The Master – Louise Cooper

Der dritte Teil der Time Master Trilogie von Louise Cooper sollte mit seinen 184 Seiten noch genau in den Rahmen der zweiten Nebenaufgabe von Einmal durchs Regal fallen. Außerdem ist er die Auflösung der Geschichte um den ehemaligen Chaos-Gott Tarod und seine Geliebte Cyllan, die am Ende des zweiten Bandes noch getrennt werden.
Während Cyllan sich nach einem heftigen Sturm durch die Dörfer zieht und nach Tarod sucht, erfährt sie, dass ein Kopfgeld auf ihrer beider Leben ausgesetzt worden ist. Der Seelen-Stein, der sie mit ihrem Geliebten verbindet wird darum auch zum deutlichen Merkmal, wer sie ist. Sie muss den Stein verstecken und ihre hellen Haare dunkel färben. Alles geht gut, bis sie auf Mitglieder der Schwesternschaft trifft, unter denen eine Seherin ist. Auch Tarod ist auf der Suche nach Cyllan und sieht, wie die Angst die Menschen wahnsinnig werden lässt. Dutzende Hexenverfolgungen, gegenseitige Verurteilungen, Raub, Zerstörung, Mord. In ihm wächst der Zweifel, ob dies alles im Namen der Ordnung, die er doch erhalten will, Sinn hat. Sein alter Freund und neuer Verfolger Keridil dagegen plant ein gewaltiges Ritual um keinen geringeren als den höchsten Gott der Ordnung anzurufen. Das kommt Tarod gerade recht. Auch er ist, nachdem er Cyllan gerettet hat, auf dem Weg zu jenem heiligen Schrein und will den Gott bitten, ihn zu einem richtigen Menschen zu machen und den Chaos-Stein zu zerstören. Doch Ordnung ist skrupellos, wenn es darum geht, sie zu erhalten, und es kann keine Ordnung geben, ohne Chaos. Tarod muss sich entscheiden zwischen Liebe und Gewissen, zwischen Recht und Unrecht. Und gerade ihm, dem Chaos-Gott der Zeit, läuft eben selbige davon.
Das Finale ist grandios. Aufgebaute Regeln werden über Bord geschmissen. Wahre Charakter brechen durch. Gut und Böse verschwimmt, wechselt die Seiten, stellt sich neu auf. Der Leser wird mit Tarod und gegen Tarod hin und her geschleudert. Ansichtssache und Perspektive ist alles.
Der Stil ist dabei gewohnt spannend und sich selbst treu. Durch die verschiedenen Sichtweisen am Anfang erfährt der Leser viele einzelne Schicksale, erlebt die Angst, die Wut und die Hilflosigkeit mit, etwa wenn Cyllan eine Steinigung eines Mädchens sieht, das für sie selbst gehalten wurde. Oder wenn Tarod mit dem Bösen in seiner Seele hadert und doch weiß, dass es zu ihm dazu gehört. Beeindruckend auch, dass die Waage zwischen schwarz und weiß doch stets auf grau stehen bleibt. Für alles Gute gibt es ein böses Gegenbeispiel, nichts ist absolut.
Die Time Master Trilogie hat mich auch nach Jahren wieder begeistert. Jetzt erst wird mir bewusst, wie viel ich doch als Jugendliche aus diesen Bücher gezogen habe, wie sehr sie mich beeinflusst haben. Sie endlich wieder in meinem Regal zu wissen, ist nicht nur beruhigend, sondern stetige Vergewisserung, dass es sie tatsächlich gibt, dass nicht alles perfekt sein muss, sondern ein bisschen Chaos ganz gut tut im Leben.

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