Himmelstiefe – Daphne Unruh

Eine neue Reihe, eine neue Geschichte. Himmelstiefe von Daphne Unruh schien da genau das Richtige, Fantasy, aber doch ein bisschen anders – hatte ich gehofft. Immerhin 529 Seiten hat der erste Band der Zauber der Elemente – Reihe um ein Mädchen, das die Elemente beherrscht.

Kira ist im letzten Schuljahr, als seltsame Veränderungen geschehen, scheinbar ausgelöst durch einen neuen Mitschüler, Tim. Der Sportlehrer fliegt durch die Luft, ein Bett gerät in Brand und Kira kennt sich selbst nicht mehr. Während ihre Mutter sich ernsthafte Sorgen macht und ihre Freundin psychologisch an die Sache ran gehen will, erzählt ihre Internet-Freundin Atropa ihr, dass sie in Gefahr schwebt und gibt Kira seltsame Anweisungen. Schließlich glaubt nur noch Tim, dass Kira nicht verrückt ist und Kira muss fliehen – vor ihren Eltern und ihren Freunden. Atropa scheint ihre letzte Rettung zu sein, doch beim Versuch, die Freundin zu finden, ertrinkt Kira fast und wacht in einer anderen Welt auf.

Dort erfährt sie, dass sie die Kräfte hat, ein Element zu beherrschen, und auf einer Akademie ausgebildet werden soll. Sie wird dem Element Erde zugeteilt, erfährt und bemerkt aber schnell, dass sie auch andere Elemente beherrscht. Nach und nach zeigt sie Fähigkeiten bei Feuer, Wasser, Luft und Äther. Ihr Lehrer ist der einzige, der zumindest von einem Teil dieser Entdeckungen weiß und er überzeugt Kira, es für sich zu behalten, da die Akademieleitung Angst vor Leuten hätte, die mehrere Elemente beherrschen können. Geschichten aus der Vergangenheit verstärken diesen Eindruck für Kira und der gutaussehende Leo, der sich für sie interessiert, macht die Trennung von Tim erträglicher. Doch Atropa ist immer noch da und warnt Kira, dass sie niemandem vertrauen soll und sie noch immer in Gefahr schwebt.

Der Stil von Himmelstiefe ist flüssig und fesselnd, auch wenn es einige Schwachstellen gibt, auf die ich noch zurückkomme. Erst einmal das Positive. Endlich ist es nicht der Junge, der das Mädchen in die geheimnisvolle Welt führt oder Teil von ihr ist. Tim ist ein ganz normaler Mensch, der lediglich einen Hang zur Spiritualität besitzt. Und Leo dagegen ist in der Welt der Elemente so fest verankert, wie Tim in der Menschenwelt.

Die vielen Charaktere sind zwar anfänglich eher eindimensional, bekommen im Laufe des Buches aber durchaus eine gewisse Tiefe. Jede und jeder hat seine Geschichte, die ihn zu dem gemacht hat, was er ist und wie er handelt. Dass Gut und Böse nicht als festgesetzte Mächte nebeneinander gestellt werden, ist schön und regt den Leser zum Nachdenken an. Vielmehr wird Gut und Böse als in jedem Wesen enthaltend aufgezeigt. Jede*r hat dabei seine Wahl, die er durchaus revidieren kann.

Schwach ist in meinen Augen vor allem Kira selbst. Sie scheint immer sicher zu sein, was sie absolut nicht will – und das bekommt sie dann. Ihre anfängliche Abneigung zu Tim endet darin, dass sein Bett Feuer fängt – bei Leo ist es nicht viel anders. Sie schwankt extrem zwischen dem Vertrauen zu Atropa und dem absoluten Lossagen von dieser Freundin. Genauso wie sie zwischen Liebe und Ablehnung ihren Eltern gegenüber schwankt. In nichts ist sie sicher, auch wenn sie immer so felsenfest tut. Da sie aber die Erzählerin ist, macht das die Geschichte selbst teilweise wankelmütig. Wenn Kira von etwas total überzeugt ist, lernt sie im nächsten Augenblick, dass alles vollkommen anders ist.

Auch der Fokus auf Oberflächlichkeiten ist extrem gesetzt. Nicht nur Tim und Leo sind extrem gutaussehend, auch Kira wird, seitdem sich ihre Kräfte entwickeln, zum Inbegriff eines Topmodells. Da ihre Mutter ausgerechnet das einmal war und Kira sie dafür immer verurteilt hat, ist diese neue Eigenschaft, die Kira durchaus angenehm findet, nur ein weiterer Beweis dafür, dass sie gerne so tut, als stünde sie über allem. In Wirklichkeit ist sie der Inbegriff der Vorstellung eines ‚Mädchens‘: Nur Jungs im Kopf, um ihr Aussehen besorgt und schrecklich emotional. Immerhin schwankt sie teilweise im Minutentakt von Leo zu Tim und wieder zurück. Glaubhaft finde ich sie darum nicht. Aber abwarten, wie nach Himmelstiefe der zweite Teil Schattenmelodie ist, denn unzuverlässige Erzähler haben schon ganz andere Romane groß gemacht.

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