Splitterherz (Hörbuch) – Bettina Belitz

Letzte Woche war ich entsetzlich krank. So krank, dass ich nicht einmal lesen wollte/konnte. Darum aber auf Literatur verzichten? Nicht mit mir! Kurzerhand habe ich mir von Bettina Belitz‘ Splitterherz angehört, gesprochen von Laura Maire, erschienen im HörVerlag mit 7 h 21 min.

Elisabeth ist mit ihren Eltern aus der Großstadt in den Westerwald gezogen. Nun harrt sie der Dinge der da kommen, viel Regen, seltsame Menschen, einem langen letzten Schuljahr vor dem Abitur. Dann trifft sie Collin. Der junge Mann hat, obwohl er von Anfang an abweisend ist, eine unheimliche Anziehung auf Elli. Immer wieder stößt er sie von sich weg und taucht doch immer wieder da auf, wo sie gerade ist. Als ihr Vater und Collin aufeinander treffen kommt es zum Streit und mehreren entsetzlichen Entdeckungen. Kann Elli ihrem Vater noch vertrauen und hat ihre Liebe zu Collin überhaupt eine Zukunft?

Belitz‘ Sprache zieht mich immer wieder in ihren Bann. Geradezu melodisch ist sie beim Lesen und so habe ich mir auch beim Hören viel versprochen. Die Sprache ist auch hier toll, die Metaphern frisch und voller Bilder. Irgendwie schafft die Autorin es, eine Ebene zwischen Sprache und Gefühlen anzusprechen. Auch die Handlung ist spannend. Wie ein trotziges Kind sucht Elli immer wieder Collins nähe und wird sogar von seinen Träumen verfolgt. Doch immer, wenn sie das Gefühl hat, ihm nahe zu kommen, schickt er sie weg oder verschwindet. Schnell verbindet die beiden so eine seltsame Beziehung, ein zeitweises Miteinander, denn beide haben sonst keine Freunde.

Dass es bei Splitterherz nicht nur der Geliebte ist, der einer mystischen Welt zugeordnet wird, sondern zeitgleich der Vater, finde ich grandios. Dadurch wird der Adoleszenzgedanken überwunden und mit einem Fortsetzen dessen, was im Vater bereits angelegt ist, ersetzt. Gleichzeitig nimmt es dadurch die Ebene des Fremden in Bezug auf Collin, da mit der Entfremdung vom Vater auch eine Annäherung an Collin gelingt.

Das Hörbuch selbst war trotzdem nicht so mein Fall. Die Sprecherin erzählt Ellis Geschichte mit einem stetigen wehleidigen Ton, der schnell ermüdend wirkt. Statt einer junge Frau, die erstarkt aus der Begegnung heraus geht, wirkt Elli so wie ein quengeliges Kind, das mitunter hysterische Momente hat. Auch dass das Hörbuch lediglich eine gekürzte Fassung des 632 Seiten starken Romans ist, nagt an mir. Was habe ich verpasst?

An der Handlung gestört hat mich vor allem, dass manche Figuren zwar Raum erfahren, teilweise aber sehr unnötig erscheinen oder ihre Beweggründe (noch) nicht klar werden. So erahnt Ellis Mutter, dass die Tochter nicht in Urlaub fahren wird und kocht ihr vor, zeigt an anderer Stelle aber, wie sehr sie die Beziehung zwischen Elli und Collin belastet. Ihre Beweggründe und vergangenen Erlebnisse kommen nicht zur Sprache, währen aber wahrscheinlich hier bereits sehr aufschlussreich.

Auch Ellis Mitschülerin Meike ist so ein Fall. Als einzige ist sie nett zu Elli, die aber an Meikes Freizeitgestaltungsvorschlägen so gar nichts finden kann. Dann wieder spielt diese „Freundin“ überhaupt keine Rolle mehr und eine andere Nebenfigur wird plötzlich wichtig – Tillmann, der später auch noch in Familienbeziehung zu Ellis Lehrer gesetzt wird. Ein bisschen verwirrend wird es also, vielleicht einem größeren Ganzen zu strebend, das hier aber nicht ersichtlich ist und mich beim Zuhören die Stirn runzeln lässt.

Auf jeden Fall will ich jetzt den Roman lesen, um das durch die Kürzung verlorene aufzuholen und mich dann den beiden Folgeromanen widmen zu können.

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