Lea Leonardt: Blutsbande – Stefan Baltzer

Der Latos-Verlag hat es tatsächlich geschafft, mich auf einen Vampirroman neugierig zu machen. Dem Verlag und der CP Ideenwelt ist es zu verdanken, dass das elektronische Buch auf mein Lesegerät geflattert kam. Stefan Baltzers Lea Leonardt – Blutsbande, wurde im September veröffentlicht, hat 567 Seiten und eine wirklich turbulente Geschichte.

51zmzxtj4lLea ist 15 und lebt in einer kleinen Stadt mit den üblichen Problemen einer Heranwachsenende: eine entfremdete Mutter, ein total entfremdeter Vater, eine irre Freundin und ein doofer Typ, der ihr den letzten Platz in einem Computerseminar an der Schule klaut. Das alles wird überschattet, als ihr Vater einen neuen Auftrag bekommt und anfängt sich merkwürdig zu verhalten. Lea ahnt, er schwebt in großer Gefahr, ein Vampir hat es auf ihn abgesehen. Und so fanzinierend das Mädchen Vampire in Büchern findet, so weiß sie doch, dass sie Monster sind. Schließlich muss Lea über alle Schatten springen, umdenken und ihr schlimmsten Albtraum wird Realität.

Schwacher Anfang

Die ersten Seiten haben mich nicht wirklich gepackt. Ein sanftes Hindümpeln und ein Plot, der sehr vorhersehbar ist. Stereotypisch treten die Figuren auf und erfüllen alle Klischees. Auch Lea, die sich verzweifelt nach Zuneigung sehnt, macht da keine Ausnahme. Als typische Außenseiter-Heldin mit wenigen Freunden und einer angeblich untypischen Art ist sie die Paradeprotagonistin eines Jugendromans. Auch die Handlung, die ihren Vater bedroht, ist nicht wirklich spannend oder überraschend.

Große Wende

Darum war ich umso erstaunter, als der Roman eine Art Auszeit nimmt, in der Lea allem den Rücken zudreht und versucht, konsequent zu fliehen. Diese Loslösung von ihrer bisherigen Rolle führt nicht nur den Leser von der Grundlage der Geschichte weg und lässt ihn Neues sehen, sondern sorgt auch dafür, dass Lea Abstand gewinnt. Sehr reflexiv ist dieser Teil und zeigt deutlich Entwicklungen, während die Handlung selbst im Hintergrund weiterläuft. Dass Wegrennen nichts hilft, erkennt auch Lea und kommt quasi geläutert zurück, um den Weg einzuschlagen, vor dem sie bisher immer Angst hatte.

Entwicklungsreise

Der letzte Part dann hat mir wirklich gut gefallen. Die Augsangssituation wurde ausgarbeitet und so ist Leas Intention verständlich und glaubwürdig. Auch ihre Handlungen haben Grundlagen. Trotzdem gibt es noch Überraschungen und durchaus zustätzliche Verworrenheiten, die den Roman breit machen, vielleicht manchmal etwas zu breit. Gut angelegte sind verschiedene Motive, die sich durch die ganze Geschichte ziehen und am Ende geradezu aufgelöst werden. Die tiefschichtige Ausarbeitung wird hier erkennbar und eröffnet Raum für Interpretationen. Das tröstet zumindest etwas über die Schwächen des Romans hinweg.

Vampir oder nicht Vampir

Erfrischend fand ich auch die Art, wie Vampire dargestellt werden. Während Lea zu Beginn das verklärte Bild der modernen Unterhaltungsliteratur kennt, lehnt sie den Vampirismus, als er sie in ihrer Realität erreicht, grundlegend ab. Das Hin und Her zwischen den beiden Extremen ist ein wichtiger Antrieb und bringt Lea zu dem Punkt, an dem sie sich eine eigene Meinung bilden muss. Auch meine Meinung über den Roman ist gespalten. Mir gefällt die Entwicklung in Handlung und bei Lea selbst. Viele andere Charaktere bleiben aber sehr stereotypisch und die lange Anlaufzeit machen den Roman gerade zu Beginn träge. Da hätte es einfach etwas kompakter sein können, auch wenn viel im letzten Teil des Romans aufgeholt wird.

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