I shall wear midnight – Terry Pratchett

Wie in der Rezension zu The fifth Elephant schon erwähnt, habe ich gerade auch I shall wear midnight von Terry Pratchett gelesen. Und war begeistert. Wie in Wintersmith ist Hauptfigur die junge Hexe Tiffany Aching. Zu Beginn der Geschichte ist sie fünfzehn und macht sich doch langsam Sorgen, um ihr Privatleben. Immerhin hat sie als Hexe auf dem Lande so viel mit Geschwüren und Fußverbänden zu tun, dass kaum Zeit für Gleichaltrige bleibt, und dann ist da noch das Problem, dass sie eine Hexe ist, und viele sind da doch skeptisch. Leichter wird das auch nicht, als ihr alter Freund, Roland, der Sohn des Barons, gerade seine Hochzeit plant. Aber Tiffany ist eine Hexe und sagt sich immer wieder, wie sie sich als Hexe eben zu verhalten hat.

Doch die Sache läuft aus dem Ruder, als ein Mann im Dorf seine unehelich schwangere Tochter so zusammenschlägt, dass sie das Kind verliert. Zu Genesung bringt Tiffany das Mädchen zu den Nac Mac Feegles, wo sich ungeahnte Talente offenbaren. Doch das passt den Dorfbewohnern gar nicht. Schnell gibt es Gerüchte, Tiffany hätte das Mädchen entführt und zu den Feen verschleppt. Als der alte Baron dann auch noch ausgerechnet während eines Gesprächs mit ihr stirbt, sieht es schlecht für die junge Hexe aus. Sie reist kurzerhand nach Ankh-Morpork, um Roland die schlechte Nachricht selbst zu überbringen.

Doch dort läuft alles endgültig aus dem Ruder. Eine seltsame Kreatur verfolgt Tiffany und droht ihr an, sie zu verbrennen, den „Cunning Man“. Diese mythische Figur taucht immer wieder auf, verbreitet einen Hass auf Hexen und ruht erst, wenn er besiegt, oder die Hexe tot ist. Tiffany reist zurück aufs Land und wird von Roland eingesperrt. Wissend, dass er sie nicht wirklich festhalten kann, macht sie es sich im Turm, der zum Ziegenstall umfunktioniert wurde gemütlich und besucht nachts nicht nur ihre Patienten sondern auch Rolands Verlobte Letitia. Die ist gar nicht so blass, wie es den Anschein hat. Letitia ist selbst Hexe und weiß es noch nicht so richtig. Aus Eifersucht hat sie Tiffany mit einem Fluch belegt, wodurch die Aufmerksamkeit des Cunning Man sich auf die junge Hexe richtete. Gemeinsam heben sie den Fluch auf, und die Lage entspannt sich zumindest zeitweilig und Tiffany wird von Roland reumütig freigelassen.

Eine junge Schlosswache, Preston, hilft Tiffany bei den Vorbereitungen zur Beerdigung und kurz darauf findet bereits die Hochzeit statt. Zu den Feierlichkeiten reisen nicht nur Lady Magrat, Oma Wetterwachs und Nanny Ogg an, sondern auch Hexen aus Ankh-Morpork. Tiffany weiß, wenn sie es nicht schafft, den Cunning Man zu besiegen, werden die anderen Hexen sie töten, um den Geist wieder loszuwerden. Als Roland nach dem Junggesellenabschied verschwunden bleibt machen Preston und Tiffany sich auf die Suche nach ihm. Als sie ihn im Schlamm finden eilt auch Letitia herbei, die sich um ihren Zukünftigen Sorgen macht. Doch diesen Moment hat der Cunning Man abgewartet. Mit einem gestohlenen Körper verfolgt er die vier. Doch Tiffany und Preston haben einen Plan. Während Tiffany mit dem Brautpaar in Richtung Schloss rennt, eilt Preston in die entgegen gesetzte Richtung. Er zündet das Feld an, und schließt so den Cunning Man, aber auch seine Freunde ein. Tiffany nutzt ein altes Vermählungsritual und kann sich und das Brautpaar retten, während der Cunning Man scheitert und verbrennt.

Die Geschichte auf Leben und Tod wird aber nicht nur durch Tiffanys emotionale Verwirrung durch die Hochzeit ihres Exfreundes und die Begegnung mit Preston interessant gemacht. Es geht viel mehr um die Stereotypischen Vorstellungen in den Köpfen der Menschen, die es erst möglich machen, dass sie vorschnell über die Hexen urteilen. Und es geht, wie schon in Wintersmith, um das wachsende Selbstbewusstsein von Tiffany. Mit jedem Schritt lernt sie sich selbst besser kennen, findet heraus, was sie will und wird sich über einiges im Klaren. Zu Recht wird I shall wear midnight als Jugendbuch deklariert, die Geschichte ist deutlich jugendlich was bestimmte Einstellungen und Probleme der Protagonisten angeht. Doch wie viele gute Jugendbücher unserer Zeit, ist auch dieses bestens für Erwachsene geeignet. Denn Tiffany ist zwar ein Teenager, aber sie ist auch eine Hexe. Und wer sich mit Pratchetts Hexen auskennt, weiß, dass sie ihre eigene Zeitrechnung haben, was das Altern angeht.

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