Traumhaft: Das Vergessen – Johanna Lark

Nach dem ersten Teil der Traumhaft Reihe von Johanna Lark, Das Erwachen, blieb ich mit gemischten Gefühlen zurück. Nun habe mir den zweiten Teil, Das Vergessen, vorgenommen. 396 Seiten hat der fantastische Roman aus dem Dark Diamonds Imprint des Carlsen Verlag, der im Dezember 2016 erschienen ist.

Klara hat der Abmachung mit ihrer Professorin zugestimmt und damit ihren Bruder gerettet. Doch das Wiedersehen muss noch warten, denn sofort wird Klara mit Adrian nach Amerika geschickt. Weg von Matthias. Aber auch weg von Tobi, der ihr den Traum mit Adrian nicht vergeben hat. Verletzt und vollgepumpt mit Alkohol, Gras und den Träumerpillen lässt Klara sich wieder auf Adrian ein. Da steht auf einmal Eva vor ihr, ihre totgeglaubte Tante, die ihr Gedächtnis verloren hat. Ehe sie sich versieht, befindet sich Klara wieder in einem Strudel aus Gefühlen, Verpflichtungen und Bedrohung.

Traumwelten

Hier werden die Träume zu einer zweiten Welt, in der oft mehr passiert, als in der Realität. Die ist durch Klaras Reise nach Amerika zu einer riesigen Party geworden. Sex, Drugs and Dreams. Diese Mischung war ich schnell Leid. Nervig für mich war, dass Klara die Bedrohung vom ersten Tag an merkt, sie aber immer wieder abwinkt, ignoriert und nur allzu gern zu Flasche, Tüte, Brownie und Pille greift. Angestachelt von ihrer Verletztheit durch Tobis Reaktion in den gemeinsamen Träumen wirft sie sich dem an den Hals, den sie gleichzeitig verabscheut. Dieses masochistische Verhalten würde ich ihr durchgehen lassen, wenn sie nicht als Ich-Erzählerin immer wieder Vernunft, Klarsicht und Vorsicht zeigen würde. Dass sie aber nicht danach handelt, macht sie zutiefst unglaubwürdig.

Auf großen Strecken passiert dann in diesem Band auch nichts. Ein bisschen untergründige Spannung, viel Verwirrung, Sex. Aber richtige Handlung? Eher weniger. Die auftauchende und erinnerungslose Tante nimmt den Antrieb ein, den im ersten Band der Bruder im Koma geliefert hatte. Da möchte ich doch leise das Wörtchen Schema ins Spiel bringen.

Lichtblicke?

Lichtblick war in diesem Band ausgerechnet der unausstehliche Adrian. Die Figur, die bereits im ersten Band bereit war, über Leichen zu gehen, manipulativ und mit der Tendenz zum Größenwahn ausgestattet, zeigt hier, dass die Autorin durchaus Tiefe zeigen kann. Vieles bleibt für Karla zwar im Verborgenen, doch nach und nach ergeben sich tatsächlich Wahrheiten zu erkennen. Diese Vielschichtigkeit zeigen die anderen Figuren leider kaum. Gerade bei Klara selbst wird sie zwar versucht, zu erzeugen, bleibt aber, aus den oben genannten Gründen, unglaubwürdig für ihre Figur.

Stilistisch ist das Buch wieder gut. Da möchte ich gar nicht drüber meckern. Auch mich konnten die Formulierungen immer wieder locken. Atmosphäre war da. Ich glaube, mein großes Problem ist, dass Das Vergessen im Ganzen wie ein Roman wirkt, der aus einem wesentlich kürzeren Abschnitt entstanden ist und in die Länge gezogen wurde. Die leichte Entwicklung hätte anders effektiver umgesetzt werden können. Ob ich mir nun den dritten Teil noch hole, bleibt abzuwarten. Das Ende hat mich insofern wieder versöhnt, weil es hier figurentechnisch wieder etwas stimmiger wird.

Andere Meinungen

Barbara von Barbaras Paradies vermisst hier das, was ihr am ersten Band so gut gefallen hat.

Eva von der Bücherfansite dagegen empfiehlt hier Traumhaft: Das Vergessen.

Marion von Books have a Soul zweifelt auch an Klara, empfiehlt das Buch aber dennoch hier.

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