Impressionismus – der Blick nach Innen

Die Industrialisierung hatte starken Einfluss auf die Texte um 1900 (Foto: SD-Pictures/ pixabay.de)

Nachdem Realismus und Naturalismus beide nicht so ganz zufriedenstellend waren, gab es unterschiedliche Strömungen, die versucht haben, aufzufangen, was dem Zeitgeist entsprach. Von Epochen können wir hier nicht mehr sprechen, da zu viele Tendenzen und Strömungen parallel auftreten und absolut nicht mehr eindeutig voneinander zu trennen sind. Etwa von 1890 bis 1910 ist der Impressionismus anzusiedeln. Hier konzentriert sich die Literatur auf dem sprachlichen Ausdruck der momenthaften Gefühlswelt. Farben und Licht sind wichtige Motive auch in der Literatur. Im Gegensatz zu Realismus und Naturalismus, die die Wirklichkeit abbilden wollten konzentriert sich der Impressionismus auf Impressionen, subjektiven Momentempfindungen. Hierbei wurde durchaus auf den Sekundenstil zurückgegriffen, nur dass die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren im Vordergrund standen. Neben Tagebuchromanen wie Rilkes Aufzeichnungen des Malte Lauris Brigge war der innere Monolog wie beispielsweise Arthur Schnitzler ihn verwendete sehr beliebt. Lautmalereien, viele Metaphern und viele Adjektive waren in impressionistischen Werken beliebt.

Zwischen Symbol und Ding
Eines der berühmtesten Gedichte Rilkes ist Der Panther (Foto: Eelffica / pixabay.de)

Der Symbolismus tritt dabei, je nachdem, welchen Literaturwissenschaftler wir fragen, als Tendenz des Impressionismus auf oder wird als eigene Strömung betrachtet. Er wird von 1890 bis 1920 angesiedelt und ist im Grunde eine Folge von Sprachkrise und Fin-de-Siècle. Während die Sprachkrise am Individuum und der Fähigkeit der Sprache zweifelt, suchen die Literaten gerade deswegen neue Ausdrucksmöglichkeiten. Im Symbolismus wird darum das Symbol erhoben und zieht sich durch die Werke. Eine ästhetische Literatur (im Sinne von schön) sollte geschaffen werden. Dazu gingen die Symbolisten wie beispielsweise Rilke (Dinggedichte: der Panther, der Ball, das Karussell) von einer Art innerer Verwandtschaft zwischen Dingen und Worten aus.

Grenzen der Sprache
Sprachkrise und Sprachskepsis suchten neue Wege (Foto: wilhei / pixabay.de)

Die Sprachskepsis selbst ist am Deutlichsten in Hofmannsthals Ein Brief zu erkennen. Während der fiktive Verfasser an der Fähigkeit der Sprache zweifelt, nutzt er gerade sie, um sich verständlich zu machen. Während die Sprachkrise die Sprache per se fokussierte galt die Fin-de-Siècle-Stimmung (1890-1914) dem Umbruch der Jahrhundertwende. Die Industrialisierung, Moderne und auch die aufkeimenden Sorgen der politischen Verhältnisse, die im Ersten Weltkrieg gipfelten, sind hier zu erkennen. Unter dem Begriff der Dekadenz wurde entgegen einer Aufbruchsstimmung eine Stimmung des Verfalls verstanden.

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2 Kommentare

  1. Die Aufzeichnungen des Malte Lauris Brigge habe ich mir vor wenigen Tagen zugelegt. Ich habe Rilke sehr gerne, aber kenne bisher nur seine Briefe und Gedichte. Bin schon gespannt. Hast du es gelesen?
    Lg, Anja

    1. Auch noch nicht, aber es liegt auf dem SuB

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