Keine Angst, es ist nur Liebe – Marlies Zebinger

Zu Keine Angst, es ist nur Liebe von Marlies Zebinger habe ich mich bei Blogg dein Buch entschieden, weil ich auf eine andere Art Liebesroman gehofft hatte, der zwar leicht zu lesen, aber nicht langweilig ist. Im FeuerWerk Verlag erschienen mit 335 Seiten versprach die Geschichte eigentlich mehr Selbstfindung und die Frau im Mittelpunkt, als schnödes Bla Bla.
Nein, ich wurde nicht getäuscht. Und doch war ich maßlos enttäuscht. Die vielversprechende Geschichte ist furchtbar platt, von Innovation oder Ideenreichtum keine Spur. Die Motive wiederholen sich, die Charaktere sind eindimensional und die Angstbewältigung gerät zur Farce, statt zum psychologischen Programm.
Anna hat Angstzustände, seit sie eine Fehlgeburt hatte und ihr Freund sie für eine andere, mit der er ein Baby gezeugt hat, verlassen hat. Ausgerechnet bei ihrer Oma trifft sie Matts, Eishockeyprofi und gutaussehend. Und vom ersten Moment an in Anna verliebt. Sie aber zieht sich schnell zurück, hat Panik und will die Beziehung beenden, ehe sie begonnen hat. Matts aber macht ihr per Brief den Vorschlag, ihr eine Woche lang täglich eine Aufgabe zu stellen, mit der sie ihre Angst bekämpfen kann. Am Ende der Woche ist Anna sich sicher, Matts noch eine Chance zu geben. Doch wartet er noch immer auf sie.
Mich hatte der Faktor Angst interessiert, die Angstzustände, die Anna bekämpfen muss, der Weg, den sie zurücklegen muss, um im Leben überhaupt wieder anzukommen, das Erkämpfen des Vertrauens. Der Roman aber verspricht von Anfang an eine heile Welt. Ja, Anna hat ihr Kind verloren und ihr Freund hat sie verlassen. Und auch wenn ich glaube, dass das bei manch einem zu Panikattacken reicht, erscheint Anna nicht der Typ zu sein. Sie ist eigentlich lebensfroh und neugierig. Sie steigt sofort auf Matts Angebot ein, sich jeden Tag völlig unbekannten Aufgaben zu stellen, von Fallschirmspringen über Schlittschuhlaufen zur Kindertanzgruppe. Ein Brief von ihm soll reichen, der Frau, die solche Angst hat, diese zu nehmen? Ohne, dass die beiden sich wirklich kennen, verlieben sie sich ineinander? Das ist kitschiger Kinder-Liebeskram und kein Buch für Erwachsene, die wissen, dass erst das Kennenlernen Liebe möglich macht.
Prinzipiell ist Anna eine unglaubhafte Figur. Superintelligent soll sie sein, in allem talentiert, aus purer Planlosigkeit ins Bankwesen getrieben und dann versauert. Möglich. Doch ihre Vorliebe für nichtige, oberflächliche Dinge, eher minderintelligente Fernsehsendungen und ähnliche Merkmale passen für mich nicht zu dieser Person. Annas naive Vertrauensseligkeit passt damit noch weniger zur von der Angst geleiteten Frau. Tausend andere Kleinigkeiten, die ich hier nicht alle aufzählen will, vermasseln die Geschichte außerdem. Der Fokus auf Anna ist dabei wohl gegeben, Selbstfindung allerdings nicht. Anna lernt sich nicht selbst kennen, vielmehr tut sie Dinge, die sie selbst nie tun würde, lässt sich von Matts fotografieren und so mit seinen Augen festhalten. Selbstfindung ist also der Blick des Mannes, nicht die Selbsterkenntnis der Frau. Vor allem das Ende, das lächerlich ideal für Anna zusammengeschustert scheint, selbst wenn sie davor kurz bangen muss, hat dem Roman den letzten Stoß gegeben.
Der Stil, über den ich wirklich gerne etwas Positives sagen würde, nachdem schon die Geschichte mir nicht gefallen hat, ist dabei absolut nicht meins. Annas Gedanken sind wirr, ungeordnet, führen von A nach H, nach C und L, ohne Ordnung und Plan. Es ist, als würde das Buch plappern, ohne auf den Punkt zu kommen und ohne, dass der Roman wirklich etwas davon hätte. Mitunter musste ich Pausen beim Lesen machen, weil ich den Stil wirklich unerträglich fand. Für mich war das Buch leider ein absoluter Reinfall und das tut mir Leid, für meine Lesezeit, aber auch für das Buch, die Autorin und den Verlag.

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