigen Freundinnen sind ihre Adoptivschwester und eine Androidin. Eines Tages kommt ausgerechnet der Kronprinz Kai zu ihrem Laden und bittet sie, seinen Roboter zu reparieren. Den braucht er dringend, um gegen die Königin des Mondes vorzugehen. Doch als Cinders Schwester von einer tödlichen Krankheit befallen wird, lässt die Mutter Cinder als Versuchskaninchen benutzen. Aber auch der Kaiser ist krank und als Cinder gegen die Krankheit immun scheint, ist sie für die Forschung. Bald weiß Cinder nicht mehr, wer sie ist. Nur, dass sie und die Königin mehr gemeinsam haben, als ihr lieb ist und Prinz Kai sie unbedingt auf seinem Ball dabei haben will.

Die Aschenputtel-Thematik ist überdeutlich. Geradezu akribisch geht die Autorin vor und so ist es weniger erstaunlich, was als nächsten passiert, als überraschen wie Marissa Meyer die Vorgaben des Märchens umschreibt. Als großer Märchenfreund war ich richtig verzaubert von den neu belegten Motiven und Windungen, die die Geschichte nimmt, während sie doch nur eine Parallele zu Aschenputtel darstellt. Diese Mischung aus Spannung und Erwartung ist wirklich gut gelungen und macht richtig Spaß.

Cinder selbst ist eine gut durchdachte Figur. Sie hadert mit sich selbst und dem gesellschaftlichen Duktus gegenüber Cyborgs. Ihre rechtliche Situation als Ding und die Dramatik, die dieses Schicksal für sie bedeutet prägen ihren Charakter. Gleichzeitig ist sie stark und störrisch. Keineswegs also eine blasse Heldin, die von den Umständen übermannt wird. Cinder entscheidet und handelt. Eine tolle Umschreibung des Aschenputtel-Charakters. Und eine tolle Entwicklung, denn auch Cinder kommt ja aus der Unmündigkeit.

Blasser dagegen ist Prinz Kai, der ehrenwerte Absichten hat. Seine Figur bleibt aber auf weiten Strecken farblos, geradezu nebensächlich. Auch die Gründe für sein Handeln und seine Entwicklung erschließen sich mir nicht. Oder vielleicht zu sehr. Manchmal erscheint er wie ein wandelndes Klischee eines sensiblen romantischen Mannes.

Die Idee der Krankheit und die Elemente des Science-Fiction finde ich wirklich gut. Denn hier werden Begründungen und Entwicklungen gezeigt. Gleichzeitig ist die Geschichte der Erde (und des Mondes) wichtig für die Handlung selbst. Vieles kommt so zusammen, was Wie Monde so silbern zu einem wirklich gelungenen Buch macht.

Der Stil von Marissa Meyer hat mich sofort gefesselt. Der personale Erzähler begleitet vor allem Cinder und hängt sich nur selten an andere Figuren. Mit klaren Bildern und fesselnden Umschreibungen zieht der Roman sofort an. Dass einige Entwicklungen – nicht nur auf Ebene des Märchenstoffs – vorhersehbar sind, ist ein kleines Manko, das aber nicht den Lesegenuss schmälert.

Für mich schön ist, dass die Reihe bereits im Januar diesen Jahres beendet wurde. So kann ich gleich ungestört weiterlesen.

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