Half Wild – Sally Green

Half Wild ist der zweite Band von Sally Green rund um den Hexer Nathan. Als Blogg dein Buch den 402 starken Roman, der frisch bei Penguin Books erschienen ist, zur Auswahl hatte, habe ich nicht lange gezögert, zu gespannt war ich auf die Geschichte.

Das Gute: Der erste Band muss nicht notwendigerweise gelesen werden, um sich hier zurecht zu finden. Ich hatte ihn bisher noch nicht auf dem Radar und bin prima zurechtgekommen. Das Wichtigste wird ohnehin an den passenden Stellen erklärt, so dass Sachverhallte und Schlüsse klar werden, aber auch keine Nacherzählung des ersten Bandes auftaucht. Dafür ist der Leser hier bereits mitten im Geschehen drin, die Spannung ist bereits am Anfang relativ hoch und manches erst mit der Zeit zu enträtseln hat seinen ganz eigenen Charme.

Nathan Byrn ist beides, schwarzer und weißer Hexer, noch dazu Sohn es Massenmörders Marcus, aber aufgewachsen in der Welt der weißen Hexen, die jahrelang darauf warteten, dass sich die Prophezeiung erfüllt und Nathan seinen Vater tötet. Zu Beginn des zweiten Bandes hat Nathan dieser Welt aber den Rücken zugekehrt, in der er gefoltert und verstoßen wurde. Er wartet allein in der Wildnis auf Gabriel, seinen besten Freund. Während er immer sicherer ist, das sein Freund tot ist, hat er Mühe mit seiner Gabe (gift), die ihn anfangs noch unkontrolliert in ein wildes Tier verwandelt, das töten und fressen will. Nesbitt findet ihn und führt ihn zu Van, die Gabriel geholfen hat. Gemeinsam machen die vier sich auf Nathans große Liebe Annalise zu retten. Dabei werden Gabriels Gefühle für Nathan immer deutlicher und auch Nathan weiß irgendwann nicht mehr, was er eigentlich wirklich will. Mit einer Gruppe schwarzer und weißer Hexen, die gemeinsam kämpft, um den Tyrannen der weißen Hexen zu besiegen, gelingt es Nathan, seinem Vater endlich näher zu kommen. Doch die Angst vor sich selbst, der Prophezeiung und dem, was Annalise von seinem schwarzen Teil halten wird, verfolgt Nathan weiter.

Der Plot ist spannend bis zuletzt, manchmal geradezu unvorstellbar einfach und dann wieder so verstrickt und überraschend, dass es ein ungeheurer Spaß ist weiter zu lesen und dahinter zu kommen, wo alles hinführt. Dass Nathan Marcus näher kommen kann und dabei nur zu gern in die Rolle des lernenden Sohnes schlüpft, ist ein kluger psychologischer Schachzug, interessiert sich Nathan doch sonst nur für Annalise, ihre Rettung und damit auch dem, was ihn als weißen Hexer auszeichnet. Auch die Gegenüberstellung von Annalise und Gabriel finde ich sehr interessant. Die Gegensätze werden hier nicht nur durch die Geschlechter, sondern auch durch den unterschiedlichen Zugang zu Nathan und die verschiedenen Arten der Zuneigung ausgearbeitet.

Der Stil ist dabei schnell und lässt selten Raum für Verschnaufpausen. Da der Roman im Präsens geschrieben ist, bekommt die Handlung etwas Plötzliches und Rasantes. Selbst die Momente der Innensicht sind dadurch zwar reflektierend, aber rasant und wild. Das Instinkthafte des wilden Tieres findet sich dadurch auch in der Sprache wieder. Obwohl der Roman mit Nathan als Erzähler vor allem ihn in den Fokus rückt, schafft es die Autorin auch die Gefühle und Gedanken der Nebenfiguren so in Szene zu setzten, dass sie erkennbar, wenn auch manchmal nur angedeutet bleiben. Das ist nicht leicht und hier wirklich gut umgesetzt.

Schön finde ich außerdem, dass die magische Welt geheim gehalten in der realen Welt verortet wird, die Orte demnach einen gewissen Wiedererkennungswert haben. Gleichzeitig ist der Plot selbst relativ Abseits dieser realen Welt, um losgelöst von gewissen Normen zu sein. Dadurch findet sich der Leser (die Leserin) leichter zurecht und kann doch ganz in eine magische Welt abtauchen.

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