Strike – Katharina Wolf

Katharina Wolf ist eine Autorin, auf die ich sehr gespannt war. Weil sie praktisch bei mir um die Ecke wohnt (ok, ein paar Ecken, aber immer noch ein Katzensprung) und auch Bloggerin ist. Nun ist mit Strike oder die Unwahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden und die große Liebe zu finden ihr zweiter Liebesroman im bei Amrun veröffentlicht worden. Ja, ich bin keine große Liebesromanleserin, aber diesen 286 Seiten habe ich entgegen gefiebert.

Sophie steht kurz vor den Sommerferien, nach denen sie dem Abitur entgegentreten wird. Da lernt sie Strike kennen. Punk, obdachlos, süchtig. Und dennoch freundlich, rücksichtsvoll und zum Anbeißen. Sophie erkennt sich selbst nicht mehr wieder, als sie mit ihm kurzerhand nach Frankreich aufbricht, um seinen Vater zu finden. Dass die beiden sich dabei nicht nur näherkommen, sondern auch allerlei Hürden überwinden müssen, lässt die Mischung aus Liebesroman, „Roadtrip“ und Adoleszensgeschichte wirklich gut werden.

Die ersten Kapitel haben es mir schwergemacht. Sophie eine eher blasse Figur, der Stil musste, wie ich, erst in die Geschichte finden. Im Nachhinein war zumindest Sophies Oberflächlichkeit sogar wichtig. Sie entwickelt sich enorm im Roman, gewinnt Kontur, lernt dazu und findet zu sich selbst. Da der Roman aus ihrer Perspektive geschrieben ist, erklärt das auch, warum der Stil anfangs noch etwas schwankt. Sobald Sophie und Strike aber zusammentreffen und die Handlung Fahrt aufnimmt, war ich mittendrin, der Stil nicht verkitscht, sondern amüsant und trotzdem tief, Sophie auf dem Weg zu sich selbst.

Katharina Wolf nutzt hier als Autorin das Spiel mit der Spannung. Immer wieder gibt es kleine psychische wie physische Hürden, die Sophie und Strike überwinden müssen. Jede könnte sie zum Scheitern bringen. Das nicht zuletzt auch mit der Erwartung des Ziels gespielt wird und das Ende dadurch so nicht vorherzusehen ist, hat mir besonders gut gefallen. Gerade Liebesromane funktionieren schnell nach Schema. Dieser nicht, weil er eben nicht nur Liebesroman ist.

Ein großes Thema im Buch sind Drogen und die Sucht. Auch hier versteht es der Roman gut, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen. Sophies Auseinandersetzung mit Strikes Sucht verläuft über mehrere Etappen und findet im Höhepunkt des Romans ihre Entscheidung. Sehr gut gefällt mir, dass die Beziehung der beiden Strike zwar hilft, aber allein nicht auf Dauer reicht. Hier wird der Roman sehr realistisch.

Ein Manko für mich bleibt das Gefälle zwischen Sophie und Strike was Materielles angeht. Sophie hat immer mal wieder das Gefühl, ihm helfen zu müssen, weil er ein hartes Leben hatte und auf der Straße lebt. Mitunter wirft das für mich die Frage auf, wie viel ihrer Gefühle für ihn von ihrem Helferkomplex herstammen. Entkräftet wird diese Kritik zumindest zweitweise, denn solange Strike und Sophie zusammen sind, herrscht zwischen ihnen Augenhöhe und sie lernen voneinander, helfen sich gegenseitig. Sophies Blick von oben herab existiert vor allem am Anfang und dann, wenn sie nicht bei ihm ist, sondern über ihm nachdenkt. Eine Aussprache hierzu hätte ich mir durch die Figuren durchaus gewünscht – sie bleibt aber aus.

Im Ganzen ist Strike oder die Unwahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden ein Liebesroman, der mich erstaunt, überrascht und begeistert hat. Die Figuren sind lebensnah und entwickeln sich durch die Handlung hindurch. Die Mischung aus Reise durch Frankreich, Liebesgeschichte und Erwachsenwerden fand ich sehr gelungen und kann den Roman darum empfehlen, auch und gerade für alle, die nicht auf klassische Schnulzen stehen.

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Consent Management Platform von Real Cookie Banner