Merida – Legenden der Highlands (Endlich ein Mama-Film)

Mit Merida – Legenden der Highlands hat Disney Pixar etwas geschaffen, worauf ich seit Filmen wie Himmel und Huhn  und Findet Nemo gewartet habe: Endlich einen Mama-Film. Lasst euch nicht täuschen. Auch wenn die Mutterfiguren in den ersten Disney Filmen wichtig waren, waren es dort die bösen Stiefmütter, gegen die sich die jungen Heldinnen beweisen mussten. Papa-Filme gab es schon da. Bei Die Schöne und das Biest, vergessen wir das nicht, ist es das Wohl des Vaters, dass Belle zum Biest treibt. Und auch Cinderella kennt einen liebevollen Vater, der aber stirbt und so Platz macht für die böse Stiefmutter. Kein seltenes Phänomen also. Mit Himmel und Huhn und Findet Nemo gab es zwar wahrlich stärkere Vater Figuren, die entscheidend an der Geschichte und der Entwicklung des jungen Helden teilhatten. Einen richtigen Mama-Film mit liebevoller Mutter gab es aber kaum.

Das hat sich nun geändert. Bei Merida steht die Bindung zwischen Mutter und Tochter im Vordergrund. Nicht nur das Aneinandergeraten durch das Erwachsenwerden der Prinzessin wird gezeigt. Denn hier entsteht der Konflikt ja, hier könnte die Mutter wirklich ein Gegenspieler zur Tochter werden. Es gibt Erinnerungen und Geschichten aus Meridas Kindheit. Wie ihre Mutter mit ihr Verstecken spielt, mit ihr vor dem Bären flüchtet oder sie bei Gewitter mütterlich eben in den Arm nimmt. Das kennen wir doch, oder nicht?

Trotz dieser starken Mutterfigur hat Merida das Gefühl, ihre Mutter wäre nicht für sie da, hätte über sie das Sagen, würde ihr Leben bestimmen. Ein Gefühl, das viele pubertären Mädchen nachvollziehen können. Was Elinor, die Königin, und Merida, die Prinzessin, für richtig und gut erachten sind eben zwei Paar Stiefel, und keine will so recht einsehen, dass die andere durchaus auch recht haben könnte, stattdessen fühlen sich beide missverstanden von der anderen. Typisch eben.

Doch während Elinor tut, was Mütter eben tun: Auf ihrem Standpunkt beharren, ihre Tochter weiterhin verheiraten zu wollen, setzt Merida alles in Bewegung, dem zu entkommen, koste es, was es wolle. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn nachdem sich Merida mit einer Hexe eingelassen hat, verwandelt ihre Mutter sich in einen Bären. Und das ausgerechnet, wo ihr Vater doch „Bärenkönig“ genannt wird und Meister Petz alles andere als wohlgesonnen ist.

Die Hexe allerdings hat sich aus dem Staub gemacht und per Kessel-AB ein Rätsel hinterlassen, wie der Zauber zu lösen ist. Möglichst schnell bitte, denn sonst bleibt Mama Elinor für immer ein Bär. Mutter und Tochter versuchen also, hinter des Rätsels Lösung zu kommen und entdecken dabei erst einmal ein ganz anderes Geheimnis. Die Hexe hat nämlich so ihre Erfahrungen mit Bärenzauber und schon einmal einen Prinzen in einen Bären verwandelt, der seitdem den Wald unsicher macht. Die Lösung für ihre Mutter wähnt Merida im Flicken des Wandteppichs, den sie zuvor in Wut zerschnitten hat. Während ihr Vater Jagd auf seine Bärenfrau macht, flickt Merida mithilfe ihrer drei kleinen Brüder, die mittlerweile auch Bären sind, den Teppich und verfolgt die Jäger. In letzter Sekunde hält sie ihren Vater davon ab, die Mutter zu töten, die wiederum den verwandelten Prinzen davon abhält, Merida zu fressen. Als der Bärenprinz tot und der Vater überzeugt ist, muss Merida aber feststellen, dass der Wandteppich auch geflickt die Mutter nicht zurückverwandelt.

Doch dies ist nicht nur ein Pixar, sondern auch ein Disneyfilm und alle Disney Fans wissen, dass im Märchen Materielles nicht an Liebe, Tränen und Herzenswünsche heranreicht. Elinor wird wieder Elinor und Merida hat irgendwie auch ihren Willen und darf selbst entscheiden, wen sie heiraten will und wann.

Dass Mutter und Tochter sich im Laufe des Lebens entfremden und manchmal durch brachiale Mittel wieder vereint werden müssen, kennen wir aus dem Leben, dem wahren Leben. Umso schöner, dass alles mal in Märchen-Form verpackt zu sehen, ohne böse Stiefmütter und misshandelte Kinder. Ein Film, der zeigt, dass Ansichtssache eben Ansichtssache ist und Einfühlungsvermögen weder Mutter noch Tochter schadet. Ein Mama-Film eben und darum etwas, worauf ich schon lange gewartet habe. Schön, dass sich das Warten gelohnt hat!

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