Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge – Ruth Hogan

Die letzten Wochen war ich viel unterwegs und nun wird es Zeit, einige Rezensionen abzuarbeiten, den Reisezeit ist Lesezeit. Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge von Ruth Hogan habe ich über netgalley bekommen. Übersetzt wurden die 320 Seiten, die im Mai bei List erschienen sind von Marion Balkenhol. Der Originaltitel lautet The Keeper of Lost Things.

Laura bekommt unerwartet Haus und Besitz von Anthony Peardew vermacht, dessen Haushälterin sie seit ihrer Scheidung war. Der introvertierte Schriftsteller hat seit einem traumatischen Tag jedes Fundstück, das er entdecken konnte, aufbewahrt und mit einer eigenen Geschichte versehenen. Nun soll Laura nicht nur sein Haus bekommen, sondern auch die Sachen ihren rechtmäßigen Besitzern wiederbringen. Und dann ist da noch ein Gegenstand, den Anthony selbst bis zu seinem Tod gesucht hat.

Handlungsstränge

Der Roman baut eine sehr einnehmende Atmosphäre auf. Neben Lauras Handlungsstrang in der Gegenwart wird der von Eunice 40 Jahre zuvor aufgegriffen. Die Verknüpfungen sind liebevoll aufgebaut, die motivischen Parallelen gut ausgearbeitet. Die beiden Frauen trennt die Zeit und die Erkenntnis, was wirklich wichtig ist. Während Eunice ihren Weg gegangen ist, hadert Laura und wird zu einer Art Fundsache in Anthonys Sammlung.

So unterschiedlich die beiden Frauen und die Zeiten, in denen sie leben sind, so vielseitig sind auch die Fundsachen und ihre Geschichten. Am Anfang hat es mich irritiert, dass relativ viele der kurzen Einwürfe im Roman auftauchen, in denen Anthonys Kurzgeschichten abgedruckt sind. Im ersten Moment waren sie willkürlich, drifteten auseinander und störten den eigenetlichen Fluss der Handlung. Doch dahinter liegt immer wieder mehr. Ein übergeordnetes Thema des eigenen Weges und der Angst davor.

Zwischen den Zeilen

Wie verkopft und selbstgemacht diese Ängste sind zeigt Sunshine, deren Namen ein sprechender ist. Die junge Frau mit Trisomie 21 bereichert das Buch um eine vielleicht naive, aber auch klarere Sichtweise. Selbst den Fundsachen sieht sie an, was hinter ihnen steckt. Vor allem aber hat sie ein Durchhaltevermögen und eine Lebensfreude, die auch zwischen den Zeilen ansteckt.

Im Grunde geht es in Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge um Liebe. Liebe zu sich selbst, aber auch der großen Liebe des Lebens. Es geht um Vergänglichkeit. Ein paar Elemente dabei waren für mich zu übertrieben und fast schon verkitscht zur Annahme hin, dass Liebe alles im Leben ist. Das mag Jammern auf hohem Niveau sein, aber es hat mich gerade deshalb gestört, weil so viele Ebenen durchdacht, realistisch ausgelotet und authentisch waren. Diese Mischung hat für mich nicht ganz zusammengepasst.

Es ist ein wunderbares Buch für Zwischendurch mit einer ernsten Basis und vielen kleinen starken Einzelheiten, allein die immense Bedeutung der Liebe als Glücksgarant über den Tod hinaus stört mich persönlich.

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3 Kommentare

  1. Hallo Eva-Maria,
    ich glaube, Romane mit Fundsache sind auch ein kleiner Trend erinnern mich etwas an die Geschichte wo jemand in Zügen Fundsachen in einem Zimmer bei sich aufbewahrt und darauf wartet das die Besitzer kommen …….oder?
    LG..Karin…

  2. Hallo Eva,
    ich hatte das Buch eine Weile auf der Wunschliste, hab es jedoch wieder runtergenommen. Die vielen unterschiedlichen Meinungen von Lesemenschen, die ich kenne, haben mich doch soweit verunsichert, dass ich es ersteinmal nicht lesen werde. Deine Meinung bestärkt mich dabei.
    GlG vom monerl

  3. … wie interessant … ich werde mal reinsehen – denn gerade Frauen warten immer noch darauf „gefunden“ zu werden. Oder sich machen sich auf die Suche nach IHM und verbringen ihr Leben damit ihn „zu finden“.
    Jedenfalls ist „suchen, finden und gefunden werden“ ein Thema … und mich interessiert das auch 🙂

    viele liebe Grüße, Tiphaine

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