Meine Lesung am vergangenen Freitag war wunderbar. Dank meiner Freundin Aylissa war ich frühzeitig in der Bücherei, wo mein Verlobter mit meinem Laptop und der Photoshow schon auf mich warten sollte. Er war nicht da, der Computer auch nicht. Dafür kamen immer mehr Leute, mehr Zuhörer und die Reihen füllten sich. Als Verlobter und Laptop auftauchten zitterte ich vor Aufregung. Die Bücher, aus denen ich lesen wollte, Seelentropfen, Chaos Frauen und Macho Männer sowie Wasserzauber, lagen bereit, eine Tasse dampfenden Tee daneben, denn seit mehreren Tagen kämpfte ich verbissen gegen eine hartnäckige Erkältung, die mir noch vor einer halben Stunde einen grausigen Hustenanfall beschert hatte. Und es wurden immer mehr. Mit bekannte Schifferstadter Dichter waren aufgetaucht, die Presse witterte bereits meinen Angstschweiß und selbst Frau Atteln vom Club Ebenen Eins war gekommen, die in ihrer Scheune selbst immer wunderbare Literatur-, Musik- und Kunstveranstaltungen hat. Freunde, Verwandte, Kollegen, sie saßen dort. Dabei hatten mir so viele vorher schon abgesagt, aus Zeitmangel, Krankheit oder Arbeit. Ich hatte schon gefürchtet, vor einem halb leeren Raum zu stehen und nun war er nicht nur halb voll, er war gefüllt.

Die Einsätze der Photoshow waren vorprogrammiert, doch sie saßen. Die Texte reihten sich hintereinander und jeder fand eigene Vorlieben. Bereits in der Pause wurde Seelentropfen verkauft, nach der Lesung, in der Zeit, die eigentlich dafür eingeplant gewesen war, ging dann auch mein letztes Exemplar über den Tisch, auch die beiden Sammlungen waren begehrt. Doch nicht nur, was ich gelesen hatte, auch was dort sonst noch lag, fand Interessenten. Mein Kinderbuch In Mamas Bauch, die Anthologie Jenseits der Grenzen, der Sammelband Angst, fast jedes Buch, das ich dabei hatte, wurde mindestens einmal gekauft und ich flog auf meinem kleinen Erfolg, ließ mich abtauchen in dem Gefühl des Angekommensein. Und ich fand eine unendliche Menge an Kraft, nicht, nie aufzugeben.

Egal, was uns bevorsteht, Terroristen im eigenen Land, die Bankenübermacht, der Ruin ganzer Völker, solange wir kleine Erfolge haben, solange wir wissen, dass wir nicht aufgegeben werden, machen wir weiter. Selbst wenn die Angst uns befällt, weil wir von allen begutachtet werden, weil wir gewogen und geprüft werden, wir lassen uns nicht sagen, es wäre sinnlos, für eine bessere Welt zu stehen, es wäre besser, einen anderen Weg zu wählen. Die Welt war schon immer in Wandel und wir haben Teil daran.

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