Rabensommer – Elisabeth Steinkellner

Ich habe mich riesig gefreut, dass Beltz & Gelberg mich bei der Blogg dein Buch Aktion zum Buchblogger 2015 ausgesucht hat und ich Rabensommer von Elisabeth Steinkellner vorab lesen durfte. Am 24 August wird das 202 Seiten dünne Buch erscheinen und ich möchte es allen ans Herz liegen, die jung sind, junggeblieben und diese Liebe zum Leben kennen, die mich auch manchmal in den Fingerspitzen kitzelt.
Juli erlebt mit ihren besten Freunden Ronja, August und Nils den letzten gemeinsamen Sommer. Ihre Abschlussarbeit liegt hinter ihnen, die Zukunft, ungewiss, noch nicht geschrieben, vor ihnen. Alles kann sich ändern. Juli schwebt dabei zwischen Angst und Vorfreude. Sie will studieren, in die Großstadt ziehen, leben wie noch nie. Angst macht ihr vor allem, was aus ihr und Nils wird, wenn er das letzte Jahr wiederholen muss und sie bereits in Wien wohnt. Oder, wie oft sie Ronja sehen wird, wenn diese nach England geht, als Au Pair. Oder was mit August wird, der geheimnisvoll wird, nichts verrät. Doch ehe der erwartete Absprung geschieht, schlägt für Juli eine Bombe ein, die Welt ändert sich nicht nur, sie endet auch auf eine gewisse Art und Weise.
Rabensommer erzählt grandios eine ganz persönliche Apokalypse und den langsamen Weg hinaus, gepflastert mit allem, was dabei über Wasser halten kann, sei es eine Nachricht, ein Brief, eine Unterhaltung oder auch nur die Einkaufsliste, die wie nichts auf der Welt die Bedürfnisse der Protagonistin mitzuteilen vermag. Die Autorin setzt auf einfache, aber wirkungsvolle Mittel, bleibt unverblümt, stets mittendrin und lässt Juli Juli sein, selbst dann, wenn sie nicht mehr weiß, wer sie ist.
Dadurch wird das Buch nicht nur zu einer Erzählung über das Erwachsenwerden, sondern auch über das Kindbleiben, das Überleben und Erleben, das Weitermachen und Wachsen. Als Julis Welt zerbricht, zerbricht ihre Kindheit, ihre Unschuld, aber nicht ihre Fähigkeit, die Dinge leicht zu sehen und zu erleben. Ganz toll finde ich hier die Stelle, wenn Juli mit einem Freund (der noch wichtig wird) das Haus der Musik (absolute Wien-Reiseempfehlung) besucht und dort im Gebärmutterraum eine Art Wiedergeburt mitmacht. Auf einer ganz nahen Gefühlsebene ist Juli einfach nur Mensch, mit allem was dazu gehört.
Dabei bricht auch die Erzählstruktur mit Julis persönlicher Welt zusammen. Kein Wunder, denn Juli ist es ja, die erzählt. Und wie Juli wieder aus ihre Loch hinausfindet, wächst auch der Leser mit ihr und ein bisschen auch mit ihr zusammen. Mein Herz bebte, brach, litt, richtete sich wieder auf, hoffte, liebte, lebte. Und mit einem Mal erinnerte ich an den letzten Sommer vor meinem Studium, nach meinem Abschluss. Ich flog, war wieder achtzehn, sah das Leben wieder so. Voller Möglichkeiten, voller Hindernisse, voller Abenteuer, voller Tiefschläger, voller Leben.
Rabensommer zu lesen war nicht etwa ein Geschenk, weil ich es vor allen anderen lesen durfte. Es hat mich auf eine Reise geschickt, in den magischen Sommer, den magischsten in unserem Leben. Die Art, wie der Roman den Erzählstil wechselt, baut auf, zeigt neue Ebenen und Eindrücke und deckt auf, was für Juli wirklich wichtig ist, bis sie sich selbst gefunden hat. Und darum habe auch ich mich etwas gefunden, zwischen den Zeilen, in der poetischen Sprache, den Szenen, die wie gemalt sind, wie gelebt.
Und dabei möchte ich das Buch nicht nur denen empfehlen, die gerade ihren Abschluss gemacht haben, oder kurz davor sind, die nicht mehr jugendlich und noch nicht erwachsen sind, sondern auch und vor allem denjenigen, die immer noch nicht ganz „erwachsen“ sind, die immer noch wissen, wie es ist, jung zu sein und denen, die es endlich wieder wissen wollen. Ein Jugendbuch, weil es Jugend bringt. Elisabeth Steinkellner werde ich mir rot anstreichen und merken und ich bin sehr gespannt, was diese Autorin, die bereits Kurzprosa, Lyrik und Kinderbücher geschrieben hat, noch so zu bieten hat.

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