The Shepherds Crown – Terry Pratchett

Dieses Buch zu lesen ist schon fast ein Ehre. Das letzte Buch, das Sir Terry Pratchett geschriebene hat. The Shepherds Crown, erschienen gerade auf Englisch bei Randomhouse UK, 352 Seiten. Dank Blogg dein Buch konnte ich für euch lesen, wie die Scheibenweltsaga endet.

Ich war sehr gespannt und es prickelte in meinen Fingern, als ich das Buch in den Händen hielt. Vorfreude. Schon auf den ersten Blick auf das Titelbild frohlockte ich: Tiffany Aching. Die junge Hexe, die langsam erwachsen wird, eine meiner persönlichen Lieblingsfiguren. Und wirklich, hier haben wir wieder einen Adoleszenzroman, eine wichtige Etappe in Tiffanys Leben. Nach einen schweren Schicksalsschlag wird Tiffanys Rolle für die Hexengemeinschaft bedeutender denn je. Die Lücke im Leben auf der Scheibenwelt wollen ausgerechnet die Elfen nutzen, wieder in die Menschenwelt einzudringen. Mit der Zukunft im Blick muss Tiffany Feegles, Hexen und alte Männer vereinen, um ihren Platz zu finden und einnehmen zu können.

Die Lücke auf der Scheibenwelt – fast möchte ich sie mit der Lücke vergleichen, die Pratchetts Ableben hinterlassen hat. Diesen Gedanken weiterspinnend steht Tiffany für den Leser selbst, der seinen Platz zwischen den übrigen Lesern einnimmt, den Verlust verkraftet, verkraften muss.

Dass ausgerechnet hier die Elfen wieder auftauchen, führt gleich zu mehreren Besonderheiten an Pratchetts Scheibenwelt. In dieser in sich geschlossenen phantastischen Welt wird eine zweite Welt auf den Plan gebracht, eben solch eine, die die Bewohner der ersten nur aus Geschichten kennen. Eine phantastische Welt in der phantastischen Welt, die deswegen nicht weniger real ist. Realität ist, was wir daraus machen, Phantasie ist, wie wir die Welt sehen. Wichtige Verständnisse, die in Pratchetts letztem Werk anklingen.

Schein und Sein, wie immer wieder gezeigt wird, ist launisch, wechselhaft. Und Normen ebenso. Ein weiblicher Zauberer, eine männliche Hexe, alles eine Frage der Perspektive und des Glaubens an sich selbst. Jedenfalls für Pratchetts ausgearbeitete Figuren. Der Glaube an sich selbst, er dominiert hier. Auch Tiffany, die Hauptfigur der Geschichte, muss sich daran erinnern, muss daran arbeiten und ihr Selbstbewusstsein auf eine neue Ebene bringen.

Mit vielen der geliebten Figuren der Scheibenwelt, den Zauberern, dem Tyrannen, den Hexen, den Feegles, den Klängen von Eisenpfeil im Hintergrund, der großen Erschütterung – es ist als hätte der Autor beim Schreiben gewusst, dass es ein Abschied wird. Die zurückgebliebenen Geschichte, die nie erzählt werden, die im Nachwort angesprochen werden, sie bleiben in den unwahrscheinlich genialen Kosmos der Scheibenwelt. Wir haben Tiffany, ihr letztes Abenteuer, ihr großes Großwerden. Mit ihr diesen Weg zu gehen, zu fallen und zu steigen, ist die Ehre der Lesenden.

Unglaublich scheint mir dabei, dass Pratchett das Buch mit Alzheimer im Nacken geschrieben hat. Der Leser merkt davon nichts. Die Geschichte ist rund und schlüssig, die bekannten weitreichenden Ausführungen fehlen nicht, die Figuren zeigen ihr uns bekanntes Gesicht, sind authentisch und ihrem Charakter treu. Der Humor ist genial, manchmal versteckt, aber gerade darum so liebenswert. Ein Buch zum Genießen, zum Mitwachsen, egal wie alt man ist.

The Shepherds Crown ist in gewisser Weise ein Endkampf, ein großes Ende mit allerlei Kämpfern. Und doch ist es gerade das nicht, kein Abschluss im eigentlichen Sinne, sondern einer mit dem Wissen, dass es irgendwie weitergeht. Und dass die Zukunft noch nicht geschrieben ist.

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