Vor uns die Nacht – Bettina Belitz

Dank der hohen Meinung, die der Club Ebene Eins von mir als Journalistin hat durfte ich das neue Buch von Bettina Belitz, Vor uns die Nacht, 384 Seiten für mein Einmal durchs Regal-Konto, lesen. Nach den Fantasyreihen Splitterherz und Luzie und Leander widmet sie sich jetzt einer in der Realität verorteten Liebesgeschichte. Warum das so ist, könnt ihr am 27.07 in einem Interview, dass ich mit der Autorin geführt habe, auf Face2Face nachlesen.
In Vor uns die Nacht sucht Ronja nach sich selbst, verfolgt aber geradezu den faszinierenden Jan, „River“ genannt, und scheinbar ein ganz gefährliches Früchtchen. Ihr bester Freund Jonas, der in Ronja offen verliebt ist und daneben noch ein Muster-Polizist, warnt sie jedenfalls, was seine geheimnisvolle Aura für sie aber nur verstärkt. Jan zieht Ronja an. So sehr, dass sie verzweifelt versucht, seine Ausstrahlung festzuhalten, per Photo oder Video, nur um den Bann zu brechen.
Stattdessen lässt sie sich immer mehr auf das Spiel ein, bei dem sie glaubt, die Fäden in der Hand zu halten. Immer wieder beendet sie die Treffen, besucht ihn uneingeladen und richtet nach und nach ihr ganzes Leben auf Jan aus. Gleichzeitig darf niemand von ihrer Affäre erfahren. Ronja schweigt, vor Jan, ihren Eltern, ihren Freunden, der Uni. Alles dreht sich um Jan und Ronja ist Puppenspielerin und Puppe zugleich.
Belitz‘ Sprache ist dabei auf jeden Fall lesenswert, selbst wenn der Plot manchmal voraussehbar und eben kitschig romantisch wird. Eine ganz eigene Sprachmelodie fasziniert und zieht in den Bann. Der flüssige Stil unterstützt den Lesespaß. Aus dem Herz, ins Herz hinein fließen die Wörter, ohne abgedroschen zu wirken. Der Rhythmus passt.
Faszinierend auch, wie die Autorin es schafft, die erotischen Szenen derart leidenschaftlich und realitätsnah abzubilden, ohne billig oder pornografisch zu werden. Ja, das gehört zur Liebe dazu, so wie Liebe zu gutem Sex. Und das erkennt nicht nur der Leser, sondern eben auch Ronja, die eigentlich diesmal alles anders machen wollte.
Die Schicksalsschläge, die Ronja dabei entdeckt und erleiden muss sind beinahe schon zu seifenopernmäßig, doch auch das Leben gibt es manchmal knüppeldick und hin und wieder ist manches am Ende gar nicht so schlimm, wie am Anfang erscheinend. Die Angst überwindend kämpft sich Ronja an ihr Glück, bleibt dabei stets Hauptperson und Mittelpunkt, auch wenn ihr Mittelpunkt Jan ist.
Gut gemacht ist auch die Mischung aus regionalem Bezug, denn Ronja studiert in Heidelberg und kennt sich dort gut aus, und der Namenlosigkeit ihrer Heimatstadt, die ungenannt bleibt.
Der Liebesroman Vor uns die Nacht ist gewiss keine gewöhnliche Liebesgeschichte, selbst wenn sie typische Elemente in sich trägt. Und gerade ich, die ja bekanntermaßen kein Freund von Liebesromanen ist, hatte ihren Spaß und war fasziniert. Mein Fazit: Ein wirklich gutes Buch, das viele Menschen erreichen kann und viele begeistern wird.

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