Was ist eigentlich ein Lieblingsbuch?

Seit Montag läuft die Blogparade Lieblingsbuch (#liebu), die Diana von Lilienlicht initiiert und mit ein paar anderen Bloggern (u.a. Melli, Kristina, Annika, Frauke, Nine, Janine und Cindy. )  auf dem Literaturcamp in Heidelberg organisiert hat. Bis Ende September habt ihr die Möglichkeit, euren Beitrag über euer Lieblingsbuch zur Blogparade zu schreiben (Link dann einfach an Diana). Die Beiträge werden gesammelt und dann als kostenloses elektronisches Buch veröffentlicht. Ihr könnt aber auch, so wie ich jetzt, schreiben, was für euch eigentlich ein Lieblingsbuch ausmacht.

(c) Juliana – Farbenmelodie

Bevor ich euch in ein paar Tagen eines meiner Lieblingsbücher vorstelle, wollte ich erst einmal den Begriff „Lieblingsbuch“ angehen. Ein Begriff, der unter Lesewütigen gleichermaßen oft benutzt wie vermieden wird. Denn wo sollten wir anfangen, unter all den tollen Büchern, die wir so lesen, Lieblingsbücher zu benennen – und wo würde das alles enden? In Listen mit Abstufungen? Oder in monatlichen oder jährlichen Titeln? In der Nennung von Klassikern und Bestsellern? Und welchen Vorgaben soll so ein Lieblingsbuch überhaupt folgen?

Meine Meinung

Über Geschmack lässt sich streiten. Das gilt für Nahrungsmittel, Oberflächlichkeiten und eben auch Bücher. Robert Gernhard schrieb in seinem Gedicht Dorlamm meint:
„Meinung, sagt er, kommt nun mal von mein,
deine Meinung kann nicht meine sein.
Meine Meinung – ja, das läßt sich hören!
Deine Deinung könnte da nur stören.“

Was also ein Buch zu einem Lieblingsbuch macht, ist absolut individuell und eben nicht universell. Für mich muss ein Lieblingsbuch mehrere Kategorien erfüllen. Zu aller erst muss ich bereits vor dem Lesen positiv oder zumindest neutral eingestellt sein. Ein Buch, dem ich von Anfang an kritisch gegenüber stehe, kann mich vielleicht überraschen, aber sogar begeistern, aber der erste negative Gedanke bei mir bleibt. Der erste Eindruck eben. Klingt hart, liegt aber in der Natur der Sache. Anders herum ist es auch nicht einfach. Denn wenn ich von Anfang an bereits viel erwarte, weil ich schon positiv über das Buch denke, muss es umso besser sein. Keine leichte Aufgabe. Schnell kommt es da zu Enttäuschungen. Das Buch muss mich mitreisen, überraschen, bewegen und begeistern. Hohe Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Oder aber ich bin neutral eingestellt. So kann das Buch mich beim ersten Lesen schneller begeistern.

getipptes Gold

Dann wird jede Seite getipptes Gold. Ich blättere zaghaft, nicht nur wegen des Papiers, sondern wegen der Geschichte. Ich lese schnell und bremse mich, weil ich mehr will und Angst habe, die letzte Seite zu erreichen. Ein Rauschzustand, ich geben es zu. Und erst der Anfang.

Denn nach dem Leseeindruck kommt das, was wahrscheinlich am wichtigsten ist. Die Zeit danach. Hier zeigt sich welches Buch die Möglichkeit zu einem Lieblingsbuch zu werden, auch umsetzt. Denn nur, wenn ein Buch mit auch nach dem Lesen noch beschäftigt, ich immer noch die Handlung, die Wörter, die Sprache Revue passieren lasse und trotz er letzten gelesenen Seite noch nicht abgeschlossen habe – und dieser Zustand länger als nur ein paar Tage anhält, kommen wir der Sache wirklich nahe. Damit ist nicht gemeint, dass ich über Handlung oder Figuren rätseln will. Im Gegenteil. Viel mehr ist es wie ein zufriedener Schauer, wenn ich an diese Bücher denke. Figuren, bei denen alles gepasst hat. Deren Entwicklung ich immer wieder staunend betrachte. Eine Geschichte, deren Feinheiten mir manchmal erst beim Nachdenken auffallen, deren positive Wirkung mich aber schon längst in den Bann gezogen hat.

Ein wirkliches Lieblingsbuch begeistert mich schlicht von Anfang an. Vom ersten Wort bis zum letzten Punkt, Tage, Wochen, ja Jahre danach noch. Ein Buch, bei dem die bloße Erinnerung an das Lesen mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, dass ich nicht nur immer wieder lesen kann sondern auch mir immer wieder ein gutes Gefühl gibt. Aus dem Nichts kommt diese Erinnerung, ein Moment und die ganze Geschichte ist wieder da. Sie verlässt mich nie. Mehr als nur ein Buch. Ein Lieblingsbuch. Und es macht keinen Unterschied, ob ich nur eines habe oder dutzende. Jedes von ihnen ist mir gleich viel wert und gleichzeitig einmalig.

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11 Kommentare

  1. Hallo und guten Tag,

    ja ich habe auch ein Lieblingsbuch…wohin der Sturm uns träge…eine Buch, wie früher gebunden mit festem Einband und Schutzumschlag zum Abnehmen.

    Es ist deshalb mein persönliches Lieblingsbuch, weil mir auch nach Jahre einfach bestimmte Stellen in Erinnerung geblieben und ich gerne genau diese Stellen, dann im Roman einfach lese und denke…ja, das ist es!!!

    Kann man eigentlich gar nicht richtig beschreiben…welche Gefühl genau bei diesem Buch bei mir aufkommen…aber egal ich hoffe und denke , etwas davon habe ich schon vermitteln können.

    LG..Karin..

    1. Liebe Karin, das hast. Dieses Gefühl, mit mit dem Roman auf einer Wellenlänge zu sein ist einfach toll!

  2. Hi!

    Das hast du sehr schön beschrieben, auch wenn nicht alle Punkte auch auf mich zutreffen – ein Buch, dem ich anfangs vielleicht skeptisch gegenüberstehe und dass vielleicht sogar auf den ersten Seiten noch nicht 100%ig überzeugend ist, kann durchaus zu einem meiner Lieblingsbücher werden 🙂

    Das ist bei mir sehr unterschiedlich den da spielen viele Faktoren eine Rolle und sie sind bei jedem Buch anders, wie auch jedes Buch anderes ist ^^

    Ich hab deinen Beitrag heute in meiner Stöberrunde verlinkt 😉

    Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
    Aleshanee

    1. Hey. Danke für die Aufnahme in die Stöberrunde. Skeptisch darf auch ich ruhig sein, aber dann muss das Buch mich wirklich sofort fesseln. Lg

  3. Huhu!

    Ein sehr schöner, interessanter Artikel!

    Bei mir ist es tatsächlich so, dass mich ein Buch, dem ich erst kritisch gegenüberstehe, dann doch noch begeistern kann – mir fällt da gerade „Tante Poldi und die Früchte des Herrn“ ein, das hatte mir der Verlag unangefragt als Leseexemplar geschickt. Ich hatte absolut gar keine Lust darauf und war mir sicher, dass es nichts für mich wäre. Nachdem ich es ein paar Monate lang hin- und hergeschoben hatte, las ich das Buch dann doch, und liebte es so sehr, dass ich mir jetzt auch noch „Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ holen werde.

    LG,
    Mikka

    1. Toll, dass dich das Buch begeistern konnte. Überraschungen sind immer was Tolles, gerade solche. Lg

  4. Danke für deinen schönen Beitrag zur Blogparade. Gerade der Punkt, dass ein Lieblingsbuch über eine sehr lange Zeit im Gedächtnis bleiben muss, macht auch für mich ein Liebingsbuch aus. Mein Artikel erscheint voraussichtlich am Mittwoch dazu 🙂

    Liebe Grüße,
    Diana

  5. Liebe Eva-Maria,

    vielen Dank für Deine Gedanken.

    Hast Du denn nun so ein Lieblingsbuch oder mehrere? 😉

    LG,
    Frauke

    1. Mehrere, liebe Frauke, mehrere. Das ist ja das Problem, wenn es darum geht „das“ Lieblingsbuch vorzustellen^^

  6. […] an der ihr noch bis Ende September teilnehmen könnt. Bisher fand ich schon weitere Beiträge bei Eva-Maria, Nine, Janine, Rosa, Moony und natürlich bei Diana selbst. Schaut doch mal […]

  7. […] von Schreibtrieb hab gleich zwei Artikel zum Thema geschrieben. In ihrem ersten Artikel geht sie der Frage nach, was eigentlich ein Lieblingsbuch ist. Im zweiten Artikel schreibt sie […]

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