Protokoll #1 Literaturcamp Heidelberg: Schreibblockade

Meine erste Session auf meinem ersten BarCamp, dem Literaturcamp in Heidelber. Im Übrigen überlege ich noch, das neudeutsche Session irgendwie durch ein deutsches Wort zu ersetzen. Sitzung? Vortrag? Seminar? Passt alles irgendwie und irgendwie nicht, also vorerst eben noch „Session“.

Thema war Schreibblockade, gehalten von Bettina Schnerr, ihres Zeichen Bloggerin, Schreiberin und Mutter. Die Kinder, die im Hintergrund in der Kinderbetreuung, die da noch ungünstig direkt neben dem Raum untergebracht war, waren also nicht nur meine^^ (Bericht zur Session bei Bettina und JeLiMuKi.

Die Technik spielte, wie so oft zu Beginn von Vorträgen, nicht mit, vorgetragen wurde trotzdem, bis ein fleißiger Retter auch die Präsentation zum Laufen bekam.

Schreibblockade also. Kenne ich so eigentlich nicht. Ja, schon das Gefühl, nicht zu wissen, wo ich anfangen soll, aber nie bin ich ohne Thema und manchmal schreibe ich dann einfach drauf los und sehe, wohin der Text führt.

Erster wichtiger Punkt bei Bettina: das Umfeld. Ich muss schmunzeln. Der Knopf geht ja noch nicht in die KiTa. Mein Umfeld ist nur zweimal am Tag „ruhig“: wenn er Mittagsschlaf macht und wenn die drei Musketiere abends alle im Bett liegen. Gerade kommt der Kleine alle fünf Minuten ins Arbeitszimmer und zeigt mir, was er gerade gefunden hat. So viel also zum Umfeld.

Entscheidend darum auch die Selbstdisziplin. Sitzen zu bleiben, weiter zu schreiben, auch wenn ich höre, dass er die CDs aus dem Regal holt (die kann ich später zurück räumen) oder mir sein Buch zeigt (kann ich sowieso auswendig). Und natürlich: mich überhaupt hinsetzen, PC an, lostippen, statt Spülmaschine, Wäsche, Saugen, Füße hoch, Fernseher an.

Bettina spricht dann noch von festen Strukturen. Arbeitszeiten zu Hause. Das klappt bei mir nicht immer. Wenn er mal nicht schläft, oder die Nacht kurz war, wenn, wenn, wenn, die Ausreden mich aus dem Arbeitszimmer halten. Ich muss also struktureller werden? Manchmal glaube ich, dass auch Spontanität dazu gehört. Meinen eigenen Rhythmus finden.

Ein anderer Arbeitsort, der Ruhe verspricht, wäre noch eine Idee. Ein Café – Stilecht Schriftsteller also. Klappt mit Kleinkind aber auch nicht so gut. Und auf dem Spielplatz ist meine Aufmerksamkeit dann doch lieber beim Knopf. Später vielleicht…

Nächste Punkt: Ideenfindung.

Literarische Ideen fliegen mir gerade mal wieder zu. Ich notiere fleißig und es mangelt allein an Schreibzeit. Da muss ich wahrscheinlich eben mehr Struktur und Konsequenz reinbringen. Journalistische Ideen suche ich dann schon. Für Face2Face und meine Kolumne beispielsweise. Da gilt natürlich recherchieren. Was finde ich interessant, was könnte die Zielgruppe interessieren. Auch da hilft mir das Sammeln. Trotzdem gute Tipps im Vortrag. Schöne Beispiele, die Frau, die im Schrank lebte und was daraus wurde. (Zimmer frei in Nagasaki)

Interessant geht es weiter. Prioritäten schaffen. Natürlich würde ich lieber an meinem Roman schreiben, aber auch die Dissertation braucht Zeit. Auch da, gebe ich, krankt es bei mir etwas. Ich sage nur: Zeitmangel, Abgabefristen. Bettinas Tipp: Kleine Erfolge schaffen. Anfang Juli bin ich bei einer Doktorandentagung: Das Übersichtsblatt ist fertig und beim Übersetzen, der Vortag strukturiert. Jetzt: Fachartikel überarbeiten, Verlagsfoto raussuchen. Kleine Erfolge sorgen dafür, dass ich den Überblick nicht verliere und abends beruhigt ein Buch aufschlagen kann. Tagessoll erfüllt. Mir hilft dabei Wunderlist, eine einfache Liste zum Abhaken kann aber schon reichen.

Sehr schön finde ich den nächsten Tipp:

Das Unterbewusste arbeiten lassen. Ein Problem mit ins Bett nehmen und auf die Kraft der Gedanken während ich schlafe vertrauen. Oder wie meine Mama immer sagt: Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Da sind wir wieder beim AHA-Moment, in dem komplizierte Probleme gelöst werden, wenn unser Kopf sich ausruhen darf und ohne Anleitung herumdenkt. Mein Geheimtipp: Stillzeit! Ich habe die besten Gedanken, wenn der Knopf sich in den Schlaf trinkt;-)

Auch das leidige Thema des Redigierens kommt zur Sprache und Bettina verweist im Grunde auf eine Erfahrung, die ich in Jahren des NaNoWriMo auch schon gemacht habe. Erst schreiben (fertig schreiben), dann redigieren. Gegenlesen (lassen), liegen lassen, nochmal lesen. Aber nicht während des Schreibens schon herumdoktoren. Das reibt auf und ich verliere den Faden. Toll ist auch, dass sie sagt, was viele als Fehler abtun: Einfach drauf los schreiben und den Text sich selbst finden lassen. Mache ich immer wieder gern und bin immer wieder erstaunt, welche Szenen dabei entstehen.

Punktuell schreiben ist ein Punkt ihrer Liste, den ich bisher noch nicht so verfolgt habe. „Um die Mitter herum schreiben“, meint sie. Oft suche ich dafür einfach schon zu viel Struktur in meinen Geschichten Artikeln. Mache ich jetzt was falsch.

Nein, beruhige ich mich und sie mich gleich mit. Schreibblockade, das ist für Bettina ein Angstmonster, das uns lähmt. Obwohl wir Ideen haben und Schreiben wollen, lassen wir es, legen uns selbst Steine in den Weg, treten auf der Stelle, anstatt einfach mal zu schreiben, uns warm zu schreiben, uns frei zu schreiben. Und so bin ich, ohne es zu wollen, genau da gelandet, wo ich hin sollte. In einer Session, die mir hilft zu entscheiden, wo ich anfangen soll und wie ich mich strukturiere.

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