Freisprung – Manuela Tengler

Nein, die Maiaufgaben von Einmal durchs Regal sind für mich keine leichten. Ein Jugendthriller sollte es als Nebenaufgabe sein. Einen kurzen habe ich mir ausgesucht, gerademal 215 Seiten hat Freisprung von Manuela Tengler. Vielleicht einfach zu kurz, denn gut war das Buch beim besten Willen nicht.
Nadine ist unendlich traurig, denn ihr großer Bruder ist tot. Als sie auf den geheimnisvollen Mark trifft, holt sie die Faszination für den Jungen aus ihrer Lethargie. Und auch Mark ist fasziniert von seinem „Engel“. Sie umkreisen sich und finden zueinander. Doch leichter wird damit nichts. Mark lebt ein Leben voller Extreme, er vergöttert Nadine und zwängt sie ein, rast vor Eifersucht und verspricht ihr das Blaue vom Himmel. Anfänglich genießt Nadine die extreme Art der Liebe, dann fühlt sie sich eingeengt und schnappt nach Luft. Während Mark die Augen vor seinem Problem verschließt, wird Nadine schwanger und muss sich entscheiden, welche Zukunft sie für sich und ihr Kind will.
Die Beziehung ist, selbst wenn die Autorin es nicht so sieht, zum Scheitern verurteilt. Nadine springt von den elterlichen Zwängen in den goldenen Käfig bei Mark. Sie kann sich nicht entwickeln, wird Mutter, bevor sie dem Kind entwachsen ist. Sie unterwirft sich Mark, immer wieder . Jeder ihrer Versuch sich von ihm zu trennen, endet bei ihm. Und meistens ist es allein der Trotz, ihrem Vater und ihren Freunden nicht recht zu geben, der sie in Marks Arme wirft. Damit hilft sie ihm nicht, der endlich in Therapie gehen sollte, weil er Borderline hat. Sie ist keine starke Stütze für ihn, sondern eine Idealisierung, der sie nie gerecht werden kann, an die er sich verzweifelt klammert, ohne die Verantwortung für sich selbst und seine Taten zu erkennen. Es sind Kinder, reinste Kinder, die hier keinen Deut erwachsen werden, sondern sich selbst am Ende mit einer grausamen, kindischen Lüge weiter von ihren Mitmenschen abschotten.
Dabei ist das Buch beim besten Willen nicht spannend. Es ist keine perfekte Liebesgeschichte, die sich als Albtraum entpuppt, kein dramatischer Einblick in die menschliche Psyche, kein spannendes Zusammenspiel zwischen Ahnen und Fühlen. Es ist platt, richtig platt, trieft vor Klischee und zeigt eine vorhersehbare Handlung und eindimensionale Charaktere auf allen Seiten. Nadine sucht Liebe und findet Abhängigkeit, Mark sucht Rettung und findet Verantwortung, die er nicht will. Der Versuch, in jedem Abschnitt extrem zu sein und Extreme aufzuzeigen, ermüdet mich als Leser. Alle gehen aus diesem Roman als Verlierer. Und zwar nicht, weil das Schicksal ihnen keine andere Möglichkeit gibt und sie die verzweifelten gefallenen Helden darstellen, sondern schlicht aus Feigheit, Faulheit und Unverstand. Weder ändert Mark sein Leben und geht zur Therapie für seine Tochter, noch befreit sich Nadine aus den Zwängen, die sie festhalten. Das verlogene Ende beweist das, denn die Protagonisten belügen nicht nur Marks Mutter, sondern auch sich selbst. Immerhin, ein zutiefst glaubwürdiges und trauriges Ende ist das schon irgendwie.
Nein, ich hatte keinen Lesefreude, keinen plötzlichen Spaß beim Thriller, dabei hatte ich noch gehofft, dass der Jugendthriller mit diesen Monat am ehesten liegen würde. Und auch wenn ich Thrillern gegenüber stets zurückhaltend bin und immer darauf hinweise, dass ich nunmal voreingenommen bin und sie generell nicht gerne lesen, kann ich bei Freisprung kaum annehmen, dass wirkliche Thrillerfreunde hier auf ihre Kosten kommen oder das Buch für jeden, der nicht nur leicht und locker oberflächlich drüberlesen will, empfehlenswert ist. Und das tut mir ehrlich Leid.

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