Harry Potter and the Philosopher’s Stone – J.K. Rowling

Mit einem genialen Buch habe ich diesen Monat sieben auf einen Streich erlegt. 1997 zum ersten Mal auf Englisch erschienen ist der erste Harry Potter Band ideal für die Hauptaufgabe von Einmal durchs Regal, er zählt außerdem für die SciFi-Fantasy-Dystopie-Aufgaben, die gezeigte Narbe auf dem Titelbild ist das letzte Etwas für die Titelbilderherausforderung und es ist mein erster Beitrag zur Harry-Potter-Herausforderung. Zu diesen vier damit bewältigten Leseaufgaben ist eines der Bücher, das ich für meinen Exkurs in die fremdsprachige Literatur für meine Dissertation behandle (die ganze Reihe um genau zu sein). Zu diesen fünf Punkten, die für die Wahl sprechen gesellt sich der, dass ich den ersten Band auf Englisch bisher noch nicht gelesen hatte (Schande über mein Haupt) und ich damit nicht etwa ein bereits gelesenes Buch wiederlese, sondern tatsächlich meinen SUB verkleinere. 332 Seiten hat meine Ausgabe von Bloomsbury und ist die ideale Vorbereitung darauf demnächst den ersten Film mit meinem Sohn in Angriff zu nehmen (siebter Punkt) und ihn mit etwas Glück auch das Buch schmackhaft zu machen.

Der Inhalt ist bekanntes Gut, auch wenn ich an der Uni tatsächlich einen Professor getroffen habe, der zugegeben hat, nie auch nur eines der Bücher gelesen zu haben (und so jemand unterrichtet Literatur^^ glücklicherweise Deutsche, sonst wäre der Fauxpas unermesslich): Harry Potter, aufgezogen von Onkel und Tante, die ihn immer mies behandelt haben, erfährt, dass er ein Zauberer ist und seine Eltern im Kampf gegen einen bösen, tyrannischen Magier gestorben sind, der auch Harry töten wollte, es aber nicht geschafft hat und stattdessen seit jenem Tag verschollen ist. Die magische Welt ist für Harry eine Zuflucht, ein erstes richtiges Zuhause. Er findet Freunde und erntet Bewunderung. Doch nicht nur Harry ist in seine Welt zurückgekehrt, auch ein geheimnisvolles Objekt wird in der Schule versteckt und Harry muss es vor dem dunklen Zauberer schützen, der ihn schon einmal hatte umbringen wollen.

Schon beim ersten Kapitle dachte ich nur „Wow“. Jahre ist es her, seit ich den Band gelesen hatte – und dann auch auf Deutsch. Jetzt in das Original frisch einzusteigen, war wie ein kleiner Zauber. Mein Mann lugte über meine Schulter, beschwerte sich, dass es ja ganz anders sei als im Film und ich lächelte das Lächeln einer Lesenden. „Ja“, sagte ich. „Es ist viel besser.“ Dumbledores Knipser, beispielsweise, der denen, die nur die Filme kennen, erst bei den Heiligtümern des Todes begegnet. Wie hab ich dieses Teil damals schon geliebt, als ich zwölf war und den ersten Band aus der Schulbibliothek ausgeliehen hatte. Damals, als es noch keinen Harry-Potter-Fanatismus gab. Ehe der dritte Band erschienen war, lange vor den Filmen. Ich war eine der Leserinnen der ersten Stunde, naja, fast. Den zweiten Band gab es auch schon.

Ich verschlang die Worte, tauchte ein, fuhr nach Hogwarts, sah die große Halle vor mir. Harry Potter, da sind sich Kritiker und Leser weitestgehend einig, ist verdammt gut geschrieben. Selbst, wer keine Fantasy-Geschichten mag, muss zugeben, dass die Erzählung gelungen einsetzt, Spannung verspricht, ein Mysterium aufbaut, dass es zu entwirren gibt. Da das Buch nicht mit Harry, sondern mit seinem Onkel beginnt, wird die andere Sicht der Dinge aufgezeigt, ehe die magische Welt offenbart wird. Ein toller Einstieg, ein langsames Hineinrutschen sozusagen. Und dann verschlingt es dich.

Natürlich ist der erste Band, der in erster Linie Kinder adressiert, etwas einfacher geschrieben, mit einfacheren Figuren, einer weniger verworrenen Handlung. Doch auch deswegen, weil hier bereits einiges Angelegt ist, was dem treuen Leser erst in den späteren Bänden wiederbegegnet. Mit großartiger Voraussicht und einem wahnsinnig guten Kennen der eigenen Geschichte (nein, das ist nicht immer selbstverständlich) wird hier ein Universum aufgebaut, mit eigenen Naturgesetzen, die nicht etwa beliebig wieder aufgehoben werden, sondern bestehen bleiben.

Der ganze Band kann als Einführung in diese Welt gesehen werden. Bis zuletzt werden Figuren eingeführt (Voldemort etwa tritt erst am Ende auf die Bühne) und Sachverhalte geklärt. Viele dieser Vorstellungen sind im zweiten Band dann nicht mehr nötig, beziehungsweise sie werden dort minimalistisch gehalten, für alle, die den ersten nicht kennen.

Da ich das Buch aber auch mit dem Blick auf die Mutterfiguren gelesen habe, werde ich nun auch dazu meinen Senf geben. Hier sind die Mutterfiguren noch relativ im Hintergrund. Das wird sich ändern. Tante Petunia ist die erste Mutter die auftritt. Und entgegen der allgemeinen Meinung ist sie keine schlechte. Im Gegenteil. Sie entspricht dem Bild der liebevollen, verhätschelnden Mutter, die ihr Baby mit rosaroter Brille sieht, es immer liebt und verehrt, egal wie unmöglich es sich benimmt. Denn ihr Baby ist Harry Cousin Dudley, nicht etwa Harry selbst. Wie eine grimmsche Stiefmutter benachteiligt sie Harry, um ihr eigenes Kind zu übervorteilen und zu schützen (immerhin hat sie vor der magischen Welt Angst). Dennoch wird sie dabei nicht als Ideal gezeichnet, denn Dudley ist verzogen, schlägt nach Mutter und Vater und wer noch so da ist. Als Hausmutter gilt Professor McGonagall als „kinderlose Mutter“. Sie ist streng und zeigt oberflächlich wenig Gefühle, immerhin ist sie auch als Lehrkraft distanziert zu ihren Schülern. Doch dadurch hat sie einen klaren Blick, bestraft Fehler und erkennt auch Möglichkeiten an, wie etwa, dass Harry einen Besen bekommt und in der Quidditch Mannschaft spielen darf. Zuguterletzt tritt Molly Weasly auf den Plan. Mehrfache Mutter, etwas chaotisch und doch auch immer etwas durchorganisiert (sieht man schön darin, wie sie mit den Zwillingen umgeht). Liebe und Fürsorge stehen bei ihr vor materiellen Gütern (selbstgestrickte Pullover zu Weihnachten) und doch erzieht sie ihre Kinder und bringt ihnen moralische Werte bei. Sie kann hier durchaus als ideale Mutter gesehen werden, auch wenn sie sich durch die vielen Kinder und das wenige Geld Beleidigungen aussetzen muss (bzw. ihre Kinder).

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