Ich bin so hübsch – Hazel Brugger

Bei Kein und Aber wurde bereits 2016 Ich bin so hübsch von Hazel Brugger veröffentlicht. Seit 2017 gibt es nun bereits die vierte Auflage voller überarbeiteten Kolumnen und Artikel der schweizerischen Kabarettistin. Danke an den Verlag für mein Exemplar.

Ich kannte Hazel Brugger vorher nicht – so ehrlich will ich sein. Mich haben vor allem der Titel und der Klappentext angesprochen. Um lustige wie schmerzhafte Texte soll es gehen, die Alltagsthemen aufgreifen und somit auch Alltagskritik beinhalten. Der Titel hat mich vermuten lassen, dass es dabei auch um klassische Stereotype geht. Wenn auch nicht ganz so wie erwartet, hatte ich damit schon mal recht.

positiv überrascht

Viele Comedians schreiben, wie sie auf der Bühne stehen. Es sind Abschriften ihrer Sprüche und Sketche, die gespielt mit der richtigen Betonung Lachtränen hervorrufen – aufgeschrieben aber oft eher ein müdes Gähnen. Die Show fehlt und lesbar ist der Text dann nur, wenn man die Stimme des Komödianten im Ohr hat. Darum war ich sehr gespannt, wie der Witz hier übertragen wird. Einen Vorteil hat Hazel Brugger gegenüber den eben gemeinten Kollegen: Ihre Beiträge, aus denen das Buch gestaltet wurde, sind bereits von Anfang an für die schriftliche Veröffentlichung gedacht gewesen. Das merken die Leser von ersten Satz an.

Während sie sich durch verschiedene Themen – vom alltäglichen Einkauf über Sexismus, Ethik bis zum dem Älterwerden – schreibt, zeigen ihre Texte nicht nur eine grandios eingefangene Menge an Sarkasmus, sondern sehr tiefe Überlegungen. Sorgfältig verpackt in Worten, die aufwecken, aber nicht hetzen. Wenn es beispielsweise um die Frage geht, ob Frauen nicht so lustig wie Männer sind, macht Brugger daraus einen wunderbaren Artikel über Alltagssexismus, ohne dass es einem mit dem Zaunpfahl an den Kopf geklopft wird. Der Stil ist einnehmend, nicht aufgesetzt oder gezwungen komisch.

Mehr als nur lustig: Ich bin so hübsch von Hazel Brugger
Kritik und Humor

Viel wichtiger, als der Lacher zwischendurch, sind die Themen selbst, die Kritik, die sich dahinter verbirgt. Hier zeigt sich ein kluger Kopf, der gekonnt mit Worten spielen kann. Dass ich beim Lesen nicht jedem Argument zustimme, finde ich am Ende halb so wild. Dafür sind die Texte zu interessant, der Hintergrund zu tief und die Überlegungen, die bei mir ausgelöst werden zu weitreichend.

Eine gelungene Essaysammlung, die überrascht und die Komik im Alltag genauso wenig verliert, wie die Kraft der Kritik im Witz. Wer gerne mitdenkt und auch andere Gedanken liest, ist hier gut beraten.

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1 Kommentar

  1. haha, schon das Cover lässt erhahnen dass der Tüten_ „Querkopf“ darüber oft mit dem hübschen Gesicht darunter eher frontal, als konform zur Masse geht.
    Danke Eva für die Besprechung – die macht definitiv Lust auf mehr …

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