Frau Kassel will Wunder – Ulrike Schwieren-Höger

Frau Kassel will Wunder von Ulrike Schwieren-Höger habe ich für eine Blogtour gelesen. Ich war gespannt, wie die Autorin an den Grad zwischen Schulmedizin und alternativen Methoden, zwischen Erkrankung und trotzdem Leben herantritt. 224 Seiten hat der Roman, der bei Hergarten-Media erschienen ist.

Die Hauptfigur Charlotte ist an Krebs erkrankt und wartet im Krankenhaus darauf, dass es vor oder zurück geht. Die Schulmedizin hat keine Verbesserung gebracht, der Krebst stagniert, er wächst nicht, ist aber weiterhin bedrohlich. Sie sieht Tod und Leid, Leben die Enden, die Ungerechtigkeit der Krankheit. Und sie muss da raus, das weiß sie. Entgegen der Meinung der Ärztin verlässt sie das Krankenhaus und begibt sich auf die Suche nach einem anderen Weg. Dass dieser Weg sie am Ende auch ein bisschen mehr zu sich selbst führt, mag der Leser erraten, sie selbst will einfach nicht glauben, dass ihr Leben ein Daueraufenthalt im Krankenhaus sein muss. Sie trifft dabei auf Wunderheiler, Engelsbeschwörer, Wiccas und Einsteins Gehirn, auf Liebe, Glaube und Hoffnung.

Der rote Faden des Buches war für mich durchkreuzt und wankelmütig. Dass mitten in der Handlung die Schwester, mit ihren eigenen Probleme, als zweite Protagonistin eingeführt wird, hat eine ganz andere Ebene erschlossen, die aber mit der eigentlichen Thematik des Buches weniger gemein hatte. Gerade bei einem so schweren Fokus war das für mich einfach zu viel auf einmal gewollt.

Dass die Protagonistin zwischen Glauben und Wissen hin und her schwankt, bereit ist viel auszuprobieren, aber im Hinterkopf immer skeptisch bleibt, fand ich gut, denn auch mir fällt es schwer, an einige alternative Heilmethoden zu glauben. So blieb der kritische Umgang erhalten und inwieweit der Leser die „Heilkräfte“ mancher Heiler anerkennt bleibt letztlich ihm überlassen.

Zu viel dagegen fand ich auch den Einbezug der NS-Kritik und zwiespältig bin ich auch bei der Idee einen Heilungskurs in so einem negativ besetzten Gebäude anzubieten und damit ein so weites Fass aufzumachen. Krebs und Nationalsozialismus sind beides so weitreichende Themen, dass hier einfach zu viel zusammenkommt und die eigentliche Aussage verwischt wird.

Gelungen fand ich die Figur des Heilers selbst, der auch auf der Suche nach mehr ist und es nicht genau benennen kann. Die seltsame Beziehung zwischen ihm und Frau Kassel hat für mich das Buch bei der Stange gehalten und einen gewissen Rahmen erzeugt, der sehr wichtig war. Gerade wo das Buch viele monologische Stellen und Gedankengänge hat war der Austausch mit dieser zweiten Figur von enormer Bedeutung.

So ganz habe ich den Zugang einfach nicht gefunden, dafür war einfach zu viel versammelt. Vielleicht ist das Buch gerade deswegen für jemanden in einer ähnlichen Situation besser geeignet.

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3 Kommentare

  1. Hallo,

    nun ich bin persönlich von dieser Art von Büchern völlig abgekommen.
    Denn auch im Bekannten-oder Freundeskreis gibt es immer wieder Fälle von Krebs und ich persönlich bin echt hilflos dann.

    Und es bringt mir persönlich dann auch nichts wenn ich davon/dazu einen Roman lesen…es ist einfach nur schwer und letztendlich muss jeder selber mit der Sache klar kommen.

    Da helfen alle Bücher diese Welt nichts. Sorry aber meine Einstellung dazu….LG..Karin…

    1. Das kann ich gut verstehen, liebe Karin. Jeder muss seinen Weg finden. Mir haben Bücher dabei oft geholfen.

  2. Hallo, liebe Eva-Maria, vielen Dank für Deine Kritik. Ich werde sie mir zu Herzen nehmen, zumal meine Intention offensichtlich nicht deutlich wird. Der wichtigste Aspekt für mich ist die Frage, ob Gedanken dazu beitragen können, den Körper zu heilen. Deshalb der Bezug zu Einstein und den Nazis. Einstein hat sich in seiner Gedankenwelt keinerlei Grenzen gesetzt und ist in Sphären vorgerückt, die als undenkbar galten. Die Nazis haben mit zersetzenden Gedanken die Welt an den Abgrund gebracht. Da ist die Frage: Welche Gedanken hege ich und können sie mir helfen und dazu beitragen, den Körper zu heilen? Liebe Grüße Ulrike

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